Mülheim. . Der neue SPD-Vorsitzende erhielt 95,5 Prozent Zustimmung auf dem Parteitag in der Stadthalle. Sein Ziel: Die SPD soll wieder stärkste politische Kraft in Mülheim werden. Themenforen zur Zukunft Mülheims.
Ein solches Traumergebnis erinnerte fern an den längst verstorbenen Gerd Müller: Satte 95,5 Prozent Zustimmung konnte Ulrich Scholten als neuer Vorsitzender der Mülheimer SPD einfahren. Beim Unterbezirksparteitag am Samstag in der Stadthalle vereinte der langjährige Genosse, Gewerkschafter und Personalchef von Salzgitter Mannesmann 126 Stimmen bei fünf Nein-Stimmen und einer Enthaltung auf sich.
Harmonisch wie der sonnige Novembertag zeigte sich der Parteitag mit prominenten Mitstreiterinnen wie Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, die sich für die Stärkung der Kommunalfinanzen und gegen Fracking aussprach. Nach dem Rückwind für Parteichef Scholten haben die Sozialdemokraten mit der Offensive „SPD Mülheim 2020“, den Themenforen zur sozialen Stadt, und somit der stärkeren Beteiligung von Basis und Bürgern neue Pflöcke eingeschlagen. Zwar nicht ganz so neu wie Genossen meinen: aber bitter nötig. „Wir müssen wieder die bestimmende politische Kraft in unserer Stadt werden“, hatte Scholten die Basis auf eine bessere Kommunikation nach innen und außen eingeschworen. Wie schwer es wird, wieder die Mehrheit und Meinungsführerschaft in Mülheim zu erlangen, machte der 57-Jährige nach seiner umjubelten Wahl deutlich: „Segen und Last zugleich.“ Mit dem Etat, der VHS, Öffentlichen Personennahverkehr, Flughafen, der Innenstadt und vielen weiteren ungeklärten Themen steht eine komplexe Gemengelage an. Nicht zuletzt gilt es auch, Ruhrbania stärker in Kopf und Herz der Mülheimer zu tragen.
Starre Partei-Strukturen abbauen
Scholten sieht sich als „Teamplayer“, will u.a. starre Partei-Strukturen abbauen, junge Leute und Familien ins Boot holen, den Brückenschlag zu Bürgern, Verbänden, der Wirtschaft schaffen, das Gespräch mit anderen Parteien suchen: „Es muss unter Demokraten möglich sein, tragfähige Kompromisse zum Wohle unserer Stadt zu vereinbaren.“ Ohne sich dabei anzubiedern.
Langhaariger Juso
Ulrich Scholten ist 57 Jahre alt, verheiratet und Vater zweier erwachsener Töchter. Die Familie lebt in Eppinghofen. Beruflich arbeitet er als Personalchef bei der Mülheimer Firma Salzgitter Mannesmann.
Der SPD Mülheim gehört Scholten seit 1973 an, startete „als langhaariger Juso mit Stoppt-Strauß-Plakette“. Er ist Mitglied der IG Metall, der Awo und der Hans-Böckler-Stiftung.
Im Rat der Stad t arbeitete Ulrich Scholten seit 1999 mit, gehört dem Planungs-, Finanz- und Wirtschafts- sowie dem Rechnungsprüfungsausschuss an. Er ist Aufsichtsratsvorsitzender der Mülheimer Stadt- und Tourismus GmbH (MST).
Soviel Zustimmung wie für Scholten gab es lange nicht mehr. Als Nachfolger von Frank Esser hatte es Lothar Fink zuletzt auf knapp 80 Prozent gebracht, war dann aus persönlichen Gründen und im Zuge des Verfahrens um die Awo-Geschäftsführerin zurückgetreten. Das denkwürdige Abschneiden bei den letzten Wahlen, innerparteiliche Querelen, Unmut an der Basis – verbunden mit der Abstrafung der Parteispitze – ließ die SPD schwächeln. Scholten setzt neue Signale, appelliert an die Zusammenarbeit: „Ich möchte gemeinsam mit euch Verantwortung übernehmen.“