Mülheim. . Der Stadtrat billigt 280.000 Euro für die Durchführungsgesellschaft der IGA 2027. Doch hinter vielen Projekten dürfte ein Fragezeichen stehen.

Die Stadt Mülheim kann sich an der Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2027 in der Metropole Ruhr beteiligen. Der Stadtrat beschloss jetzt mit großer Mehrheit, dass die Stadt zehn Jahre lang einen jährlichen Beitrag von 28.000 Euro an die Durchführungsgesellschaft der Gartenausstellung zahlt. Dies ist Voraussetzung für die Teilnahme – und die wieder ist notwendig, um Fördergelder zu bekommen. Doch ob die Stadt sich große Projekte leisten kann, steht in den Sternen.

Auch interessant

Der Rat folgte dem Vorschlag der Stadtverwaltung, die im nächsten Jahr freiwerdenden Gelder von der Wertstadt in das IGA-Projekt zu investieren. Die Stadtverwaltung wird die Wertstadt am Kohlenkamp Ende 2019 in ihrer jetzigen Form aus personellen Gründen aufgeben, wie Klaus Beisiegel, Referent im Planungsdezernat, erläuterte. Die Wertstadt ist ein Diskussions- und Aktionsforums, bei dem es vor allem um Stadtplanung und Stadtentwicklung mit Bürgerbeteiligung geht. Die Miete für das Gebäude der Wertstadt wird in die IGA fließen.

Planungsdezernat hat 33 Projekte skizziert

33 Projekte hat das Umwelt- und Planungsdezernat bereits als Vorschlag für die Gartenausstellung unter dem Thema „Unsere Gärten“ auf den Tisch gelegt. Doch hinter vielen dieser Projekte steht ein Fragezeichen. Und zwar immer dann, wenn die Stadt trotz der zu erwartenden Fördermittel des Landes einen nicht stemmbaren Eigenanteil leisten muss. „Ich werde kein Projekt abzeichnen, für das die Mittel nicht vorliegen“, betonte bereits Kämmerer Frank Mendack.

Auch interessant

Die Grünen hatten angesichts der desolaten Haushaltslage der Stadt beantragt, dass nur solche Projekte realisiert werden, bei denen feststehe, dass für die Stadt keine zusätzlichen Kosten entstehen. „Nur wenn es sich um die komplett geförderte Ausweitung bereits vorhandener Maßnahmen handelt, darf eine Umsetzung erfolgen“, so plädierte Brigitte Erd. Die IGA sei zwar schön, aber eben nicht lebensnotwendig für die Stadt. Doch diesen Weg ging die Ratsmehrheit nicht mit – auch nicht, weil es ohnehin hundertprozentige Förderungen nicht gebe, wie der Fraktionschef vom Bürgerlichen Aufbruch Mülheim (BAMH), Jochen Hartmann, betonte. Daniel Mühlenfeld (SPD) lehnte derartige Fesseln, wie er sagte, ebenfalls ab. Er erwarte vielmehr, dass das Planungs- und Umweltdezernat kreative Vorschläge mache, wie einzelne Projekte auch mit einem städtischen Anteil umgesetzt werden können.

„Es wird um Dinge gehen, an die wir ohnehin ran müssten“

Leuchtturmprojekte werde es sowieso nicht geben können, erklärte Christina Küsters, Fraktionschefin der CDU. „Es wird bei der IGA für uns um Dinge gehen, an die wir ohnehin ran müssten“, sagt SPD-Fraktionschef Dieter Spliethoff. Die Müga, der Bismarckturm, der Schloßpark Styrum, der Raffelbergpark – all diese Anlagen sind in die Jahre gekommen, brauchen dringend eine Aufwertung, vielleicht auch ein neues Konzept. Diese Parkanlagen hat Beisiegel ebenfalls auf seinem Plan stehen. Ohne Fördergelder, da macht er keinen Hehl raus, könne die Stadt es sich derzeit jedoch kaum leisten, dort zu investieren.

Auch interessant

Einige Projekte wie etwa das grüne Hochhaus auf dem Ruhrbania-Baufeld 4 vor der Konrad-Adenauer-Brücke bleiben für die Stadt ohne Investor nur eine Vision. Arbeiten will das Umwelt- und Planungsdezernat in jedem Fall im Rahmen der IGA an einer neuen grünen Mitte von Mülheim, zwischen Steinbruch und Dohne.

Wesentlich realistischer entwickelt sich das Projekt der schwimmenden Häuser – floating homes. Drei Architekten und ein Geodät, die sich „Ponton Planungsgruppe“ nennen, verfolgen derzeit intensiv dieses Vorhaben. Es wäre eins, das die Stadt schmücken und sie zugleich nichts kosten würde. Sieben Standorte für ihre schwimmenden Häuser haben sie an der Ruhr ins Auge gefasst. 21 solcher Bauten auf dem Wasser könnten in Mülheim realisiert werden, wenn alle Hürden genommen sind.

>> GÄRTEN UND GÄRTNERN IN DER STADT

Getragen werden soll die IGA Metropole Ruhr 2027 vom RVR, den 53 Kommunen und vier Kreisen des Ruhrgebiets sowie der Emschergenossenschaft gemeinsam mit dem Land NRW.

Das IGA-Konzept sieht ein dezentrales Großereignis vor, das auf drei Ebenen realisiert werden kann: Sechs Zukunftsgärten inklusive dreier Leistungsschauen gehören dazu wie die kommunalen Projekte „Unsere Gärten“ und Bürgerprojekte zum städtischen Gärtnern.