Mülheim. . Wie reagieren die Katholiken vor Ort auf die Sparpläne? Die kirchlichen Einrichtungen in den Mülheimer Stadtteilen, betonen viele, dürften nicht beschnitten werden.

Die katholische Kirche muss wieder einmal tüchtig sparen, von bis zu 50 Prozent geringeren Ausgaben bis 2030 ist die Rede. Was genau das heißt, weiß noch keiner. Hört man sich bei Katholiken vor Ort um, wird aber schnell klar, dass für sie eines auf keinen Fall zur Disposition steht: Die kirchlichen Einrichtungen in den Stadtteilen – also jene Institutionen, die ganz nah dran sind an den Gläubigen – dürften nicht beschnitten werden.

„Ich wäre vielmehr dafür, von oben herunterzusparen“, sagt Hermann Meßmann (75) am Sonntagmorgen auf dem Weg zur Messe in St. Mariae Geburt. Von der Basis, den Gemeindehäusern, Kindergärten, Kirchen aber solle man die Finger lassen. „Dort findet das Leben statt, da trifft sich die Gemeinde.“

Kirche muss Gürtel enger schnallen

Dass die Kirche den Gürtel generell enger schnallen muss, ist für eine 83-jährige Kirchgängerin, die ungenannt bleiben möchte, nicht verwunderlich: „Wenn nur noch fünf Leute zum Gottesdienst kommen, kann man nicht mehr überall heizen und Orgel spielen.“ Die Gläubigen, so sagt die Mülheimerin, hätten durchaus Mitschuld an der Misere. Josef-Wilhelm Liepold (56) macht sich ebenfalls auf Einschnitte gefasst: „Wir sollten aber erst abwarten, was für Vorschläge aus Essen kommen – und dann gucken, wie wir reagieren können.“

Die sozialen Einrichtungen seien in erster Linie erhaltenswert, meint Günter Wagner (65). Für ihn ist es schwer vorstellbar, dass die Kirche überhaupt noch sparen kann, „das tut sie doch schon an so vielen Stellen“. Stephanie Wagner (38) hofft, dass die Mülheimer Kinder keinen Nachteil haben werden – „in sie sollte man sogar noch investieren“. Ihre Kinder waren früher in einem katholischen Kindergarten in Saarn, „und das war toll“.

Ideen sind Mangelware

Viele Mülheimer, so stellt sich heraus, haben klare Vorstellungen, wo niemals gespart werden sollte. Ideen aber, wo der Rotstift angesetzt werden könnte, sind Mangelware. „Dafür fehlt mir aber auch der Einblick“, sagt etwa Simone Morandin (39). Ihre Bekannte, Wioletta Sommer (39), bedauert, dass mittlerweile überall in der Gesellschaft gespart werden müsse. „Auch im Job ist es ja schon so, dass einer für drei arbeiten muss.“

Eine Katholikin (51), die anonym bleiben möchte, spricht sich dafür aus, die Menschen mehr einzubinden, und zwar auch bei so komplizierten Vorgängen wie Renovierungen. Man solle Ausschau halten nach Talenten und die nutzen. Sie hielte es für eine gute Idee, allen Gemeindemitgliedern Fragebögen zu schicken, um Prioritäten beim Thema Sparen abzufragen.

Dariusz Sroka (43) indes bezweifelt, dass die Kirche überhaupt Finanznöte hat: „Die haben genug Geld“, glaubt er. Und wenn man auf Leute wie den verschwenderischen Bischof Tebartz-van Elst verzichten würde, wäre auch alles gut.