Herne. . Über 300 Exponate aus allen Zeiten und aus aller Welt sind ab 17. November 2012 in der Sonderausstellung des LWL-Museums für Archäologie am Herner Europaplatz unter dem Titel „Schädelkult - Mythos und Kult um das Haupt des Menschen“ zu sehen.

Für die Nacht vom 20. auf den 21. Dezember sollten Sie sich nichts vornehmen, außer, im Archäologiemuseum die neue Sonderausstellung zu besuchen und dort einen Kristallschädel fest im Blick zu halten: Gehört er etwa zu den legendären 13 Exemplaren, die den Weltuntergang, der laut Mayakalender für diese Nacht vorausgesagt ist, aufhalten können? Oder hat es mit ihm doch eine andere Bewandtnis?

Mit höchster Kunstfertigkeit

Die Ausstellung „Schädelkult - Mythos und Kult um das Haupt des Menschen“, die ab Samstag im Archäologiemuseum zu sehen ist, zieht auf ganz eigene Weise in ihren Bann. Dazu tragen nicht nur die Exponate selbst bei, sondern auch deren stimmige Inszenierung, die teilweise schon leicht gruselig an Grab- und Kultstätten erinnert. So betritt der Besucher gleich zu Beginn ein spärlich ausgeleuchtetes Kirchenschiff, in dem der Blick als erstes auf eine Kreuzigungsszene fällt und dann auf eine bunte, gotische Rosette. Davor, wie eine kostbare Reliquie und gleichzeitig ihre Pervertierung: das Werk eines polnischen Künstlers, das er Damian Hirsts 75 Millionen Euro teuren Schädel „The love of God“ nachempfunden hat. Über und über mit Glitzersteinen besetzt - in der Hirst-Variante sind es über 8000 Diamanten - grinst es dem Besucher entgegen und lässt ihn fast zwei weitere Höhepunkte übersehen: eine wertvolle Kopfreliquie, die erst kürzlich in der Wand der Klosterkirche Brenkhausen bei Warburg wiederentdeckt wurde und ein kleiner, eher unscheinbarer, aber mit höchster Kunstfertigkeit aus Alabaster gearbeiteter Schädel, der Leonardo da Vinci zugeschrieben wird.

Zwei Grundmuster

Den Kult um den Schädel, von vielen Völkern als Sitz der Seele, der Macht angesehen, hat es auf allen Kontinenten und zu allen Zeiten gegeben, von den Neandertalern über die Kelten, von den Völkern Asiens, bis zu denen Ozeaniens, Amerikas und Afrikas - nachzuvollziehen in der Ausstellung bei einer „Reise“ durch die Erdteile. Doch so unterschiedlich die Ausprägungen des Schädelkults auch sind, gibt es doch überall zwei Grundmuster. Die Schädel dienten entweder der Ahnenverehrung oder es handelte sich um Trophäenschädel.

Fast immer und überall sind die Schädel der Toten mit Respekt behandelt worden. Aber auch den Missbrauch wie den faschistischen Rassenwahn, der von der Kopfform auf den Wert eines Menschen schließen wollte, verschweigt die Ausstellung nicht. Und ein ARD-Beitrag vom Oktober 2011 zeigt die Bedeutung auf, die die Rückführung der von den Deutschen in Namibia gestohlenen Köpfe der Hereros für deren Nachfahren hat.