Mülheim. . In der Nachbarstadt hat der OB wilde Kippen und Dreckecken zur Chefsache erklärt. Der angekündigte Aktionsplan finden auch in Mülheim Beachtung.

Zugemüllte Altglascontainer, ausgekippter Bauschutt – Joachim Wach weiß sofort, wo in seinem Stadtteil die nächste wilde Müllkippe zu finden ist: Direkt in seiner Nachbarschaft, am Parkplatz Oberheidstraße, nahe der Aktienstraße. Dort beobachtet er seit einigen Jahren, wie die MEG regelmäßig den dort illegal abgeladenen Haus-, Sperrmüll oder auch Bauschutt abholt – und wenige Tage später sind die Müllhaufen wieder unübersehbar gewachsen.

Seine Beschwerden haben bisher nicht viel gebracht. Mit Interesse verfolgt der Mülheimer daher den „Aktionsplan für mehr Sauberkeit in Essen“, den der Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen nach den Sommerferien angekündigt hat. In der Nachbarstadt wird der Kampf gegen wilde Müllkippen, verdreckte Straßen und Parks zur Chefsache. Der Einsatz von „Bezirkskehrern“ in den Essener Stadtteilen soll geprüft werden. 30 „Parkhüter“ sollen künftig helfen, die Grünanlagen sauber zu halten – finanziert werden die 30 Stellen über ein Projekt zur Integration Langzeitarbeitsloser. Die Essener Lokalpolitik zieht mit, auch und gerade in den Stadtteilen.

Gartenabfälle und Bauschutt

Der Dümptener Bezirksbürgermeister Heinz-Werner Czeczatka-Simon kennt die Debatten um illegalen Müll aus vielen Sitzungen der Bezirksvertretung 2. Beispiel Friesenstraße: Gartenabfälle und Bauschutt verschandeln den dortigen Behelfsparkplatz, die Stadt beklagt fehlende soziale Kontrollen und die Schwierigkeit, die Umweltsünder gerichtsfest zu überführen.

Das Problem haben sie in Essen zwar auch, räumt eine Stadtsprecherin ein: „Die Aufklärungsquote ist relativ gering. Es ist schwierig, den Verursacher ausfindig zu machen. Wir sind auf Zeugen angewiesen.“ Essen will die Bußgeldverfahren konsequent durchführen, die Geldbußen erhöhen. Die Öffentlichkeit soll intensiv eingebunden werden, auch über soziale Netzwerke, um möglichst viele Menschen zu erreichen.

Ein gesellschaftliches Problem

Die Mülheimer Stadtverwaltung hat den angekündigten „Aktionsplan“ in Essen zur Kenntnis genommen, doch derzeit gibt es an der Ruhr kein Bestreben, etwas Ähnliches zu machen. „Wir beobachten das“, sagt Stadtsprecher Volker Wiebels. Er verweist auf die Mülheimer Landschaftswächter, die der Stadt rasch wilde Müllkippen melden, und auf die Bürgeragentur ( 455-1644), bei der jeder Verschmutzungen in der Stadt melden kann. „Wilde Müllkippen sind ein gesellschaftliches Problem, das wird man nicht durch ein höheres Bußgeld verdrängen können.“

Czeczatka-Simon will den Blick über die Stadtgrenze jedenfalls als Anregung nehmen: „Ich werde das mit dem Fraktionsvorsitzenden und meinen Amtskollegen besprechen“, sagt der SPD-Politiker. „Wir werden das zum Thema machen.“