Mülheim.. Das „größte dezentrale Museum der Welt“ wächst auch in der Ruhrstadt weiter. Acht neue Stolpersteine , die an Opfer des Nazi-Terrors erinnern, verlegen die Mülheimer Initiative für Toleranz (MIT) und Schüler der Realschule Mellinghofer Straße. Bürger können und sollen daran teilnehmen.
Das „größte dezentrale Museum der Welt“ wächst auch in der Ruhrstadt weiter: Acht neue Stolpersteine verlegen die Mülheimer Initiative für Toleranz (MIT) und Schüler der Realschule Mellinghofer Straße am Donnerstag, 8. Mai, an sechs Orten in der Stadt, um an Opfer der NS-Barbarei zu erinnern.
Vor zehn Jahren verlegten Jugendliche der Realschule Stadtmitte die ersten Stolpersteine in Mülheim, kleine Betonquader mit einer Messingplatte, in die Namen und Lebensdaten der Mordopfer eingeschlagen sind. Der Kölner Künstler Gunter Demnig hat diese kleinen Mahnmale 1995 entworfen und seitdem 45 000 Stück verlegt.
Erinnerungen an ermordete Mitbürger
Die Mülheimer Schüler wollten 2004 erinnern an Kinder aus der damaligen Volksschule, die vom braunen Regime verschleppt und ermordet wurden. 2006 machte die MIT daraus eine stadtweite Aktion. Die neuen eingeschlossen, wurden seitdem 118 Gedenksteine in den Boden eingelassen. Sie erinnern an ihren früheren Wohnorten an 89 ermordete Mitbürger jüdischen Glaubens, fünf Bibelforscher, fünf geistig Behinderte, fünf politisch verfolgte Personen, zwei Widerstandskämpfer, einen Angehörigen der Roma und Sinti sowie zehn Mülheimer, die denunziert und aus verschiedenen Gründen zum Tode verurteilt oder in den Tod getrieben wurden.
Einer starb, weil er heimlich englische Radiosendungen hörte und angezeigt wurde. Friedrich-Wilhelm von Gehlen, Sprecher des Arbeitskreises Stolpersteine: „Das sind Schicksale, die zu Herzen gehen. An sie zu erinnern ist auch ein Zeichen für ein besseres Miteinander in unserer Stadt.“
Recherche im Stadtarchiv
Wichtiger Bestandteil der Aktion ist, mehr über das Leben der Naziopfer zu erfahren. Soweit möglich, recherchieren Schüler von der Realschule an der Mellinghofer Straße im Stadtarchiv, sie verfassen die Biografien, dabei werden sie unterstützt von dem Archivar Jens Roepstorff und ihren beiden Lehrerinnen Lisanne Höltgen und Ursula Küpper.
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Am 8. Mai werden in Mülheim erstmals zwei Stolpersteine für eine Person verlegt, für die jüdische Lehrerin Elfriede Loewenthal, die von 1915 bis ‘33 an der Mellinghofer Straße unterrichtete. Sie wurde 1942 deportiert, starb vermutlich im Vernichtungslager Auschwitz. Am 8. Mai 1945 wurde sie für tot erklärt. An ihrem letzten Wohnort und an der Schule sollen die kleinen Gedenktafeln an sie erinnern.
Arbeitskreissprecher von Gehlen und Archivar Roepstorff laden Bürger ausdrücklich ein, an der Verlegung der Stolpersteine teilzunehmen.