Herne. In Herne läuft vieles rund, manches aber auch schief. Das kam jetzt bei einem Treffen auf den Tisch. Was fehle: ein Bündnis gegen Kinderarmut.

Viel Werbung für Europa, die Demokratie und den Standort Herne - das machten Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda und Hernes DGB-Vorsitzender Peter Holtgreve beim Arbeitnehmerempfang 2024. Vieles laufe rund, aber noch zu viel schlecht, so der Tenor der beiden Reden. Was Letzteres angeht: Der DGB fordert ein Bündnis gegen Kinderarmut.

So schwierig die aktuelle Lage sei: Bange machen aber gelte nicht – im Gegenteil. Die Menschen sollen die Ärmel hochkrempeln und sich engagieren: fürs Gemeinwohl, für Mitbestimmung, Wohlstand, Frieden und Freiheit. „Im Stillstand gibt es keine Zukunft“, meinte OB Dudda. Eingeladen zum Arbeitnehmerempfang im Veranstaltungszentrum Gysenberg hatte für Dienstag, 16. April, auch in diesem Jahr der Oberbürgermeister. Auf der Gästeliste standen neben Betriebs- und Personalratsmitgliedern aus den Herner Unternehmen auch Vertreterinnen und Vertreter der Politik. Im Mittelpunkt stand, kurz vor dem Tag der Arbeit am 1. Mai, der gemeinsame Austausch bei Bier und Chili con (oder sin) carne. Die beiden Reden läuteten das Treffen ein.

Fordert ein „Bündnis gegen Kinderarmut“: Peter Holtgreve, Chef des DGB in Herne.
Fordert ein „Bündnis gegen Kinderarmut“: Peter Holtgreve, Chef des DGB in Herne. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

OB Dudda: „Herne wird sich weiter entwickeln“

Trotz aller Krisen: Herne entwickele sich weiter, die Stadt komme voran, sagte OB Frank Dudda (60). Viele Unternehmen, auch aus der Industrie, rüsteten sich mit Innovationen für die Zukunft, die Zahl der Beschäftigten wachse, und es kämen mehr junge Menschen in die Stadt, zählte er auf. Kurzum: Herne habe „einiges erreicht“. Zugleich aber gebe es „noch viel zu tun“. Bange sei ihm dabei nicht. „Herne wird sich weiter entwickeln“, ist sich der OB sicher. Wichtig sei aber, dass die Bürgerinnen und Bürger dabei mithelfen. Vielen gehe es dagegen nur darum, ihren Besitzstand zu wahren, kritisierte er. Das reiche nicht.

DGB-Chef Holtgreve machte sich – wie zuvor auch der OB - für Europa stark. Mit Blick auf die Europawahl am 9. Juni stellte er nicht zuletzt angesichts der vielen Krisen klar: „Wir brauchen ein starkes und geeintes Europa.“ Die EU, listete er auf, biete mit ihrem freien Markt ohne Zölle und Schranken einen „einzigartigen Schutzraum für unsere Industrie“, sorge für einheitliche Regeln für Mitbestimmung, Beschäftigten- und Verbraucherschutz und sei außen- und sicherheitspolitisch ein Schwergewicht. Kritik äußerte er in diesem Zusammenhang an der AfD. Egal, ob mit oder ohne Migrationsgeschichte, egal, welcher Herkunft, Hautfarbe, Religion oder Weltanschauung: „Der DGB und seine Gewerkschaften sind solidarisch mit allen Menschen in Deutschland.“ Und er fügte mit Blick auf die AfD an: „Dieses braune Gedankengut brauchen wir nicht.“

Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda (l.) lud zu dem Treffen im Veranstaltungszentrum Gysenberg ein.
Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda (l.) lud zu dem Treffen im Veranstaltungszentrum Gysenberg ein. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

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Zu schaffen macht Holtgreve auch die Kinderarmut in Herne. Jedes vierte Kind in Herne sei betroffen: „Das ist in einem Land wie Deutschland ein Skandal“, kritisierte er. Kinderarmut bedeute Ausgrenzung, und sie raube den Betroffenen Zukunfts- und Entwicklungschancen. Der DGB-Chef rief den OB dazu auf, stärker dagegen vorzugehen - und schlägt ihm vor, ein „Bündnis gegen Kinderarmut“ zu schmieden – analog zum „Bündnis für Arbeit“.