Herne. Die Steag hat in ihrem Heizkraftwerk in Baukau eine neue Leitwarte in Betrieb genommen. Damit schließt das Unternehmen ein 40 Millionen Euro teures Modernisierungsprogramm ab. Lediglich zwei Leitstandfahrer braucht die neue Leitwarte und kann bis zu 450.000 Haushalte mit Fernwärme versorgen.

Der Anblick ist beeindruckend: Fast zehn Meter in der Breite misst die Wand mit Monitoren. Sie liefern die Bilder und Daten für das, was in den Blöcken 3 und 4 des Steag-Heizkraftwerks in Baukau passiert. Mit der Inbetriebnahme der neuen Leitwarte schließt das Unternehmen ein millionenschweres Modernisierungsprogramm ab.

Etwa 40 Millionen Euro hat die Steag in den vergangenen zwei Jahren in die Anlage gesteckt, unter anderem elf Millionen in die Abwassertrennung. Die Modernisierung der Leittechnik - inklusive der Warte - schlug mit etwa zwölf Millionen Euro zu Buche. „Die alte Leitwarte war ungefähr 25 Jahre alt“, so Olaf Borck, stellvertretender Kraftwerksleiter. „Sie hat nicht mehr dem Stand der Technik entsprochen. In den letzten Jahren haben sich Abläufe und Technik sehr verändert, so dass an dieser Stelle dringender Handlungsbedarf bestand.“

Der aktuelle Stand der Technik bedeutet nun: Lediglich zwei Leitstandfahrer reichen aus, um bis zu 450.000 Haushalte mit Fernwärme zu versorgen, denn von Baukau aus werden Verbraucher in Bochum, Herne, Gelsenkirchen, Bottrop sowie im Essener Norden bedient. Die Leitwarte überwacht die Prozesse in den Kraftwerksblöcken und analysiert die Daten für einen störungsfreien Betrieb.

Vorkehrungen für Gaskraftwerk

Dass nur zwei Leitstandfahrer diese Aufgabe erledigen, ist auch Teil des Optimierungsprozesses beim Personal. Dies ist kein Geheimnis. Die Steag hat bereits 2011 einen Personalabbau in den Kraftwerken angekündigt. Der wurde sozialverträglich - also ohne betriebsbedingte Kündigungen - umgesetzt. Die Optimierungen auf der Kostenseite seien vor dem Hintergrund der aktuellen Energielandschaft überlebensnotwendig, so Borck. Heißt: Auf Grund der zunehmenden Einspeisung von Wind- und Sonnenstrom schalten Energieversorger immer öfter Kohle- und Gaskraftwerke ab. Eine Gefahr, die dem Heizkraftwerk in absehbarer Zeit wohl nicht droht - weil es Fernwärme liefert. Borck: „Wir haben eine gute Auslastung.“

Außerdem hat die Steag mit dem Einbau einer neuen Hochdruckturbine für mehr Flexibilität gesorgt. Mit dieser Turbine könne das Kraftwerk wesentlich schneller hoch- und heruntergefahren werden, so Steag-Sprecher Jürgen Fröhlich. Dies bedeute einen einen wesentlichen vorteil.

Parallel zur Modernisierung hat die Steag bereits 2012 damit begonnen, am Standort Vorkehrungen zu treffen, um möglicherweise ein Gaskraftwerk zu bauen. Das Planverfahren laufe, so Fröhlich. Liege eine Genehmigung vor, könne man in fünf oder sechs Jahren darüber nachdenken, ob ein Gaskraftwerk wirtschaftlich zu betreiben sei. Hinzu käme bei einer positiven Entscheidung noch eine Bauzeit von rund zwei Jahren.