Katzen sind keine Mangelware im Heim. Auch, weil viele Halter ihr Tier nicht kastrieren lassen
Eins, zwei, dreimal schwarzer Kater? Abakadabra – es sind sogar fünf pechschwarze kleine Kätzchen und Katerchen aus einem Wurf, die durch das Gehege wuseln. Und weil es farblich so gut zusammenpasst, haben die Tierpfleger noch zwei Rabauken ohne ein einzige weißes Haar im Fell dazugesetzt. Anfang Mai kam die Mutter der Fünflinge ins Tierheim, und naja, mit ihr kam die schöne Bescherung.
Inzwischen sind sie alle geimpft und warten auf ein neues Zuhause. Wie aktuell 35 weitere Samtpfötchen auch, in allen Farben, in allen Größen. Der zwei Wochen alte Wurf Mikro-Miezen, der in Dümpten gefunden wurde und dem Tieramts-Leiterin Marion Niederdorf die Mutter ersetzt (und sie sechsmal am Tag mit der Flasche füttert), noch nicht einmal mitgezählt.
Für die Katzen entsteht auf dem Tierheim-Gelände gerade ein Neubau: Die neue Katzen-Quarantäne mit Isolierboxen und einem Behandlungszimmer soll im August eingeweiht werden. Die alte Quarantäne, wo die Neuzugänge ein paar Tage lang bleiben, bis sie entwurmt, entfloht und geimpft sind, wurde längst zu eng. Die jungen Katzen im Tierheim sind noch nicht kastriert, die erwachsenen haben es alle schon hinter sich. Auch Dank einer großzügigen Mülheimer Spenderin, die anonym bleiben möchte, und die das Tierheim hier finanziell stark unterstützt. Neuzugänge sind nämlich oft nicht kastriert.
Und damit wären wir bei einem Problem, das die Tieramtsleiterin aufseufzen lässt: „Viele schaffen sich eine Katze oder einen Kater an und scheuen dann die Kosten für die Kastration”, weiß Marion Niederdorf. Das Ergebnis: Viele, zu viele Katzen, die dann oft verstoßen werden. auch, weil die geschlechtsreifen, nicht kastrierten Katzen ihrer Natur folgen und ihr Revier – und sei es das häusliche Wohnzimmer – übelriechend markieren können. Katzen sind schon im Alter von sechs, sieben Monaten geschlechtsreif. Was bedeutet, dass eine Katzendame – die selbst auch mehrmals im Jahr trächtig werden kann – es, rein rechnerisch, pro Jahr auf 30 Nachkommen bringen könnte. Denn ihre Kinder können ja auch nach sechs, sieben Monaten für eigenen Nachwuchs sorgen. Der Mülheimer Tierschutzverein bekämpft das Katzenelend auf praktische Weise. Wer eine junge, unkastrierte Katze aus dem Tierheim aufnimmt, kann für die Kastration einen Zuschuss bekommen: 35 Euro für eine Katze, 15 Euro für einen Kater. Das Tier muss dazu innerhalb von sechs Wochen von einem Mülheimer Tierarzt kastriert werden (Kontakt zum Tierschutzverein: 740 20 88).
Im nächsten Katzen-Gehege streicht sofort ein dicker, wolliger Kater um die Menschenbeine. Pascha ist nicht schüchtern. Andere aber schon: Zwei spitze, rote Öhrchen lugen gerade eben noch sichtbar hinter einer Wasserschüssel hervor, mehr traut er sich (noch) nicht: Der Neuzugang hat gerade die siebentägige Katzenquarantäne hinter sich und ist noch ganz unsicher mit den anderen Stubentigern. Selbstbewusst und wie hingegossen liegt der große Hauskater „Kasimir” da und lässt sich kraulen. Katzen gibt es hier in allen Rassen: von der dreifarbigen Lissi über die getigerte Lilli bis zum Neuzugang, ein reinrassiger, roter Perserkater ist das sogar. Ein bisschen klein ist er, und sehr vernachlässigt. Aber er schnurrt.
Städt. Tierheim: Horbeckstr.35, 37 22 11, Mo., Di., Do., Fr.: 11 - 16.30, Sa. 11 - 12 Uhr. Abgabe gestorbener Tiere (gebührenpflichtig) zusätzlich möglich: Mi. 8 - 13, Sa. 8 - 13, Sonn- und Feiertags 12 - 13 Uhr. Außerhalb der Öffnungszeiten übernimmt die Feuerwehr die Mülheimer Fundtiere: 455 92.