Mülheim. Im Essener GOP Varieté gingen Bewohner und Mitarbeiter von Contilia-Häusern aufs Parkett. „Revuetänzer“ zwischen 22 und 102 Jahren präsentierten sich einer professionellen Jury, darunter drei Paare aus Mülheim.
Das war ein Abend, bei dem Lampenfieber als Herzschrittmacher diente: Vor etwa 350 Zuschauern ging im Essener GOP-Varieté die Gala „Revuetänzer“ über die Bühne. Mit Teilnehmern, auch aus Mülheim, deren Altersspanne von 22 bis 102 Jahren reichte, so dass Vertreter aus vier Generationen antraten.
Die Idee entstand unter dem Dach der Unternehmensgruppe Contilia, die zahlreiche Senioreneinrichtungen betreibt und bereits im Vorjahr mit einer originellen Idee großen Anklang fand: einem Fotokalender, in dem alte Menschen bekannte Filmszenen verkörperten. Beim aktuellen Tanzprojekt, das mit Hilfe von Spendern und Sponsoren finanziert wurde, machten nun extreme Altersunterschiede den besonderen Reiz aus: Jeweils ein Partner kam aus dem Kreis der Bewohner und Mitarbeiter.
Format erinnert an Let's Dance
Unter den insgesamt 14 Paaren waren drei Mülheimer Gespanne: Ingeborg Giolbass (85) und Christoph Kegel vom Franziskushaus, Klaus Möllmathe (79) und Dagmar Hakert (ambulante Pflege „Die Lindenblüten“) sowie Gertrud Schorn (93) und Lukas auf der Heiden aus dem Hildegardisheim. Mit Rücksicht auf derart fortgeschrittenes Lebensalter hielt sich die Absatzhöhe auf dem Parkett in Grenzen, beim Wiener Walzer mied man den Drehschwindel, konzentrierte sich auf den Wiegeschritt, und ein Herr führte gar einen „Rock’n’Rollstuhl“ vor.
Das Format der Gala sollte an die Fernsehshow „Let’s Dance“ erinnern, und so gehörten der Jury, die am poppigen Pult Platz nahm, Sarah Latton und Motsi Mabuse an. Dritter im Bunde: Tanzlehrer Thomas Püttmann-Lentz, der die Paare vorbereitet hat, nicht, um Leistung herauszukitzeln, sondern mit der erklärten Maxime, Spaß an Bewegung und Musik zu wecken, Lebensfreude. Liebevoll gemachte Einspielfilme stellten die alten Herrschaften vor und ließen Themen ihres Lebens Revue passieren, daher der Titel des Projektes: „Revuetänzer“.
Die Stimmung im Publikum war bestens, und die Jury traf den richtigen Ton, lobte Handbewegungen, sichtbaren „Spaß am Tanz“, Energie oder Choreographie.
Weitermachen!
Am Ende, als alle getanzt, getafelt und durchgeatmet hatten, verkündeten die drei Profis das Siegerpaar: Erna Schenk (79) und Jan Sonnenfeld errangen Platz eins mit einem stilvoll-sportiven Charleston zu „Ausgerechnet Bananen“. Auf der Bühne, laut beklatscht, beidseitig mit Flitter beschossen, nahmen sie einen Pokal entgegen und die persönliche Einladung, bei der nächsten Staffel von „Let’s Dance“ dabei zu sein – aber nur als Zuschauer.
Alle anderen Paare teilten sich den zweiten Platz und nahmen, neben der Erinnerung an einen einzigartigen Abend, vielleicht auch mit, was speziell Motsi Mabuse den Teilnehmern immer wieder ans Herz legte: „Weitermachen!“ Denn darum geht es ja eigentlich.
Kalender für 2015 ist in Arbeit, wird jedoch nicht verkauft
Mit Fotos und Geschichten der Tanzpaare wird ein Kalender für 2015 erstellt - in Fortführung des viel beachteten Projektes mit klassischen Filmszenen aus dem vergangenen Jahr.
Verkauft wird der „Revuetänzer“-Kalender jedoch nicht, sondern nur Bewohnern, Mitarbeitern und Angehörigen als Weihnachtsgeschenk überreicht, wie es bei der Contilia heißt.