Herne. . Herne. Die Zahl der Anträge fürs Bildungspaket hat sich seit Mitte April von 300 auf 1000 erhöht. Doch noch immer sind viele Details zu klären.

Die Zahl der Anträge auf Leistungen aus dem Bildungspaket hat sich in den vergangenen vier Wochen in Herne mehr als verdreifacht: Rund 1000 Anträge von Hartz-IV-Empfängern liegen dem Jobcenter zurzeit vor. Bei der Umsetzung haben die Behörden dagegen nach wie vor großen Klärungsbedarf. Das bestätigten Jobcenter und Stadt auf Anfrage der WAZ.

Die Zahl der Anträge hat sich von 300 (Stand: 12. April) auf aktuell 1000 erhöht, berichtet Jobcenter-Geschäftsführer Hans-Peter Heckmann. Wie berichtet, liegt die Zahl der Leistungsberechtigten – Empfänger von Arbeitslosengeld II, Wohngeld und dem Kinderzuschlag - in Herne bei rund 8000. Vor allem Ende April habe die Nachfrage stark zugenommen, so Heckmann. Wohl auch deshalb, weil der Bund eine rückwirkende Erstattung von Leistungen zunächst nur zum 30. April ermöglichen wollte. „Diese Frist ist bis zum 30. Juni verlängert worden“, sagt der Jobcenter-Chef.

Der städtische Bildungspaket-Koordinator Klaus Karassek geht davon aus, dass auch die Info-Offensive eine Rolle gespielt hat. Insgesamt 26 000 Flyer sind flächendeckend in Herner Schulen und Kindergärten verteilt worden. „Ob Millionär oder Hartz IV - jedes Kind hat einen Flyer erhalten“, so Karassek.

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Von DerWesten

Bei mehr als der Hälfte aller eingegangenen Anträge gehe es um Mitgliedsbeiträge für Sportvereine, Musikschule etc., sagt Hans-Peter Heckmann. Rund 30 Prozent der Anträge beträfen die Mittagsverpflegung. Und etwa 50 Erziehungsberechtigte (5 Prozent) hätten einen Antrag auf Lernförderung, sprich: Nachhilfe gestellt. „Das ist für uns der schwierigste Komplex“, so Heckmann. Auch deshalb, weil die vom Bund vorgelegten Regelungen „nicht richtig durchdacht sind“.

Schulen sind erster Ansprechpartner

Für das Jobcenter seien die Schulen hier der erste Ansprechpartner. Erst wenn diese die Lernförderung eines versetzungsgefährdeten Schülers nicht gewährleisten könnte, würden andere Wege gesucht. In letzter Konsequenz sei auch nicht auszuschließen, so der Jobcenter-Geschäftsführer, dass professionelle Nachhilfeinstitute zum Zuge kämen - allerdings nicht zu jedem Preis.

Streitfälle gebe es bisher nicht, weil noch keine Bescheide erteilt werden konnten. Das wird sich aber in Kürze ändern. Die Antragsformulare liegen nun vor. Und ab dem 1. Juni sollen (mit leichter Verspätung) auch insgesamt bis zu zwölf neue Mitarbeiter bei Jobcenter und Stadt für die Umsetzung sorgen. Ein reibungsloser Ablauf sei aber nicht in Sicht. „Das wird noch länger dauern“, so Heckmann und Karassek unisono.

Die Stadt prüft zurzeit, ob sie zur Abwicklung des Bildungspaketes eine Chipkarte einsetzt. Kosten und Nutzen müssten genau abgewogen werden, erklärt Klaus Karassek. Mit Ausnahme des Schulstarterpakets könnte theoretisch alle Leistungen über eine Chipkarte abgerechnet werden. Außerdem streben Stadt und Jobcenter an, Leistungen nicht in jedem Einzelfall, sondern pauschal mit den Anbietern abzurechnen - so wie es für die Mittagsverpflegung in den Kitas bereits vereinbart worden ist. Auch für den Sport wünscht sich die Verwaltung eine entsprechende Regelung: „Es würde Sinn machen, mit dem Stadtsportbund abzurechnen und nicht mit allen 200 Vereinen“, so Klaus Karassek. Hier gebe es aber noch Gesprächsbedarf.