Herne. Bauherren in Herne müssen ab sofort im Rathaus mit jedem Bauantrag auch einen „Klima-Check“ einreichen. Was dabei zu beachten ist.
Mit jedem Bauantrag, den private Bauherren oder -frauen in Herne stellen, muss ab sofort auch ein Klima-Check eingereicht werden. Damit wird geprüft, ob ein Neu- oder Anbau oder auch eine neue Garage die Folgen des Klimawandels für die Bewohner abmildert oder eher noch verstärkt. Ist Letzteres der Fall, dann können die Häuslebauer nachbessern. Verpflichtend ist das Ganze aber nicht.
Hintergrund des Klima-Checks, den die Stadt jetzt zum 1. Januar 2024 eingeführt hat, sind die Folgen des Klimawandels. Ziel der Stadt ist es, die sogenannte Klimaangepasstheit von privaten Bauvorhaben zu bewerten und den Bauherren und -frauen somit die Möglichkeit zu geben, rechtzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen. „Oft reichen relativ kleine Maßnahmen, die oft auch kostenneutral sind“, sagt Daniel Wirbals, stellvertretender Leiter des städtischen Fachbereichs Umwelt und Stadtplanung, zur WAZ.
Herne: Am Ende steht eine Ampel
Der Grundsatzgedanke: Bei einem Anbau oder Neubau geht oft genug Boden verloren. Versiegelte Flächen, so die Verwaltung, heizen sich aber schneller auf als etwa Rasenflächen, und der Effekt sei vor allem an heißen Sommertagen spürbar. Die Temperaturen durch die Gebäude stiegen im Umfeld an, und die Gesundheit der Bewohnenden leide. Entsprechende Maßnahmen, um das zu verhindern, seien deshalb nötig. In dem Klima-Check beschreiben Bauherr beziehungsweise Bauherrin oder Architekt beziehungsweise Architektin zunächst ihr Vorhaben. Fallen dafür freie Flächen weg, dann gibt es Minuspunkte. Zum Ausgleich können Gegenmaßnahmen ergriffen werden, für die es dann Pluspunkte gibt. Am Ende des Klima-Checks steht eine Ampel: Bei Rot ist ein Neu- oder Anbau „ungenügend klimaangepasst“, bei Gelb ist er „neutral“, bei Hellgrün und Sattgrün „gut klimaangepasst“ beziehungsweise „sehr gut klimaangepasst“.
In den Grünbereich kommen die Antragsteller beispielsweise durch zusätzliche Begrünungsmaßnahmen, also etwa durch Baumpflanzungen oder eine Dach- oder Fassadenbegrünung. Möglich sei aber auch eine andere Materialauswahl oder sogar nur eine andere Farbe, um Aufheizungen zu verringern, sagt Daniel Wirbals von der Stadt. Eine weitere Möglichkeit sei ein besonderer Umgang mit Wasser: Regenwasser könnte beispielsweise genutzt werden, oder Maßnahmen zur Vermeidung von Überflutungen bei Starkregen könnten eingeplant werden.
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Gesetzlich verpflichtet sind die Bauherren und Bauherrinnen nicht, Ausgleichsmaßnahmen zu treffen, wenn ihnen die Stadt eine rote Ampel anzeigt. „Das ist erst mal nur eine freiwillige Leistung“, sagt Daniel Wirbals. Die Bürgerinnen und Bürger sollen mit dem Instrument vielmehr ermutigt werden, einen eigenen Beitrag zum Umgang mit den Folgen von Hitze und Starkregen zu leisten. So steht es auch in dem Flyer, den die Stadt zum Thema „Klima-Check“ aufgelegt hat: „Jeder kann einen Beitrag leisten. Und jeder Beitrag zählt!“
Der Klima-Check, den der Rat vor der Weihnachtspause mit breiter Mehrheit verabschiedet hat, baut übrigens auf eine Klima-Ampel auf, die ein Umweltbüro 2021 für die Stadt Herne entwickelt hat. Diese Klima-Ampel kommt bei allen größeren Bauvorhaben von Wohnungsbaugesellschaften und Investoren zum Einsatz. Auch mit ihr wird geprüft, wie klimaangepasst die geplanten Neubauten sind. Auch dabei kommen Ampelfarben sowie die Einteilung von A+++ bis D zum Einsatz. Im Gegensatz zum Klima-Check sind hier aber, wenn erforderlich, Nachbesserungen verpflichtend.
Weitere Informationen zum neuen Klima-Check gibt die Stadt Herne auf ihrer Internetseite www.herne.de (Stichwort Klima-Check).
>>> Die Auswirkungen des Klimawandel auf die Stadt Herne
Dass sich auch Herne für den Klimawandel wappnen muss, hatte die Stadt zuletzt mithilfe von Experten herausgearbeitet, darunter dem Büro K.Plan. Ab 2050, so heißt es da, wird es in weiten Teilen von Herne im Sommer an Dutzenden Tagen über 40, ja 45 Grad heiß.
Hinzu komme immer mehr Starkregen, der ganze Straßenzüge überflute. In der „Handlungskarte Klimaanpassung“ der Verwaltung ist zu sehen, dass es im dicht besiedelten Herne viele Hitzeinseln gibt. Die Leidtragenden seien die Menschen, deshalb müsse gegengesteuert werden.