Geduldig warten die fünf Hunde auf ihren Einsatz. Nur ein paar Meter entfernt liegt ein Mensch am Ufer der Ruhr. Bewusstlos und mit großer Wahrscheinlichkeit stark unterkühlt. Hundeführerin Veronique Müller lässt ihre Nedi von der Leine. Die Hündin schreitet zielstrebig Richtung Ufer, nach kaum dreißig Sekunden hat sie die regungslose Person gefunden. Lautes Bellen. Rettungskräfte eilen zu dem Verletzten und bergen ihn aus dem kalten Wasser. Hündin Nedi hat ihre Arbeit perfekt erledigt.
Glücklicherweise hat es sich bei diesem Einsatz nur um einen Test gehandelt. Die Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes hat am Wochenende ihre Jahresabschluss-Übung durchgeführt. Mehr als vierzig ehrenamtliche Retter nahmen teil. „Es geht bei dieser Übung vor allem um Koordination und Zusammenarbeit“, sagt der verantwortliche Leiter Daniel Muscheika.
Gesamte Rettungskette trainiert
Soll heißen: Nicht nur die Wasserwacht machte mit, sondern auch die Landrettungskräfte des DRK und die Hundeführer. Trainiert wurde die gesamte Rettungskette von der Personenrettung im Wasser bis zur Verletztenversorgung an Land. Übungen in dieser Größenordnung finden in der Regel nur ein Mal im Jahr statt. Am Ruhrstrand haben die Rettungskräfte ein Lager aufgebaut, das einem Großeinsatz in der Realität nachempfunden ist. Ein Zelt für die seelische Betreuung von Angehörigen und die Unterbringung von Leichtverletzten, eine Patientenablage für die Erstversorgung durch einen Notarzt, zudem sind auf dem Fluss drei Boote der Wasserwacht unterwegs. Das gestellte Szenario bedeutet für die Retter vor allem: eine Menge Arbeit. Zehn bis fünfzehn Menschen sollen aus dem Wasser geborgen werden.
„Auslöser könnte zum Beispiel ein Motorbrand bei einem Ausflugsschiff auf der Ruhr sein“, erklärt Christian Wallau, Zugführer der Einsatzeinheit auf dem Land. Immer wieder holt die Wasserwacht eine der Testpersonen – gut eingepackt in einen Neopren-Anzug – aus dem Wasser. Mit Hilfe des sogenannten Spineboards (Spine ist das englische Wort für Wirbelsäule) werden die Geretteten in eine sichere Lage gebracht. Unterschiedliche Verletzungsszenarien werden simuliert: Ohnmacht, ein gebrochenes Bein, Unterkühlung, Frakturen im Oberschenkelbereich. Nach der Bergung aus dem Wasser kommen die Personen in die „Patientenablage“ – je nach Schwere der Verletzung würden sie im Ernstfall von dort per Rettungswagen ins Hospital gebracht. Der Ernstfall ist in diesem Jahr in Mülheim für die Wasserwacht noch nicht eingetreten. Die Helfer waren vor allem bei Veranstaltungen wie „Voll die Ruhr“ im Einsatz. Sollte eine hilflose Person aus der Ruhr gerettet werden müssen, würde das einen umfassenden Einsatz für Feuerwehr, Polizei und das DRK bedeuten. Umso wichtiger sind solche Übungen – damit im Einsatz jeder Handgriff sitzt.