Herne. . Es wird immer wärmer in Herne: Die Zahl der heißen Tage soll bis 2050 deutlich steigen. Die Stadt sucht nun Maßnahmen, um Bürger zu schützen.

Die Stadt hat es nun Schwarz auf Weiß: Es wird immer wärmer in Herne, besonders betroffen sind die dicht bebauten Straßenzüge in Herne-Mitte und Wanne-Mitte. Das Rathaus will darauf reagieren und bis Ende des Jahres ein Konzept vorstellen, um die Folgen des Klimawandels abzumildern.

Für manche Politiker waren die Klimakarten, die ein Vertreter des Regionalverband Ruhr (RVR) in dieser Woche im Rathaus vorgestellt hat, ein Aha-Erlebnis. „Ich bin schockiert“, bekannte etwa die SPD-Ratsfrau Elisabeth Majchrzak-Frensel im Planungsausschuss. Und fügte an: „Wir sind mitten im Klimawandel angekommen.“

Herne ist dicht bebaut – und so besonders betroffen

In der Tat: Nach Auskunft von Marcel Possoch, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim RVR, habe es in Herne zwischen 1961 und 1990 maximal 15 Tage im Jahr gegeben, an denen die Temperaturen über 30 Grad Celsius lagen. Bis 2010 waren es bereits bis zu 25 Tage, und bis 2050 sollen laut Modellrechnung an bis zu 45 Tagen Temperaturen von über 30 Grad herrschen.

Es wird immer wärmer in Herne: Bis 2050 soll auch die Zahl der heißen Tage deutlich steigen.
Es wird immer wärmer in Herne: Bis 2050 soll auch die Zahl der heißen Tage deutlich steigen. © Britta Pedersen

Herne sei als dicht bebaute Stadt besonders betroffen, weil es kaum Luftschneisen gebe, die kühlere Luft aus dem Umland in die Herner und Wanner City durchlassen könnten. Wie stark sich die vielen dicht besiedelten Straßenzüge in Herne aufheizen, zeigt ein Blick auf eine aktuelle Klimakarte der Stadt im Hochsommer: Sie zeigt, dass es etwa im vergleichsweise ländlichen Sodingen und Holthausen nachts schon heute sieben Grad kühler ist als etwa in Herne-Mitte. Diese kalte Luft aber gelange nicht in den Westen.

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Von Michael Muscheid

Was tun? Die Stadt will nun bis Ende 2018 mit dem so genannten Klimaanpassungskonzept ein Paket schnüren, damit die Menschen mit den Folgen des Klimawandels leben können. Dabei helfen soll auch die Starkregenkarte, die vor der nun vorgestellten Klimaanalyse präsentiert wurde. So viel ist dem zuständigen Umweltdezernenten Karlheinz Friedrichs aber spätestens jetzt klar: „Wir müssen unsere Planungen schärfen.“ Aus den Analysen gelte es „die richtigen Lehren zu ziehen“.

Vorschlag: Freiflächen sollen vernetzt werden

Welche Lehren das sein könnten, sagt Astrid Snowdon-Mahnke, Leiterin des Teams Klimaschutz und Klimaanpassung beim RVR. Am besten wäre es, neue Freiflächen zu schaffen oder bestehende Freiflächen zu vernetzen, damit Herne besser belüftet werden kann. Wo das nicht geht, sollten Dächer und Innenhöfe begrünt werden; dort sänken dann die Temperaturen. Auch wäre es gut, an Straßen zusätzliche Bäume zu pflanzen. „Auch viele kleine Maßnahmen können zusammengenommen eine große Wirkung erzielen“, sagt sie zur WAZ.

Apropos Luftschneisen. Einige gibt es bereits auch in den dicht besiedelten Bereichen – etwa Bahngleise oder große Straßen. Diese Luftschneisen, so Astrid Snowdon-Mahnke, wirkten aber kaum (siehe Karte). Mehr noch: Sie seien eher kontraproduktiv. Blase doch mal ein kräftiger Wind, dann werde schlechte Luft durch Autos in die Stadt gepustet.