Schlangen, Warane oder Spinnen vermittelt das Tierheim nicht. Die klugen, sozialen Ratten werden unterschätzt
Wenn es um Schlangen, Skorpione, Warane, Salamander oder Spinnen geht, muss das Tierheim passen: Solche tierischen Funde sind eher ein Fall für die Feuerwehr, die sich dann – etwa bei Reptilienexperten – Rat holt. Es gibt einen in Mülheim und einen in Oberhausen, auf den die Feuerwehr zurückgreifen kann. Geht es um andere Exoten, so werden auch schon mal Experten aus dem Duisburger Zoo herangezogen.
Selten verirrt sich aber mal ein Exot ins Tierheim an der Horbeckstraße, die solche Tiere nicht weiter vermittelt: „Wir wenden uns dann an das Veterinäramt”, sagt Tierheimleiterin Marion Niederdorf. Ab und zu müsse auch mal ein entflogener Nymphensittich oder ein Papagei untergebracht werden, aber das sei kein Problem und komme auch nicht so oft vor. Zudem würden Vögel in der Regel rasch an einen neuen Besitzer vermittelt werden können.
Im Kleintierbereich hat es das Heim zumeist mit Maus, Meerschweinchen, Kaninchen zu tun. Und mit Ratten. Und wer jetzt „bäh” ruft, der sollte sich mal mit Tierpflegerin Gaby Lanfers unterhalten. Bei den Zuchtratten mit dem schön gefärbten Fell kommt sie nämlich geradezu ins Schwärmen. „Ratten sind gelehrig, gesellig, sauber und wirklich sehr intelligent”, sagt sie, und holt gleich ein Pärchen – die Rattenherren heißen Speedy und Tequila – aus dem Käfig. Das Duo hat gerade noch friedlich vereint geschlafen und ist im Nu hellwach: Vier neugierige, zutrauliche Knopfäuglein richten sich auf die Kamera. „Denen kann man echt was beibringen. Und es macht Spaß, sie zu beobachten – was die sich so alles in ihrem Käfig bauen.”
Da könnte man meinen, Meerschweinchen seien geradezu langweilig dagegen. Aber die kleinen Nager – ob mit krausem oder glatten Fell – sind eben gerade bei den Kindern sehr beliebt und daher ruckzuck vermittelt. Ratten und Mäuse bleiben oft sehr lange im Tierheim.
Einige Gerbils (Rennmäuse) hat das Tierheim aktuell zu vermitteln, auch einige Degus (das sind rattenähnliche Tiere aus Chile, die zudem gerade Nachwuchs haben) – und eben Ratten: 50 an der Zahl.
Ein Trio wurde abgegeben, weil der Besitzerin in der neuen Wohnung die Haltung untersagt worden war. Aber die meisten wurden sichergestellt, aus Haushalten gerettet, wo es ihnen nicht gut ging, wo es kein Wasser und nicht genug Futter für sie gab. „Und trotzdem sind sie so zutraulich und zahm”, sagt Gaby Lanfers. Ratten sind gesellig, man sollte sie nicht allein halten, betont die Expertin, und mehrere Männchen zusammen in einem Käfig seien kein Problem.
Kaninchen werden gern mal ausgesetzt, wenn man sie nicht mehr gebrauchen kann, und landen dann, wenn sie überleben, irgendwann im Tierheim. Richtige Schönheiten sind darunter, wie ein Löwenkopf-Kaninchen oder ein „Widder” mit lustigen Schlappohren.
Seit der Mülheimer Tierschutzverein die Kastration der Kaninchenböcke finanziert, haben sich die Chancen für die Tiere, ein neues Heim zu finden, sehr verbessert. Alle Kaninchen, die das Tierheim abgibt, sind gegen die Kaninchenseuche (RHD) geimpft.
Wer ein Tier aus dem Tierheim möchte, muss eine Gebühr bezahlen. Die Tiere sind geimpft, entwurmt, entfloht, häufig sind sie kastriert und gechipt (Hunde) oder tätowiert (Katzen) und registriert. Für Kleintiere und Vögel sind 3 Euro, für Katzen 40 und für Hunde 88 Euro zu entrichten.