Herne. Bei Evonik ist es zu einem Chemie-Unfall gekommen. Zwei Mitarbeiter wurden ins Krankenhaus geliefert. Es gibt Informationschaos.

Im Herner Stadtteil Eickel hat es am Dienstagmittag, 16. April, auf dem Werksgelände des Konzerns Evonik einen Chemieunfall gegeben. Die Feuerwehr warnte dringend vor den Gefahren. Es wurde vermutet, dass Schadstoffe freigesetzt wurden, die gefährlich sind. Eine frühzeitig von Evonik kommunizierte Entwarnung war offensichtlich falsch. Zwischen Behörden und Unternehmen offenbarte sich ein Informationschaos. Die Behörden entwarnten erst um 19.10 Uhr.

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Blausäure tritt bei Leck aus Wärmetauscher aus

Bis zum Abend bestand eine offizielle Warnung: Gegen 12.30 Uhr war es laut Evonik-Sprecherin Alexandra Boy zu einem Leck an einem Wärmetauscher gekommen. Dabei sei ein Blausäure-Dampf ausgetreten. Der Dampf hat sich laut Evonik auf der Anlage verbreitet. Durch Beregnung mit Wasser sei der Dampf niedergeschlagen worden. Ob das so stimmt, lässt sich nicht verifizieren. Die städtische Feuerwehr äußerte sich auf WAZ-Anfrage nicht.

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Sensoren auf dem Werksgelände hatten laut Evonik den Austritt festgestellt. Dadurch wurde eine Alarmkette ausgelöst. Anwohnerinnen und Anwohner sollten sich sofort in geschlossene Räume begeben. Die Feuerwehr warnte via Nina-App: „Wenn Sie sich im betroffenen Bereich befinden, begeben Sie sich sofort in geschlossene Räume. Schließen Sie Fenster und Türen. Schalten Sie die Lüftungs- und Klimaanlagen ab. Informieren Sie Ihre direkten Nachbarn. Halten Sie die Notrufnummern von Feuerwehr und Polizei für Notrufe frei“, heißt es in der Nina-Warnung, die bis zum Abend Gültigkeit hatte, obwohl Evonik längst entwarnte.

Einsatzkräfte sammeln sich am Werk in Eickel.
Einsatzkräfte sammeln sich am Werk in Eickel. © André Hirtz | FFS

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Die Feuerwehr war auch noch am späten Nachmittag mit Messfahrzeugen unterwegs, fuhr im Schleichtempo Straßen in Eickel und im Bochumer Norden ab. Auf WAZ-Nachfrage sah sich die Herner Feuerwehr nicht in der Lage, Auskunft zu geben, ob weiter eine Gefahr für die Bevölkerung bestand. Die Behörden verwiesen auf die private Werkfeuerwehr von Evonik, die bereits gegen 14 Uhr entwarnt hatte. Gleichzeitig wurde aber durch die Behörden weiter offiziell gewarnt. Einsatzkräfte waren auch weiter rund um das Werk unterwegs.

Welche Ergebnisse haben die Messungen ergeben? Warum rückten auch am späteren Nachmittag weiter Kräfte mit Spezialwagen aus anderen Städten nach? Und vor allem: Wie sollte man sich verhalten, wenn man im Gefahrenbereich wohnt? Die Fragen blieben in der akuten Situation unbeantwortet.

Krankenhaus: Zwei Menschen möglicherweise bei Unfall verletzt

Beim Zwischenfall sind möglicherweise zwei Menschen verletzt worden, heißt es von Evonik. „Zwei Fremdfirmenmitarbeiter, die in der Nähe der Kolonne arbeiteten, fühlten sich unwohl und wurden zur Beobachtung ins Krankenhaus gebracht.“ Die Werksleitung in Eickel darf sich nach dem Vorfall nicht äußern. Die Kommunikation wird aus der Konzernzentrale von Evonik gesteuert.

Die Messungen der städtischen Feuerwehr außerhalb des Werks hätten keine Messergebnisse ergeben, erklärt Evonik. Die Leckage sei schnell behoben worden, das Ereignis wurde durch die Feuerwehren beendet, hieß es, während weiter Kräfte nachrückten. „Es besteht keine Gefahr für Bevölkerung und Mitarbeiter des Standorts“, so Boy abschließend. Die Herner Feuerwehr kann das so nicht bestätigen.

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Der betroffene Bereich reichte im Süden bis zur Riemker Straße nach Bochum. Betroffen war die Dorstener Straße zwischen Hannibal-Center und der Herzogstraße. Im Westen endete der Warnbereich an der Edmund-Weber-Straße.