Herne. Der Europaplatz in Herne hat sich zum Treffpunkt der Trinkerszene entwickelt. Folgen sind Dreck und Ängste bei Passanten. Was die Stadt sagt.

In Herne hat sich der Europaplatz zum Treffpunkt der Trinker-, aber auch der Drogenszene entwickelt. Das kritisiert die SPD-Fraktion. „Kinder können nicht mehr unbedacht vor der Tür spielen“, sagt SPD-Ratsfrau Theres Boneberger. Auch das Archäologiemuseum spürt die Folgen: „Es wird zunehmend schlimmer“, schlägt Museumsleiterin Doreen Mölders Alarm.

Schon vor einem Jahr hatte die SPD-Fraktion auf das Thema aufmerksam gemacht: Im Umfeld des Europaplatzes in Herne-Mitte, zwischen Kreuzkirche und Archäologiemuseum, verweilten immer häufiger Menschen, die dort Alkohol und Drogen konsumierten, berichteten die Sozialdemokraten. Und: Es bestehe die Sorge, dass sich eine feste Szene etabliere. Folgt man den Äußerungen der Beteiligten, dann hat sich diese feste Szene spätestens jetzt etabliert. Bei höheren Temperaturen und gutem Wetter sei der Platz bereits am Nachmittag ein „Treffpunkt für öffentliche Trinkgelage“, so SPD-Ratsfrau Boneberger in einem Schreiben an den Sozialausschuss. Auch andere Drogen würden dort konsumiert. Nicht immer seien die Menschen friedlich, und auch Kinder würden in Begleitung der Alkoholisierten gesehen.

Herner Europaplatz: Eingangstor zur Innenstadt

Müll und Dreck seien am Herner Europaplatz die Folgen, heißt es.
Müll und Dreck seien am Herner Europaplatz die Folgen, heißt es. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Das alles sei aus mehreren Gründen problematisch. Zum einen sei der Europaplatz das Eingangstor zur Innenstadt, zum anderen befänden sich mit Kreuzkirche, Archäologiemuseum und CVJM wichtige Institutionen direkt am Europaplatz, die von vielen Menschen besucht würden. Hinzu komme der Spielplatz vor dem Museum, den viele Kinder nutzten. Nicht zuletzt hätten einige Passantinnen und Passanten Angst, an den Konsumenten vorbeizugehen, so die Ratsfrau.

Doreen Mölders, die Leiterin des Archäologiemuseums, gibt eine ähnliche Rückmeldung. Besucherinnen und Besucher seien angesichts der Szene eingeschüchtert. Hinzu komme der viele Dreck, den die Konsumentinnen und Konsumenten hinterließen, darunter Müll, etwa leere Schnapsflaschen. Die Szene nutze das Grün rund ums Museum aber auch als Toilette. Folgen seien Urin, aber auch Fäkalien, „nicht nur von Tieren“. Jeden Morgen seien zwei Mitarbeitende des Museums eine Stunde lang damit beschäftigt, aufzuräumen. Für ihr Haus seien die Abhängigen „ein Imageverlust“, so Mölders zur WAZ.

Sie schlagen Alarm: Theres Boneberger (SPD, l.) und Doreen Mölders (Chefin des Archäologiemuseums).
Sie schlagen Alarm: Theres Boneberger (SPD, l.) und Doreen Mölders (Chefin des Archäologiemuseums). © SPD/Pollkläsener

Und was sagt die Stadt? Der Europaplatz sei in der Tat seit etwa einem Jahr als ein Ort bekannt, an dem sich häufig Menschen zum gemeinsamen Trinken von Alkohol träfen, sagt Florian Ternes, Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes der Stadt, zur WAZ. Harte Drogen, so die Einschätzung der Verwaltung, würden dort aber selten verkauft oder konsumiert. Im Vordergrund stehe das „soziale Trinken“. Viele Beteiligte seien außerdem sozial recht gut integriert und gingen beispielsweise einer Arbeit nach. Viele räumten dort auch hinter sich auf. Die Szene, so Ternes, sei kein Vergleich mit der am Buschmannshof in Wanne-Mitte, wo offen gedealt und konsumiert wird und für den die Stadt zuletzt ein Maßnahmenpaket geschnürt hat, um den Brennpunkt zu entschärfen.

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Dennoch, so Ternes, werde der Europaplatz als Problemort wahrgenommen, deshalb besuche ein Streetworker den Ort regelmäßig auf und spreche dabei auch mit Anrainern. Ebenso unterbreite der Streetworker Hilfsangebote an die Trinkerinnen und Trinker. Die Resonanz sei aber „zurückhaltend“.

Dass sich die Lage so zugespitzt habe, wie SPD und Museum es darstellen, das sei bei der Stadt nicht angekommen, sagt Sozialdezernentin Stephanie Jordan zur WAZ. Darauf, so fügt sie an, wolle die Verwaltung reagieren und mit allen Beteiligten ins Gespräch kommen. Das Ziel: die Lage zu beruhigen.

Der Politik reicht das noch nicht. Patrick Steinbach, Vorsitzender des Sozialausschusses, in dem das Thema auf die Tagesordnung kam, will jetzt auch den Ausschuss für Bürgerbeteiligung, Sicherheit und Ordnung einbinden, damit geprüft werden könne, ordnungspolitisch gegen die Szene vorzugehen. Für den SPD-Ratsherrn ist klar: „Wo ein Kinderspielplatz ist, darf nicht getrunken werden.“