Herne. . Die Steag hat in den vergangenen zwei Jahren rund 40 Millionen Euro in den Standort Baukau investiert. In den vergangenen Wochen erhielt Block 4 unter anderem eine neue Hochdruckturbine.
Sommerferien? Die sind für den Block 4 des Steag-Steinkohlekraftwerks seit wenigen Tagen vorüber. Neun Wochen war der Block für eine geplante Revision vom Netz. Im Klartext: Er wurde so richtig auf Vordermann - und in die Gegenwart - gebracht.
Zwar ist Block 4 der jüngste in Baukau, aber er ist immerhin auch schon seit 1989 in Betrieb. Unter anderem wurde die komplette Leittechnik ausgetauscht, die Datenverarbeitung hat in den vergangenen 24 Jahren doch einige Sprünge gemacht. Im Zentrum der Generalüberholung stand jedoch der Austausch einer Hochdruck-Turbine. Das neue Modell sei flexibler auf die Anforderungen des Marktes ausgerichtet, so Hüseyin Rall, Kraftwerksgruppenleiter Ruhr-Ost. Mit der neuen Turbine kann der Kraftwerksblock deutlich schneller hoch und herunter gefahren werden. Diese Flexibilität bekommt vor dem Hintergrund der zunehmenden Einspeisung von Wind- und Sonnenstrom eine immer stärkere Bedeutung. Aber auch die sogenannte Mindestlast konnten die Steag-Ingenieure mit der neuen Turbine senken. Die ist so etwas wie die Mindestdrehzahl bei einem Auto, bevor der Motor anfängt zu stottern. „Die Anfangsinvestition ist zwar hoch, doch auf längere Sicht sparen wir Kosten“, erläutert der stellvertretende Kraftwerksleiter Olaf Borck.
Zkunftsoptionen Gas oder Kohle
Die Steag hat im Laufe der vergangenen zwei Jahre insgesamt 40 Millionen Euro in Herne investiert, unter anderem elf Millionen für die komplette Abwassertrennung. Diese Summe mag überraschen vor dem Hintergrund, dass andere Konzerne mit ihren Kohlekraftwerken finanzielle Probleme haben und sie ganz abschalten. Die Steag bleibt von diesen Problemen nicht verschont. Der Strom der im Zuge der Fernwärmegewinnung produziert wird, ist kaum mit schwarzen Zahlen zu vermarkten.
Dass der Konzern dennoch den Herner Standort weiterenwickelt, hängt unter anderem mit der möglichen Realisierung eines zusammenhängenden Fernwärmenetzes an Rhein und Ruhr zusammen. Umweltminister Johannes Remmel und Udo Wichert, Geschäftsführer der Steag Fernwärme GmbH, stellten vor wenigen Wochen die entsprechende Machbarkeitsstudie vor. In dieser Fernwärmeschiene erhielte Herne eine wichtige Funktion als Drehkreuz und Knotenpunkt.
Darüber hinaus verfügt die Steag in Herne über einen genehmigten Standort für einen weiteren Steinkohleblock. Der war in der Vergangenheit aus wirtschaftlichen Gründen nicht realisiert worden. Wegen der Ungewissheit in der Energiewelt will sich der Konzern alle Richtungen offenhalten, sodass es in Zukunft heißen kann: Gas statt Kohle.