Herne. Das Leiden von Patienten lindern: Das ist Kernaufgabe der Palliativstation im EvK in Herne. Nun wurde der Erweiterungsbau eingeweiht.

Seit mehr als 30 Jahren werden auf der Palliativstation des EvK Herne Patientinnen und Patienten betreut. Am Freitag, 19. April, wurde der Erweiterungsbau, mit dem die Kapazität von sechs auf zehn Betten erhöht wird, offiziell eingeweiht. Doch die Räume lassen den Besucher oder die Besucherin nicht an ein Krankenhaus denken, sondern an ein Hotel.

Der Grund: Die vier Zimmer sind genauso geschnitten, wie übliche Hotelzimmer, auch die Einrichtung vermittelt diesen Eindruck, auf den ersten Blick deuten nur wenige Details darauf hin, dass es sich um Krankenzimmer handelt. Und genau diese Wirkung sei auch beabsichtigt, so Bauleiter Jörn Potthoff. Unheilbar kranke Menschen sollen sich in ihrem letzten Lebensabschnitt so wohlfühlen wie möglich. Dazu gehört auf der neuen Station, dass alle vier Zimmer einen Balkon haben und damit Aussicht in den Garten. „Die Patientinnen und Patienten sollen sich mittendrin fühlen und nicht abgeschoben“, so Potthoff.

Bauleiter Jörn Potthoff, die Ärztliche Leiterin Dr. Katja Vogelsang, Stationsleiterin Nadine Kolpatzik und Fördervereinsvorsitzender Frank Obenlüneschloß freuen sich über die Erweiterung der Palliativstation.
Bauleiter Jörn Potthoff, die Ärztliche Leiterin Dr. Katja Vogelsang, Stationsleiterin Nadine Kolpatzik und Fördervereinsvorsitzender Frank Obenlüneschloß freuen sich über die Erweiterung der Palliativstation. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Pro Zimmer können zwei Patienten untergebracht werden, allerdings hänge dies immer vom jeweiligen Gesundheitszustand ab, so die Ärztliche Leiterin Dr. Katja Vogelsang. Es sei keineswegs ausgeschlossen, dass Patienten zu zweit auf einem Zimmer liegen, manche wünschten den Austausch mit anderen Menschen.

Das Team versucht, den Patienten Wünsche zu erfüllen

Mittendrin können sich die Gäste auch im extra eingerichteten Wohnzimmer fühlen (dafür verzichtete das EvK auf ein weiteres Krankenzimmer). Es gibt eine gemütliche Sitzecke, hinzu kommt eine kleine Küchenzeile. Zur Wohlfühlatmosphäre gehört selbstverständlich auch die persönliche Betreuung. „Wir versuchen so gut wie möglich Wünsche zu erfüllen“, sagt Stationsleiterin Nadine Kolpatzik. Jüngstes Beispiel: Ein Schalke-Fan konnte angesichts seiner lebensverkürzenden Erkrankung noch einmal ein Heimspiel seines S04 sehen und durfte sogar auf den „heiligen Rasen“.

Die Erweiterung der Station ist vor dem Hintergrund der stetigen Alterung der Gesellschaft dringend notwendig, die Nachfrage nach einer palliativen Versorgung wird in den kommenden Jahrzehnten deutlich steigen - man denke nur an die Babyboomer des geburtenstärksten Jahrgangs 1964, die in diesem Jahr ihren 60. Geburtstag feiern.

Blick in eins der barrierefreien Badezimmer.
Blick in eins der barrierefreien Badezimmer. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Förderverein sammelte 300.000 Euro Spenden

Das Projekt Erweiterung wurde noch vom ehemaligen EvK-Geschäftsführer Heinz-Werner Bitter angestoßen, in der heutigen Krankenhauslandschaft habe es wohl keine Chance mehr, so Frank Oberlünenschloß, Vorsitzender des Fördervereins der Palliativstation. Insgesamt kostete der Erweiterungsbau etwa 2,5 Millionen Euro. Den Großteil davon investierte das EvK, doch die Inneneinrichtung finanzierte der Förderverein. Dazu startete Thorsten Kinhöfer, ehemaliger FIFA-Schiedsrichter und Schirmherr der Palliativstation 2022 - zum 30-jährigen Bestehen der Palliativstation - eine Spendenaktion unter dem Motto „Wir sind palliativ“. Der Erfolg war großartig. Rund 300.000 Euro kamen zusammen. Schon bei der Vorstellung der Aktion 2022 hatte Kinhöfer gesagt, dass sie eine „Herzensangelegenheit“ sei. Er selbst gehöre zu den Babyboomern. Und irgendwann würden sie in die Phase kommen, in der sie Hilfe bräuchten. Und diese schwierige Phase solle so schön gestaltet werden, wie es nur gehe.

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Vielleicht sammelt Kinhöfer demnächst wieder Spenden. Der Grund: Auch die alte Station soll in Zukunft aufgehübscht und dem Erweiterungsbau angeglichen werden. Man kann davon ausgehen, dass wieder genug Spenden zusammenkommen.

Sitzungsraum für die ärztliche Weiterbildung

Der Bau des Erweiterungstrakts hat für das EvK auch einen vorteilhaften Nebeneffekt: Im unteren Geschoss entstand ein Sitzungsraum, der für die Weiterbildung von Ärztinnen und Ärzten sowie für die Ausbildung von Medizinstudierenden genutzt werden soll.