Herne. Rund um Herne müssen Bahn-Fahrgäste einen langen Atem mitbringen. Die Bahn weist die Verantwortung auf Plakaten von sich. Zurecht?
Im Streit um die Verzögerungen beim Ausbau der A43 in Herne wird der Ton schärfer. Die Bahn schiebt die Verantwortung für Verzögerungen und Ausfälle im Linienverkehr nun auch öffentlich auf die Autobahn. Seit einigen Wochen hängen Plakate am Bahnhof, die auf die Autobahn verweisen. Aber ist diese Argumentation überhaupt richtig?
+++ Hintergrund: Alle Details zur Sperrung der A42 am Wochenende +++
Wer auf dem Herner Bahnhof steht, kann die Banner kaum übersehen: „Für den Ausbau der Autobahn müssen wir zwei Brücken anpassen“, schreibt die Bahn in großen Lettern. Und nennt die Stichworte „Umleitungen, Teilausfälle, Fahrzeitänderungen.“ Wer vergeblich auf den Zug wartet, soll wissen, dass nicht die Bahn Schuld trägt.
+++ Im Dezember: A42 gesperrt, aber Bauarbeiter schon im Feierabend +++
Wie reagiert die Autobahn GmbH auf die Plakate?
Die Autobahn GmbH will das nicht als Angriff verstanden wissen: „Das ist völlig in Ordnung“, sagt Sprecher Anton Kurenbach auf Nachfrage. Die Aussage auf den Plakaten sei inhaltlich richtig. Der Austausch der Brücken geschehe tatsächlich im Rahmen des A43-Ausbaus. Die Brücken müssen künftig einige Fahrspuren mehr überbrücken, weil die Einmündungen und Abfahrten zum Kreuz Herne auf der A42 verlängert und verbreitert werden.
Allerdings galten die Brücken der Personenzugstrecke und der Güterbahntrasse auch bereits als in die Jahre gekommen. Hätte da nicht sowieso bald ein Austausch angestanden und die Bahn nutzt die günstige Gelegenheit, sich der alten Infrastruktur zu entledigen? „Die Brücken sind Sache der Bahn“, betont Anton Kurenbach. Zum Zustand könne sich die Autobahn Westfalen nicht äußern.
Hätten die Brücken nicht ohnehin bald ersetzt werden müssen?
Laut Bahn ist es üblich, dass man bei Baumaßnahmen auch die Verantwortlichen benenne, sodass die Fahrgäste darüber auch Bescheid wissen. Ob die Brücke nicht auch ohne die Baumaßnahme im Kreuz hätte ersetzt werden müssen, bleibt zunächst unbeantwortet.
+++ Kommentar: Planung für Sperrung im Dezember maximal verbockt +++
Die A42 muss am Wochenende vom 5. bis zum 8. April zwischen Crange und Baukau erneut für den Autoverkehr gesperrt werden, weil die Bahn die neue Brücke an der Stelle der alten Brücke platzieren will. Für Fahrgäste der Bahn gibt es bereits seit Dezember und dem Brückenabriss etliche Einschränkungen, weil der Bahnverkehr über die Güterstrecke umgeleitet wird.
Die Autobahn GmbH führt parallel zur Bahn selbst Arbeiten durch: „Wie immer nutzen wir die Sperrung für Maßnahmen“, sagt Sprecher Anton Kurenbach. Die Arbeiter können im Bereich des Kreuzes dann ungehindert arbeiten.
+++ Kommentar: Das Vertrauen ist komplett verspielt +++
Jüngst scharfe Attacke gegen die Bahn wegen Verzögerungen
Autobahn GmbH und Bahn sind beim Ausbau der A43 aufeinander angewiesen. Es führen mehrere Bahnlinien auf verschiedenen Ebenen mitten durch das Kreuz Herne. Im Bereich der A43 wird nach der Sperrung am Wochenende noch die zweite Bahnbrücke der Güterzugstrecke ersetzt. An der A43 muss die Bahn an der Rottbruchstraße eine schräge Querung bauen. An der Holsterhauser Straße muss die neue A-43-Brücke später auch die Bahntrasse queren.
A43-Projektleiterin Carola Ziebs von der Autobahn GmbH hatte jüngst vor Herner Unternehmerinnen und Unternehmern die Bahn erstmal scharf öffentlich kritisiert. „Wir sind fassungslos“, sagte Ziebs in der Runde. Sie hatte die Bahn als nicht den einfachsten Partner bezeichnet. Die Bahn werfe ständig Planungen um. Ein Problem sei unter anderem die A43-Querung Rottbruchstraße: „Ich kann im Moment überhaupt keinen Zeitpunkt nennen, wann das überhaupt irgendwann gebaut wird. Wir werden jedes Mal von Neuerungen bei der Bahn überrumpelt“, sagte Ziebs.
+++ Hintergründe: Alles zum Ausbau der A43 in Herne hier +++