Hattingen. Vor 25 Jahren wurde der stillgelegte Ofen 2 nach Asien verkauft. Chinesische Monteure freundeten sich mit Bürgern an.


Von Hattingen nach Südchina: Vor 25 Jahren kamen 117 Chinesen zur ehemaligen Henrichshütte und bauten den stillgelegen Hochofen 2 ab. Der damals 35 Jahre alte und 5000 Tonnen schwere Ofen wurde in Einzelteile zerlegt, verpackt und nach Südchina verschifft. Das Industrie-Ungetüm war wegen der Stahlkrise stillgelegt worden – und wurde in Fernost wieder aufgebaut. Der damalige chinesische Delegationschef Gu Sen Xiang hielt es für notwendig, dass China mehr produziert

Otto König, seinerzeit IG-Metall-Chef, erinnert sich noch gut an das Ereignis. „Die chinesischen Arbeiter waren sehr fleißig und haben den Hochofen so akkurat abgebaut, dass Museumsleiter Robert Laube Schilder aufstellen musste, die kennzeichneten, was hier bleiben soll, damit sie nicht noch mehr abbauten und mitnahmen", sagt er lachend.

Außerdem erinnert sich Otto König daran, dass die Chinesen in ihrer Freizeit nie alleine unterwegs waren, sondern man sie in der Stadt immer nur in Gruppen zu sehen bekam – wenn überhaupt, denn sie schufteten rund zehn Stunden am Tag.

Die Chinesen waren mehrere Monate in Hattingen beschäftigt. Inge Berger vom Seniorentreff Kick weiß, dass einige der chinesischen Handwerker damals Heimweh hatten und für sie die europäische Küche ungewohnt war. Am schlimmsten sei für sie das viele Brot gewesen. Die Chinesen hatten extra zwei Köche mitgebracht, die das Essen wie gewohnt mit viel Gemüse im großen Topf zubereiteten. Auch die Hattinger Arbeiter probierten die fernöstlichen Speisen bei einer gemeinsamen Mahlzeit. Eine Dolmetscherin half bei der Verständigung. Von den 117 Chinesen sollen nur drei die deutsche Sprache verstanden haben. Trotzdem freundeten sich die ausländischen Handwerker mit den heimischen an und spielten sogar eine Runde Fußball zusammen.

Dann waren die Chinesen wieder weg – samt verkauftem Hochofen. Nach Informationen des Industriemuseums war der Gigant bei der Steel Company Xiantan noch bis zum Jahr 2005 in Betrieb und wurde erst danach durch einen moderneren ersetzt.