Herne. . Immer mehr Herner sollen Schadenersatz zahlen, weil sie Musik aus dem Internet heruntergeladen haben. Die Verbraucherzentrale rät Betroffenen dazu, sich an einen Rechtsanwalt zu wenden.
Wer achtlos im Internet Musik oder Filme herunterlädt, der kann eine böse Überraschung erleben. Viele Leute aus Herne sollen Schadenersatz für illegale Muisik-Downloads zahlen. Rechtsanwälte und Verbraucherzentrale warnen vor Arglosigkeit.
Bushido ist ganz groß dabei. Der Berliner, von dem oft als „Rüpelrapper“ die Rede ist, hat eine lukrative Einnahmequelle entdeckt: Er hat Anwälte beauftragt, die wie am Fließband Abmahnungen verschicken und Internetnutzer, die in Online-Tauschbörsen seine Musik runter- und hochladen, mit Schadenersatzforderungen zu überziehen.
Regelrechte Abmahnungsindustrie
Nun mag man über den Anspruch, im Internet alles gratis zu bekommen, ja denken, was man will. Ingo Döring von der Herner Verbraucherzentrale hat jedoch eine regelrechte „Abmahnungsindustrie“ ausgemacht. Viele Herner, sagt Döring, seien nach der Post vom Anwalt verzweifelt. Allein seit Juni 2011 verzeichneten die Verbraucherschützer über 200 Anfragen zu diesem Thema. Der Eickeler Rechtsanwalt Christian Spengler berät im Auftrag der Verbraucherzentrale Menschen, die plötzlich viel Geld zahlen sollen. Er sagt: „Das sind zehn, 15 große Kanzleien, die sich darauf spezialisiert haben. Die bewerben das bei den Musikkonzernen sogar mit Prospekten. Für die Künstler und die Kanzleien ist das eine Win-Win-Situation.“
Keine Angst vor bösen Briefen
Normalerweise läuft das so: Ein Musik- oder auch Filmfreund sucht in einer der einschlägigen Tauschbörsen nach einem neuen Stück, einem neuen Streifen. Wird er währenddessen von den Spähern im Auftrag der Konzerne entdeckt, schreiben die dem Nutzer einen Brief. Darin eine zu unterschreibende Unterlassungserklärung und die Aufforderung, einen Pauschalbetrag zur Schadenswiedergutmachung zu zahlen. Spengler: „Das sind je nachdem, von welcher Kanzlei die Forderung kommt, meist zwischen 450 und 1200 Euro.“ Pro Datei, wohlgemerkt – wer sich die Top 100 der Hitparade herunterlädt, könnte also, wenn er Pech hat, 100 böse Briefe bekommen.
Die Verbraucherzentrale rät, mit so einem Brief sofort zu einem Anwalt zu gehen. „Die Post bloß nicht in die Schublade legen und glauben, die können mir nichts.“ 600 000 Menschen wurden allein 2010 abgemahnt. Die Industrie hat schon Parasiten: Trittbrettfahrer verschicken Spam-Mails – auf gut Glück.