Mülheim. Reiner Krieger ist Betriebsleiter der DB Netz AG. Er berichtet von seiner Arbeit, die nach dem Stellwerksbrand in Mülheim-Styrum notwenig ist.

„Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass ich so oft nach Mülheim komme“, sagt Reiner Krieger, und mittlerweile kann er entspannt dabei lächeln. Als zuständiger Betriebsleiter der DB Netz AG hat der 46-Jährige sein Büro in Duisburg, privat ist lebt er in Emmerich.

Dort saß Reiner Krieger am Sonntag, den 4. Oktober, „schön zu Hause beim Frühstück“, als das Handy klingelte: fünf, sechs, sieben Mal. Der Anruf war dienstlich und begann etwa so: „Das solltest du wissen...“ Das Stellwerk in Styrum stand in Flammen. Der Betriebsleiter setzte sich nicht in die Bahn, die er sonst bei beruflichen Fahrten bevorzugt, sondern ins Auto, gab 75 Kilometer weit Gas und erreichte nach seiner Erinnerung gegen zehn Uhr die Brandruine, „da lag die Feuerwehr in den letzten Zügen“. Für Reiner Krieger und seine Kollegen fing die Arbeit da erst an.

60 bis 65 Wochenstunden mit Schadensbegrenzung beschäftigt

Nachdem schnell klar war, dass Hitze und Löschwasser den Bedienraum komplett vernichtet hatten, musste die viel frequentierte Weichenanlage manuell gesteuert werden. Zugleich begann der Wiederaufbau des Stellwerks. In der ersten Zeit war Krieger als Koordinator, wie er schätzt, 60 bis 65 Wochenstunden mit der Schadensbegrenzung beschäftigt.

So sieht das ausgebrannte Mülheimer Stellwerk aus

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    Dabei hatte er die Funktion als „Leiter Betrieb“ in Duisburg erst wenige Wochen zuvor, am 1. September, übernommen. Ein harter Einstand auf der neuen Stelle. „So ein herausragendes Ereignis erleben zu müssen“, formuliert Reiner Krieger vorsichtig, „darum reißt man sich nicht.“ Immerhin hat er persönlich schon vielfältige Berufserfahrung bei der Deutschen Bahn, wo er als 16-Jähriger zunächst mit einer kaufmännischen Ausbildung begann, der eine betriebliche folgte. Reiner Krieger absolvierte Stationen als Zugbegleiter, Fahrdienstleiter und arbeitete nach einer Fortbildung lange als Bezirksbetriebsleiter in Köln.

    Eisenbahner mit Herz und Seele

    „Ich bin mit Herz und Seele Eisenbahner“, sagt Krieger, auch noch zur Jahreswende 2015/2016, „das macht mir jeden Tag Freude.“ Eine Modelleisenbahn habe er daheim allerdings nicht, spielt dafür in seiner Freizeit „leidenschaftlich gerne“ Tennis, fungiert als Sportwart bei Eintracht Emmerich. Inzwischen dürfte er für sein Hobby auch wieder etwas mehr Muße haben. Derzeit führt Kriegers Weg nur noch selten nach Mülheim, „zuletzt war es ruhig". Dabei wird rund um das Stellwerk nach wie vor intensiv gearbeitet.

