Herne. . Einen Mammutknochen von der Größe eines Kleinkindes fanden Bauarbeiter der Emschergenossenschaft im Bereich Pantrings Hof in Herne. Das Tier aus der Eiszeit starb wohl vor 70.000 Jahren an der Wasserstelle. Spuren an den Knochen lassen darauf schließen, dass sie von Hyänen abgenagt wurden.

Sprachlos waren sie alle, die Bauarbeiter der Emschergenossenschaft. Mit einem Fund dieser Dimension hätte hier, zwischen Erde und Schlamm, wohl niemand gerechnet: Der Oberarmknochen eines Mammuts, in der Größe eines Kleinkindes. Experten des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) vermuten nun, dass der letzte Riese der Eiszeit wahrscheinlich genau an dieser Stelle, Pantrings Hof/ Ecke Eberhard-Wildermuth-Straße verendet ist: vor wohl 70.000 Jahren.

Auch weitere Skelett-Teile von beeindruckender Größe kamen bei den Kanalbauarbeiten ans Licht: Ein Schulterblattfragement und ein Wirbel, wenn auch nicht mehr so gut erhalten wie der Oberarmknochen. „Offensichtlich sind sie von Hyänen, die damals ebenfalls hier lebten, abgenagt worden, wie die typischen Ausfransungen zeigen“, so Prof. Dr. Michael Baales, Leiter der Westfalen-Lippe-Archäologie in der LWL-Außenstelle Olpe. Dennoch geht er davon aus, dass auch diese Skelett-Teile vom elefantenähnlichen Tier stammen. Die Funde der Herner Baustelle gingen direkt ins LWL-Museum für Naturkunde in Münster, wo sie von Spezialisten der Paläontologischen Bodendenkmalpflege in Westfalen weiter untersucht werden.

Die typische Tierwelt der Mammutsteppe

Doch warum finden sich gerade an der Emscher immer wieder Knochen längst ausgestorbener Tierarten? Damals war der Ur-Ahn des heutigen Flusses ein breites, vielverzweigtes Fluss-System, in dem ständig Sande und Kiese an den Ufern und Windungen „strandeten“. In diesen so genannten „Schotterfluren“ lebte die damals typische Tierwelt der Mammutsteppe: Neben dem großen Mammut tummelten sich Höhlenlöwen, Wollnashörner und Rentiere im heutigen Herzen des Ruhrgebiets. Ihre Knochen werden seit über 100 Jahren immer wieder gefunden – etwa beim Bau des Rhein-Herne-Kanals.

Hinzu kommt: „Wir stoßen bei unseren Bauarbeiten mittlerweile in Tiefen von bis zu 55 Metern vor. Wir sind uns sehr sicher, dass wir noch einiges finden werden“, zeigt sich Ilias Abawi, Pressesprecher der Emschergenossenschaft, zuversichtlich. Jüngst wurde in Castrop-Rauxel ein römisches Lager entdeckt. „Wenn sich die Römer an der Emscher in Castrop-Rauxel aufgehalten haben, wird das sicherlich auch für Herne gelten.“

Mittlerweile schaufeln die Bagger auf der Baustelle weiter und heben weitere Schächte für den Abwasserkanal, den „Zwilling der Emscher“ aus. Auf der gesamten Kanalbaustrecke sollen über 100 Schachtstandorte entstehen. Viel Erde also, die noch umgegraben werden muss. „Mein größter Traum wäre es, eines Tages einen Dinosaurierknochen zu finden“, sagt Ilias Abawi.

Wer weiß.