Mülheim. Baustellen sind für Feuerwehr und ÖPNV kalkulierbare Hindernisse. Unüberlegt abgestellte Pkw allerdings nicht. Allein bei Bus und Bahn sorgen Falschparker für bis zu 100 Verspätungen im Jahr. Schlimmer ist die Lage noch für Rettungswagen - an ihrem rechtzeitigen Eintreffen hängen unter Umständen Menschenleben.
In den noch düsteren Morgenstunden, gegen halb sieben, machte eine Leserin (Name der Redaktion bekannt) eine irritierende Beobachtung. Sie sah einen Rettungswagen, der mehrere Zufahrtsmöglichkeiten ausprobierte, um sich endlich Zugang zu einem Haus am von Baustellen geplagten Steinknappen zu verschaffen.
Von der Zeppelinstraße her funktionierte es nicht, auch die Oxforder Straße bot keine Einfahrmöglichkeit. Letztendlich entpuppte sich ein etwas längerer Umweg über die B1 und die Mendener Straße als optimale Lösung. „Ich war erstaunt und fassungslos“, berichtet die Leserin. Schließlich setze sie bei der örtlichen Feuerwehr voraus, dass diese sich mit den Zufahrtsmöglichkeiten der Mülheimer Straßen auskennt.
Falschparker sind häufiges Problem
„Besonders absehbare Hindernisse wie Baustellen sind eigentlich kein Problem“, erklärt Feuerwehrsprecher Thorsten Drewes. Alle Baustellen werden in einer Anfahrtsmappe gesammelt, jeder Einsatzwagen wird mit einem schnell erstellbaren Alarmausdruck ausgerüstet. Dieser Ausdruck zeigt einen Teil des Stadtplanes und den schnellstmöglichen Zufahrtsweg. Sollte sich dieser Weg wider erwarten als unzugänglich herausstellen, sucht sich der Fahrer einen eigene Möglichkeit oder kann auf das Navigationssystem zurückgreifen.
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Dabei stellen auch Poller den Rettungsdienst nicht vor unlösbare Aufgaben: „Jedes Fahrzeug ist mit einem Absperrpfosten-Schlüssel ausgestattet. Jeden Poller dürfen wir umlegen. Grund ist das Sonder- und Wegerecht“, informiert Drewes. Besonders schwer zugängliche Stellen im Mülheimer Stadtgebiet gebe es nicht, falsch parkende Autos seien aber ein häufiges und unabsehbares Problem für die großen Rettungsfahrzeuge.
Falschparker gibt es im gesamten Stadtgebiet
Ebenfalls betroffen von derartigen Wegsperrungen sind die öffentlichen Verkehrsmittel. „Etwa 100 Mal im Jahr kommt es durch blockierte Fahrwege zu Verspätungen von fünf Minuten bis zu einer Stunde“, schätzt MVG-Pressesprecher Nils Hoffmann grob. Busfahrer dürfen in solchen Fällen, nach Absprache mit der Leitstelle, kurze Umwege fahren. Rückwärtsfahren ist jedoch erst mit einem betriebseigenen Einweiser gestattet.
Straßenbahnfahrer haben es schon ein wenig schwerer. Erst wird geläutet, um eventuell den Fahrzeugführer auf die Situation aufmerksam zu machen, „doch das führt selten zum erhofften Erfolg“, so Hoffmann. Sollte das Fahrzeug nicht entfernt werden, wird die Polizei eingeschaltet. Aufgrund der Enge komme es zum Beispiel auf der Düsseldorfer Straße in Saarn häufig zu solchen Verkehrsbehinderungen. Doch kein Stadtteil sei davon ausgenommen: „Das erleben wir im gesamten Stadtgebiet.“