    Bahn-Stellwerk in Styrum ausgebrannt

    Massiver Rauch dringt aus dem Stellwerk in Mülheim-Styrum: Ein Feuer hat am Sonntagmorgen die Technik zerstört.
    Massiver Rauch dringt aus dem Stellwerk in Mülheim-Styrum: Ein Feuer hat am Sonntagmorgen die Technik zerstört. © Wolfgang Tasch
    Gegen 10.30 Uhr war das Feuer gelöscht. Die Feuerwehr sucht noch nach Glutnestern.
    Gegen 10.30 Uhr war das Feuer gelöscht. Die Feuerwehr sucht noch nach Glutnestern. © Wolfgang Tasch
    Die Technik im
    Die Technik im "Tower" ist wohl komplett unbrauchbar – der Bahnverkehr im Ruhrgebiet ist gestört. © Gerd Wallhorn/FUNKE Foto Services
    Brand im Stellwerk am Bahnhof Mülheim-Styrum am Sonntag, 4. Oktober 2015.
    Brand im Stellwerk am Bahnhof Mülheim-Styrum am Sonntag, 4. Oktober 2015. © dpa
    Brand im Stellwerk am Bahnhof Mülheim-Styrum am Sonntag, 4. Oktober 2015.
    Brand im Stellwerk am Bahnhof Mülheim-Styrum am Sonntag, 4. Oktober 2015. © Feuerwehr Mülheim
    Brand im Stellwerk am Bahnhof Mülheim-Styrum am Sonntag, 4. Oktober 2015.
    Brand im Stellwerk am Bahnhof Mülheim-Styrum am Sonntag, 4. Oktober 2015. © Feuerwehr Mülheim
    Brand im Stellwerk am Bahnhof Mülheim-Styrum am Sonntag, 4. Oktober 2015.
    Brand im Stellwerk am Bahnhof Mülheim-Styrum am Sonntag, 4. Oktober 2015. © Feuerwehr Mülheim
    Brand im Stellwerk am Bahnhof Mülheim-Styrum am Sonntag, 4. Oktober 2015.
    Brand im Stellwerk am Bahnhof Mülheim-Styrum am Sonntag, 4. Oktober 2015. © Feuerwehr Mülheim
    Brand im Stellwerk am Bahnhof Mülheim-Styrum am Sonntag, 4. Oktober 2015.
    Brand im Stellwerk am Bahnhof Mülheim-Styrum am Sonntag, 4. Oktober 2015. © Feuerwehr Mülheim
    Brand im Stellwerk am Bahnhof Mülheim-Styrum am Sonntag, 4. Oktober 2015.
    Brand im Stellwerk am Bahnhof Mülheim-Styrum am Sonntag, 4. Oktober 2015. © Feuerwehr Mülheim
    Brand im Stellwerk am Bahnhof Mülheim-Styrum am Sonntag, 4. Oktober 2015.
    Brand im Stellwerk am Bahnhof Mülheim-Styrum am Sonntag, 4. Oktober 2015. © Feuerwehr Mülheim
    Brand im Stellwerk am Bahnhof Mülheim-Styrum am Sonntag, 4. Oktober 2015.
    Brand im Stellwerk am Bahnhof Mülheim-Styrum am Sonntag, 4. Oktober 2015. © Gerd Wallhorn/Funke Foto Services
    Brand im Stellwerk am Bahnhof Mülheim-Styrum am Sonntag, 4. Oktober 2015.
    Brand im Stellwerk am Bahnhof Mülheim-Styrum am Sonntag, 4. Oktober 2015. © Gerd Wallhorn/FUNKE Foto Services
    Brand im Stellwerk am Bahnhof Mülheim-Styrum am Sonntag, 4. Oktober 2015.
    Brand im Stellwerk am Bahnhof Mülheim-Styrum am Sonntag, 4. Oktober 2015. © Gerd Wallhorn/FUNKE Foto Services
    Brand im Stellwerk am Bahnhof Mülheim-Styrum am Sonntag, 4. Oktober 2015.
    Brand im Stellwerk am Bahnhof Mülheim-Styrum am Sonntag, 4. Oktober 2015. © Gerd Wallhorn/FUNKE Foto Services
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    Mittlerweile ist der Bedienraum frisch renoviert, die Fassade ausgebessert und gestrichen. „Die Arbeiten in der Kanzel sind zu hundert Prozent abgeschlossen“, erklärte der Betriebsleiter am Montag, „die Räume bezugsfertig für die Technik. Wir liegen voll und ganz im Zeitplan.“ In dieser Woche beginnt Siemens, einen neuen Stelltisch aufzubauen, die Schaltanlage muss installiert, mehr als 6000 Kabel müssen gelegt werden. Am Ende werden die festgestellten Weichen wieder gangbar gemacht und alle Möglichkeiten durchgeprobt, ein ganzes Wochenende lang.

    Erst dann kann man auf die Genehmigung hoffen, das Styrumer Stellwerk wieder in Betrieb zu nehmen. Mitte, Ende März soll dies der Fall sein. So lange müssen Bahnkunden mit einem ausgedünnten Fahrplan und Verspätungen leben. Auch sie hat der Stellwerksbrand schon sehr viel Zeit und Nerven gekostet, Klagen und Kritik am Krisenmanagement kann Reiner Krieger daher „gut nachvollziehen“. Dennoch ist er mit dem Erreichten zufrieden: „Als ich den Brandschaden gesehen habe, hätte ich nicht gedacht, dass am ersten Tag bereits wieder Züge fahren.“

    Wenn das neue Stellwerk eröffnet, soll es eine kleine Dankfeier für die Mitarbeiter geben.