Mülheim. . Die Stellwerk-Sanierung in Mülheim-Styrum läuft nach Aussagen der Bahn wie geplant. Eine Spezialfirma hat die Schaltzentrale komplett entkernt. Die Bahn will im März wieder voll einsatzfähig sein.
Nach dem durch einen technischen Defekt ausgelösten Brand am 4. Oktober wird das Bahnstellwerk in Mülheim-Styrum momentan ertüchtigt, damit es als „Nervenzentrum“ der stark frequentierten Ruhrgebietsstrecke wieder für einen reibungslosen Bahnverkehr sorgen kann.
Von Schutt und Schrott befreit
Sprint, mit über 80.000 Projekten im Jahr Deutschlands größtes Sanierungsunternehmen, das sich um die Beseitigung von Massenschäden kümmert, hat den Leitstand bereits von Schutt befreit und ihn gereinigt. Andreas Kosczinski, stellvertretender Leiter der Sprint-Niederlassung Essen, und acht Kollegen haben ihren Auftrag nun abgearbeitet.
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Unter Zeitdruck entfernten sie Tonnen von verkohltem Schutt und Schrott, beseitigten giftige Brandrückstände und sanierten Meter für Meter der Bausubstanz aus den frühen 60er-Jahren. Dabei verwirbelten die Fachmänner Glaspulver auf den Oberflächen, um sie porentief von Brandspuren zu befreien. Das Verfahren soll verhindern, dass Brandchemikalien später ausdünsten oder die Bausubstanz schädigen. Eine wasserbasierte Reinigung kam laut Sprint nicht in Frage, da in den unteren Etagen des Stellwerks bereits an der Instandsetzung der Schaltelektrik gearbeitet werde.
6000 Kabel sind neu zu verlegen
Der Wiederaufbau läuft. Hiermit beauftragt ist die Bochumer IHT Ingenieur-, Hoch- und Tiefbau GmbH, ein Infrastrukturpartner der Bahn, der auf Bahnsteige, Tunnel und Überführungen spezialisiert ist. Bevor der Zugverkehr wieder normal läuft, werden allerdings noch Monate ins Land gehen. Das Stellwerk benötigt einen neuen Gleisstelltisch zur Steuerung der Zugbewegungen und muss über rund 6000 Kabel wieder mit den 45 Weichen und 100 Signalen des Stellbereichs verbunden werden.
Das Stellwerk soll, nachdem der Bedienraum nun komplett entkernt ist, bis März 2016 wieder hergestellt sein. So hatte es die Bahn Mitte Oktober angekündigt. Ein Sprecher der Regionaldirektion NRW der Bahn sagte gestern auf Anfrage, dass die Sanierungsarbeiten im Zeitplan lägen. Für Dezember plane das Unternehmen noch einmal eine größer angelegte Pressekonferenz, um über den Stand der Dinge zu informieren. Unverändert bleibt es dabei, dass weiterhin mit Beeinträchtigungen im Bahnverkehr zu rechnen ist (siehe Text unten).
Die Reparaturarbeiten am Stellwerk gelten als sehr aufwendig. Dabei soll das Stellwerk 2020 nach Abschluss der RRX-Bauarbeiten keinen Zweck mehr erfüllen, weil künftig die komplette Mülheimer Strecke von Duisburg aus gesteuert werden soll.
Drei Linien fahren regulär, drei Linien nicht
Nach dem Stellwerksbrand gibt es noch Einschränkungen im Regionalverkehr. Laut Deutscher Bahn fahren weiterhin nur die Regionalexpress-Linien 1 (Aachen – Paderborn) und 6 (Düsseldorf – Minden) sowie die S-Bahnlinie 1 (Solingen – Dortmund) mit Halt in Mülheim.
Gleichwohl müssen Fahrgäste sich immer auch auf Verspätungen einstellen. Gerade die S1 trudelte gestern in den Mittagsstunden regelmäßig zu spät im Hauptbahnhof ein. Die Verspätungen betrugen in der Spitze bis zu 20 Minuten.
RE2, RE11 und S3 fahren weiter nicht über Mülheim
Die Regionalexpresslinien 2 (Düsseldorf – Münster) und 11 (Mönchengladbach – Hamm) werden weiter großräumig um Mülheim herumgeleitet. Die RE2 fährt ab Duisburg über die Nordstrecke gen Gelsenkirchen (mit Halt in Essen-Altenessen), die RE11 nimmt den nördlichen Umweg ab Duisburg und bis Dortmund. Bahnfahrer aus Mülheim müssen notfalls Nachbarstädte ansteuern und dort auf Linien umsteigen, um zu ihrem Ziel zu gelangen. Auch die S3 (Oberhausen – Hattingen) fährt weiter nur zwischen Essen und Hattingen. Die Bahn setzt am Hauptbahnhof (Nordausgang) und an den Bahnhöfen West (Friedrich-Ebert-Straße) und Styrum (Hauskampstraße) weiter Busse nach Oberhausen ein.
Die ohnehin rar gesäten Fernzug-Angebote ab Hauptbahnhof sind laut aktueller Abfrage im Bahn-Internetportal auf zehn Züge in Richtung Essen und elf Züge Richtung Duisburg limitiert – wohlgemerkt innerhalb der nächsten Woche. Die Bahn konnte gestern bis Redaktionsschluss aber nicht aufklären, ob die Züge auch mit Blick auf die Bahnsteig-Arbeiten am Hauptbahnhof in Mülheim halten. Einen Tag vor einer Reise, hieß es, sollten sich Kunden lieber noch einmal vergewissern, ob der Zug tatsächlich fahre.