Mülheim. . Wenn Martinshörner ertönen und im Rückspiegel Blaulicht auftaucht, wissen viele Autofahrer nicht, wohin. Die Feuerwehr Mülheim kennt das auch und verliert dadurch oft wertvolle Zeit, weil sie im Rückstau vor einer roten Ampel ausgebremst wird.
Was auf Autobahnen zumeist problemlos klappt, stellt die Feuerwehr bei ihren Einsätzen in der Stadt häufig vor Schwierigkeiten: Die Autofahrer bilden keine Rettungsgasse für die Einsatzfahrzeuge. So rückt bei einem Alarm ein Löschzug mit fünf Fahrzeugen aus, und wird schon an der ersten Ampelkreuzung mit dem Rückstau ausgebremst.
So erlebte es die Feuerwehr bei ihren Einsätzen am gestrigen Dienstag, und so erlebt sie es oft, wie Thorsten Drewes bestätigt. „Die Autofahrer wissen oft nicht, wo sie hinsollen“, sagt der Feuerwehrsprecher. Auf einer breiten Autobahn sei das noch relativ einfach: Die Fahrer auf der rechten Fahrspur fahren nach rechts, die auf der linken nach links – und in der Mitte tut sich so eine weitere Fahrspur für die Einsatzfahrzeuge auf. Rechts und links ist aber oft kein Platz in den engen Innenstädten, das weiß auch die Feuerwehr.
Mit dem Rückstau ausgebremst
Dabei dürften die ersten Fahrzeuge vor der roten Ampel auch – natürlich unter Berücksichtigung der Verkehrssituation – über die rote Ampel fahren, um Rettungsfahrzeugen im Einsatz Platz zu machen, erinnert Thorsten Drewes: „Viele tun das ja auch. Aber etliche wagen das Überfahren der roten Ampel aus Angst vor einer Strafe nicht“, sagt er. Und die Feuerwehr, auf dem Weg zu einem Einsatz, verliert dadurch wichtige Zeit. „Es geht ja“, betont Drewes, „bei einem Einsatz oft um ein Menschenleben.“ Wenn Blaulicht und Signalhorn nicht ausreichen, nutzt die Feuerwehr auch ihre Lautsprecher, um die Autofahrer nachdrücklich etwa zum Räumen einer Kreuzung aufzufordern.
Zugeparkte Straßen sind auch häufig ein Problem für die Helfer, vor allem in Tempo-30-Zonen, die oft zusätzlich mit Blumenkübeln oder Einbauten versehen sind. „Wenn da ein Wagen nur um einen halben Meter falsch steht, wo es ohnehin schon so eng ist, wird es schwierig, mit einem Großfahrzeug da durchzukommen“, sagt der Feuerwehrsprecher. Das ist beileibe nicht nur im Brandfall ein Problem. „Wenn ein Rettungswagen zu einem Menschen mit einem Herzinfarkt unterwegs ist, zählen Sekunden.“ Wer ausgewiesene Feuerwehrzufahrten zuparkt, riskiert zwar ein Knöllchen. Doch viel schlimmer ist es, wenn die Feuerwehr dadurch nicht zum Einsatzort gelangen kann, etwa, um mit der Drehleiter Menschen aus oberen Stockwerken zu bergen.
In der Praxis hat die Feuerwehr natürlich keine Zeit, auf einen Abschleppwagen zu warten: „Im Notfall steigen wir aus und setzen das Fahrzeug, das uns im Weg steht, an die Seite“, sagt Thorsten Drewes.
Tag der offenen Tür
