Mülheim. Das europäische Stahlgeschäft läuft schleppend. Die Blume Stahlservice GmbH, die seit 2007 zum Branchenriesen Tata Steel gehört, soll deshalb jetzt verkauft werden. Damit wären 55 Mitarbeiter betroffen, die im Mülheimer Hafen beim Blume-Hauptsitz und dem Zentrallager arbeiten.
Das europäische Stahlgeschäft hat massive Probleme, die Branche leidet unter Überkapazitäten. Die Auswirkungen der Krise sind immer wieder auch in Mülheim zu spüren. Aktuell betroffen ist die Blume Stahlservice GmbH mit Sitz am Umschlag im Hafen, die seit 2007 zu Tata Steel – dem zweitgrößten Stahlhersteller Europas – gehört. Der indische Konzern kündigte an, sich vom schwierigen Langstahlgeschäft in Europa trennen zu wollen. 6500 Beschäftigten wären davon betroffen, darunter 72 bei Blume.
Im Mülheimer Hafen befinden sich der Blume-Hauptsitz und das Zentrallager; 55 Mitarbeiter arbeiten dort. 17 weitere Kollegen sitzen in den Verkaufsbüros von Blume in Hamburg, Stuttgart und Zwickau. Ihr Schicksal ist bis dato ungeklärt, aber zumindest, so heißt es von Tata Steel, gebe es einen Kauf-Interessenten: Mit der Schweizer Beteiligungsgesellschaft des US-Milliardärs Gary Klesch sei eine Absichtserklärung unterzeichnet worden. Nun habe Klesch Zeit, einen Blick in die Geschäftsbücher zu werfen.
Und, wie Erfolg versprechend ist die Entwicklung? „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir in dieser Phase des Due-Diligence-Prozesses [Risikoprüfung, Anm. die Red.] keine Angaben zu laufenden Verhandlungen machen können“, heißt es dazu mehrfach von einem Unternehmens-Sprecher.
Vor 50 Jahren kam Blume in die Ruhrstadt
1955 wurde in Stuttgart die „Walter Blume GmbH Eisengrosshandel“ für Walzwerkerzeugnisse gegründet. 1964 kam die Zweigniederlassung in Mülheim hinzu. Ab ‘86 setzte Blume auf Stahl-Großhandel sowie die Anarbeitung von Stahl und verlegte 2003 den Sitz an die Ruhr.
Ab 1990 gehörte die Firma zu British Steel, ab ‘99 zu Corus und seit 2007 zu Tata Steel. Mit einer Kapazität von weltweit 29 Mio. Tonnen und 80 000 Mitarbeitern ist Tata Steel ein Branchenriese.
Übernahme auf dem Höhepunkt des Stahlbooms
Dieser erklärt auch, was das Geschäft des Mülheimer Tata Steel-Ablegers ist: „Blume konzentriert sich auf den Vertrieb und die Verarbeitung von Stahlerzeugnissen mit größeren Dicken, vor allem Grobbleche. Diese werden vom Tata Steels Long Products-Bereich an drei Standorten in Großbritannien produziert. Blume bedient verschiedene Märkte im Bereich Long Products Europe, darunter Kunden aus dem Schiffsbau, Kesselbau, Maschinenbau sowie dem Bausektor.“ Die Hauptproduktionsstandorte von Tata Steel befinden sich in Großbritannien und den Niederlanden, und so sitzt auch der Großteil der jetzt zum Verkauf stehenden Teile jenseits des Kanals.
Tata Steel war 2007 – nach Übernahme des britisch-niederländischen Konzerns Corus – auf einen Schlag zur Nummer zwei auf dem Kontinent hinter Arcelor Mittal aufgestiegen. Die Inder aber wurden nie glücklich mit dem Investment. Die Übernahme erfolgte auf dem Höhepunkt des Stahlbooms, der mit der Finanzkrise 2008 sein jähes Ende fand. Von den Einbrüchen hat sich die Branche nicht erholt.