Mülheim. Der Arbeitskreis Stolpersteine hat eine neue Info-Broschüre herausgebracht und bittet die Mülheimer Bürger um Vorschläge für künftige Gedenkstätten. 18 kleine, quadratische Platten erinnern in jedem Stadtteil an die Schicksale von 117 Männern, Frauen, Kindern.

118 Stolpersteine gibt es in dieser Stadt, seit die Aktion 2004 von Schülerinnen und Schülern der Realschule Stadtmitte ins Leben gerufen wurde: 118 kleine, quadratische Messing-Denkmale, die in jedem Stadtteil an 117 Männer, Frauen, Kinder erinnern, die im Nationalsozialismus ermordet worden sind. Einzig für die jüdische Volksschul-Lehrerin Elfriede Loewenthal wurden zwei Steine eingelassen: Einer da, wo sie wohnte (Bahnstraße) und einer da, wo sie einst lehrte. Heute steht an dieser Stelle die Realschule Mellinghofer Straße, wo es auch eine engagierte Stolperstein-AG gibt.

Die Mülheimer Initiative für Toleranz (MIT) setzte die Stolperstein-Aktion mit dem Stadtarchiv fort und gründete den Arbeitskreis „Stolpersteine“. Dieser hat eine neue Infobroschüre aufgelegt, die alle Adressen nennt, an denen sich die Messingplatten befinden, mit denen an die verschwundenen ehemaligen Bürger der Stadt erinnert werden soll. Der Flyer enthält auch einen Kurzrundgang in der Innenstadt, der zu fünf Stolperstein-Verlegeorten führt. Zu jeder Person gibt es eine Kurzbiografie. Wer mehr erfahren möchte, auch über die anderen Menschen, von denen die goldglänzenden Plaketten berichten, kann das im Internet nachlesen: www.stolpersteine-mh.de.

300 Opfer jüdischen Glaubens

Zeitzeugen und historische Quellen halfen dabei, zu den verschwundenen Opfern biografische Daten zusammenzutragen. Jüdischen Glaubens waren die meisten, aber auch politisch Verfolgte sind darunter, Mitglieder des Widerstandes und Opfer der Euthanasie. Der Arbeitskreis möchte die Aktion des Künstlers Gunter Demnig fortführen und sucht Bürger, die Vorschläge machen können und mit Daten und Fakten weiterhelfen. F. Wilhelm von Gehlen, der Sprecher des Arbeitskreises, weiß, dass es in Mülheim in der NS-Zeit beinahe 300 Opfer jüdischen Glaubens gab. „Wir möchten die Mülheimerinnen und Mülheimer bitten, Personen vorzuschlagen“, sagt von Gehlen.

Stolpersteine brauchen Pflege

Der Arbeitskreis, der sich allen Opfern des NS-Regimes widmet, würde auch Wehrmachtsdeserteuren gedenken, ist aber vor allem hier auf Informationen aus der Bürgerschaft angewiesen.

Die verlegten Stolpersteine brauchen auch Pflege, gerade da, wo man sie „umlaufen“ kann, sind sie nicht mehr blank und auffällig, sondern dunkeln nach, weiß Friedrich Wilhelm von Gehlen, der sich als Stein-Pate in Saarn um elf der Erinnerungsorte kümmert. Sein Wunsch an die Mülheimer: Die Stolpersteine in der Nachbarschaft hin und wieder mit einem (Messing-)Putzmittel blank wischen. Auch so tut man etwas für die Erinnerung an ehemalige Bürger.