Arthur ist eine Seele – von Hund. Gerade noch konnte Willy Sondermann verhindern, dass ihm der Staffordshire Terrier übers Gesicht schlabbert.
Vor lauter Freude, dass er mal wieder raus darf. Herr Sondermann ist Ruheständler und als ehrenamtlicher „Gassigeher” eins von Arthurs Teilzeit-Herrchen. Dass Arthur wegen seiner Rasse zur Kategorie „Kampfhund” – das Tierheim spricht von „Anlagehunden” – gezählt wird, interessiert den elf Jahre alten, kastrierten Rüden gar nicht.
Das einzige, was er beißt, ist sein Futter. Arthur ist verschmust und total auf Menschen bezogen, er verträgt sich sogar mit anderen Rüden. Dennoch ist Arthur ein Problemhund: Seit Juni 2000, seit sein Herrchen starb, ist er schon im Mülheimer Tierheim: schwer vermittelbar.
Wer nämlich einen Hund hält, der laut Landeshundegesetz (LHundG) in die Kategorie „gefährliche Hunde” fällt (§3), muss nicht nur ein Führungszeugnis und einen Sachkundenachweis beibringen, sondern sich auch vom Ordnungsamt eine ausbruchssichere Unterbringung für seinen Liebling bescheinigen lassen. Das ist alles mit Zeit verbunden und auch mit Kosten.
Auch deshalb, weil die Hundesteuer in Mülheim für so genannten Kampfhunde mit 504 Euro hoch ist. Wenn auch die Stadt für alle Hunde aus dem Tierheim zwei Jahre lang die Steuer erlässt, sieht es nicht gut aus für Arthur und die anderen beiden „Anlagehunde”, mit denen er sich gut versteht. 15 weitere Hunde mit problematischem Stammbaum hat das Tierheim in einer Tierpension untergebracht.
Und 19 weitere Hunde warten an der Horbeckstraße auf ein neues Zuhause. Darunter sind Jungtiere wie Jimmy und Lukas, zwei langbeinige, verspielte Brüder, noch keine acht Monate alt. Mutter Schäferhund, Vater unbekannt – ihre vier Geschwister sind etwas kleiner ausgefallen und schon vermittelt. „Die kleinen Hunde sind schnell weg,” sagt Tieramtsleiterin Marion Niederdorf. Die größeren, die über 40 cm, sind schwieriger zu vermitteln. Niederdorf hofft, dass die zutraulichen Brüder Jimmy und Lukas „wenn wir ganz viel Glück haben” zusammenbleiben können. Oder wenigstens getrennt jeweils in eine Familie kommen, wo es schon einen lieben Hund gibt.
„Lucy” ist auch nicht so ganz klein und schon ein bisschen älter: Auf zehn Jahre schätzt die Tierheim-Leiterin den Cockerspaniel-Labrador-Mischling, der von seiner Halterin abgegeben werden musste. „Lucy ist ein echter Schatz”, sagt Marion Niederdorf: Die ruhige Hündin mag Kinder, kennt Katzen, verträgt sich gut mit anderen Hunden und kann auch mal alleine bleiben.
Ein rechter Wirbelwind hingegen ist Sarah. Sie hat Glück, dass sie noch am Leben ist. Auf einem Parkplatz an der A 52 wurde sie nur zufällig von einer Polizeistreife gefunden. Sarah mit den lustigen Ohren ist freundlich, jung, verspielt, aber eine Hundeschule könnten dem Boxermischling auch nicht schaden, schätzt Marion Niederdorf.
Das städtische Tierheim ist zuständig für Tiere, die in Mülheim und Oberhausen gefunden werden. Nicht alles, was da landet, bleibt im Heim. Oft genug kommt es vor, dass die Besitzer den entwischten Bello wieder glücklich an die Leine nehmen können. „Einige unserer Pappenheimer kennen wir schon”, schmunzelt Marion Niederdorf. Wie das kommt? „Ach, wenn die Liebe ruft, dann ist den Rüden oft kein Zaun zu hoch.” Übrigens: Eine Sorge, die sich Arthurs künftiges Herrchen, so sich denn eine tierliebe Seele erbarmt, gar nicht machen muss.
Ein Hund aus dem Tierheim kostet 88 € Gebühr. Dafür ist das Tier geimpft, entwurmt und mit einem Chip versehen. Die Stadt Mülheim erlässt für Hunde aus dem Heim zwei Jahre lang die Hundesteuer.
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