Herne. Der Verwaltungsvorstand der Stadt Herne will das Problemhaus in Horsthausen kaufen und anschließend abreißen lassen. Das kündigte nun der Ordnungsdezernent Johannes Chudziak am Mittwoch bei einem Ortstermin an. Trotz dieser Ankündigung sah sich die Stadt massiven Vorwürfen ausgesetzt.

Die Stadt will das Problemhaus an der Horsthauser Straße 188 kaufen und abreißen lassen. Das kündigte Ordnungsdezernent Johannes Chudziak zu Beginn des Ortstermins der Bezirksvertretung Sodingen am Mittwoch an. Gab es für diese Botschaft noch spontan Beifall unter den rund 50 Anwohnern, so nahm die Kritik im Laufe der 80-minütigen Aussprache immer mehr zu. Auf massiven Druck aus Bürgerschaft und Politik machte die Stadt schließlich einige Zugeständnisse.

Der Verwaltungsvorstand habe entschieden, das marode Gebäude zu kaufen, so Chudziak. Für die Ratssitzung am 2. Dezember soll ein entsprechender Beschluss vorbereitet werden. Wenn mit dem Eigentümer eine Einigung über den Preis erzielt werde, wolle die Stadt das Haus abreißen lassen, so der Dezernent.

In der Diskussion wurde jedoch schnell deutlich, dass die betroffenen Anwohner sowie Vertreter aus der Politik andere Prioritäten setzen: Sie wollten von der Verwaltung wissen, wie diese das akute Kakerlakenproblem in den Griff bekommen wolle und welche Maßnahmen nun geplant seien. Die (wenig konkreten) Antworten der Verwaltungsvertreter brachte viele Zuhörer auf die Palme. Man könne den Bürgern nur beratend zur Seite stehen, beteuerte Chudziak. Die Stadt hoffe, dass das Problem im Haus in drei Wochen nach zwei weiteren Schädlingsbekämpfungen vom Tisch sei.

Die Forderung des SPD-Stadtverordneten Thomas Spengler, eine „Wohnumfeldanalyse“ zur Feststellung des Ausmaßes der Plage durchzuführen, wies die Stadt zurück. Und als Chudziak dann noch erklärte, man wisse ja gar nicht, ob es im Umfeld des Problemhauses nicht vorher schon Kakerlaken gegeben habe, kochte die Volksseele fast über. „Unverschämtheit“, schimpfte Anwohnerin Anja Crämer.

Stadt folgte dem Vorschlag eines Schädlingsbekämpfers

„Das ist mir alles zu dünn. So geht’s nicht, Herr Chudziak“, beschied Spengler der Stadt. Weitere Sozialdemokraten, Vertreter von CDU, Linke und AfD sowie Anwohner schlossen sich der Kritik an. Tenor: Jetzt muss was passieren, nicht erst in ein oder zwei Monaten.

Und dann bewegte sich die Stadt doch noch ein wenig: Die Verwaltung folgte dem Vorschlag eines Schädlingsbekämpfers, an Anwohner Klebefallen auszugeben. Der Kommunale Ordnungsdienst werde sie auf Wunsch in die Haushalte bringen, hieß es. Ein Anruf bei der Stadt ( HER 16 16 32) genüge.

Und: Die eingeschlagenen Fenster sollen umgehend verriegelt werden - auf Kosten des Eigentümers, so die Stadt in Reaktion auf einen entsprechenden Bürgerhinweis Beseitigt werden sollen zudem auf den Bürgersteig ragende Zaunlatten sowie noch immer in der Hauseinfahrt liegender Müll. Maßnahmen, die vor Wochen hätten durchgeführt werden können, so die Anwohner. „Ich fühle mich regelrecht verarscht“, sagte ein Bürger.