Mülheim. Das Tierheim gehört zur Stadtverwaltung. Die treuen ehrenamtlichen Helfer leisten viel zum Wohl der Tiere
Hans Schmitz ist der Mann für die großen Hunde. Die so stark sind, dass junge Mädchen gut zu kämpfen hätten, wenn „Effe” oder „Nala”, die Kangals, an ihrer Leine ziehen. Türkische Hirtenhunde, Kangals, sind Riesen, große Rüden können so viel wie ein Erwachsener auf die Waage bringen.
Herr Schmitz ist einer von den vielen Ehrenamtlichen, die ihre Zeit den Tieren im Tierheim opfern. Seit sieben Jahren macht der Rentner das schon, an vier Tagen in der Woche. Wer sein liebster Hund ist, kann er gar nicht sagen: „Das sind alles meine Lieblinge hier.” Aber an den Bernhardiner, der nicht mehr lebt, denkt er noch oft: „Der war fast wie ein eigener Hund für mich.” In seiner Wohnung darf der sportliche Senior keine Hunde halten – doch mit den Tierheim-Hunden ist er bei Wind und Wetter unterwegs. Und jetzt muss sich Herr Schmitz verabschieden: „Ben” wartet auf sein Hundetraining.
Da kommt Willy Sondermann mit „Arthur” vom Gassigehen. Immer donnerstags und freitags schaut der Rentner vorbei, reinigt auch regelmäßig ein Katzenhaus.
Das Mülheimer Tierheim gehört zum Ordnungsamt, Tierheimleiterin Marion Niederdorf und ihr Mann Friedhelm, die beiden Mitarbeiter und die Auszubildende sind somit angestellt bei der Stadtverwaltung. Doch die Hilfe der Ehrenamtler sind den Hauptamlichen willkommen. So kann das Heim mehr tun, als nur für das leibliche Wohl ihrer vierbeinigen Schützlinge zu sorgen. Einige „Gassigeher” kommen täglich, um die Hunde auszuführen, einige helfen an einem Tag in der Woche aus. Kräftige Männer für die größeren Hunde werden manchmal noch gebraucht.
Viele junge Frauen helfen im Tierheim, Larissa ist Praktikantin, Eva macht sogar ein Jahrespraktikum hier. Nadja Lienow will die Arbeit im Tierheim zu ihrem Broterwerb machen. Die 26-Jährige ist im zweiten Lehrjahr, wird zur „Tierpflegerin für Heim- und Pensionstiere” ausgebildet.
Nadja, die sich schon für viele Ausbildungsberufe interessiert hat, ist über das Berufsbildungswerk und ein Praktikum an ihre Lehrstelle gekommen – und glücklich: „Ich wollte ja schon immer was mit Tieren machen.”
Als angehende Tierpflegerin darf man keine Zimperliese sein, Nadja hat Zupacken gelernt. Etwa, wenn sie der Tierärztin zur Hand geht. Das Säubern der Zwinger und Käfige ist körperliche Arbeit, und es riecht dabei nicht nach Veilchen. Das Versorgen der Tiere macht ihr am meisten Spaß – und, wenn die Zeit da ist, sich mit den Tieren zu beschäftigen. Jetzt hat Nadja keine Zeit: Die ehrenamtlichen Gassigeher wollen die Hunde abholen; die Tierärztin braucht Hilfe. Das Erkennen von Krankheiten und die Erstversorgung wird Nadja als ausgebildete Pflegerin beherrschen müssen.
Viele Tierfreunde helfen mit Geld- und Sachspenden. Der Mülheimer Tierschutzverein unterstützt das Tierheim traditionell seit 30 Jahren – und regelmäßig: So wird die Hundeschule für einige Vierbeiner gesponsert, um ihre Vermittlungschancen zu erhöhen. Der Verein zahlt die Kastration der männlichen Kaninchen und hat unlängst den Unterstand für die Gassigeher finanziert, wo man auch mal einen wärmenden Kaffee trinken kann.
Die Tierheimleitung hat keinen Achtstundentag. Da ist es praktisch, es nicht weit zur Arbeit zu haben: Die Niederdorfs leben auf dem Gelände. Marion Niederdorf sieht ihre Arbeit eher als Berufung denn als Beruf, „viele schöne Dinge” erlebe sie hier, etwa wenn sie junge Katzen mit der Flasche aufzieht. „Mein Hobby”, sagt sie, „sind die Tiere. „Mehr Freizeit brauche ich eigentlich nicht.”