Essen. . Das Varieté-Theater GOP in Essen würde gern zwei Restaurantfachkräfte ausbilden, doch es fehlen auch dieses Jahr wieder geeignete Bewerber. Schon im vergangenen Jahr blieben zwei Lehrstellen unbesetzt. Das GOP dürfte kein Einzelfall sein. Gerade die Gastronomie ist bei Jugendlichen unbeliebt.

Vom oft beschriebenen Lehrstellenmangel kann im Varieté-Theater GOP keine Rede sein. Das Haus macht derzeit die genau gegenteilige Erfahrung: Es herrscht Azubi-Mangel. Direktor Matthias Peiniger würde gern noch zwei Lehrstellen für Restaurantfachkräfte besetzen. Doch von den ohnehin wenigen Bewerbungen, die er bekam, war bislang keine einzige brauchbar. „Wenn im Zeugnis steht, dass jemand 43 Tage unentschuldigt in der Schule gefehlt hat, was soll man dann noch sagen.“

Schon voriges Jahr blieben die zwei Lehrstellen unbesetzt. Peiniger sagt zwar, er müsse nicht zwingend ausbilden. „Aber es wäre doch schade, wenn die Stellen wieder frei blieben, zumal man liest, dass Ausbildungsplätze fehlen.“

Essener Varieté-Theater GOP hat Luxusproblem bei Veranstaltungskaufleuten

Rein statistisch stimmt das auch. Es gibt in Essen dieses Jahr wieder mehr Bewerber als Lehrstellen. Allerdings ist die Situation in manchen Branchen genau umgekehrt und dazu gehört allen voran das Gaststättengewerbe. Die Sprecherin der Arbeitsagentur, Katja Hübner, bestätigt: „Im Bereich Gastronomie, zu dem neben den Restaurantfachkräften auch die Köche zählen, gibt es derzeit die größte Schere.“ 59 Ausbildungsstellen sind dort momentan noch frei, aber es gibt nur elf Jugendliche, die bei der Arbeitsagentur eine Lehrstelle in der Gastronomie suchen.

Weitere unbeliebte Berufe bei Jugendlichen

Neben der Gastronomie hat auch die Hotelerie in Essen statistisch mit einem Azubi-Mangel zu kämpfen. Derzeit bieten die Hotelbetriebe noch 37 freie Lehrstellen an, aber bei der Arbeitsagentur interessieren sich nur 19 Bewerber für diese Berufe.

Ähnlich ist die Situation bei Metzgereien oder Bäckern, die Verkäufer/innen ausbilden wollen. Den 19 freien Stellen stehen ganze acht Bewerber gegenüber. Im restlichen Einzelhandel ist die Lage anders: Für die acht Ausbildungsstellen gibt es 30 Interessenten.

Wie beliebt oder unbeliebt manche Berufe sind, merkt GOP-Direktor Peiniger im eigenen Theater. Bei den Veranstaltungskaufleuten kann er sich vor Bewerbungen kaum retten. „Da haben wir ein Luxusproblem.“ Warum Jugendliche die Gastronomie dagegen eher meiden, kann Peiniger nicht recht nachvollziehen. „Das ist ein Beruf, der einem sehr viele Entwicklungsmöglichkeiten bietet und krisenfest ist. Die jungen Menschen sehen das nur nicht.“

Varieté-Theater GOP will Suche nach Lehrlingen nicht aufgeben

Doch zur Wahrheit gehört auch, dass Kellner und Köche Arbeitszeiten haben, die viele abschrecken. Das bestätigt Matthias Schlieper, der im GOP Restaurantfachmann gelernt hat und übernommen wurde. „Meine Freunde sind schon geschockt, wenn sie von den Arbeitszeiten hören“, sagt der 25-Jährige. Ihn ficht das nicht an: „Dafür habe ich jeden Montag und Dienstag frei, wenn das Theater geschlossen hat. Darauf kann man sich gut einstellen.“ Was er an seinem Beruf schätzt? „Man lernt hier jeden Tag neue Leute kennen und knüpft Kontakte.“ Und das GOP sei natürlich auch ein besonderer Arbeitsort, meint Matthias Schlieper.

Direktor Peiniger jedenfalls will die Suche nach einem Lehrling noch nicht aufgeben. Schulnoten seien für im Grunde zweitrangig. „Die Persönlichkeit zählt, denn gute Kellner sind ein Highlight bei jedem Restaurantbesuch.“