Herne. Für die Cranger Kirmes zeichnen sich erste Veränderungen ab. So tritt ein Wanner Traditionsschausteller kürzer - die Gründe und die Auswirkungen.

Cranger Kirmes - das bedeutet in erster Linie Leckereien auf Einweggeschirr aus Pappe oder Plastik. Der Gourmet-Garten war in dieser Hinsicht eine Ausnahme. Denn dort wurden die Gerichte auf Porzellantellern und in Gläsern statt Bechern serviert. Doch das gehört der Vergangenheit an.

Konzentration aufs Kerngeschäft

Der Grund: Timo Lichte, der den Stand seit rund 15 Jahren betrieben hat, gibt das Geschäft ab. Dafür gebe es zwei Hauptgründe, erzählt Lichte im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. So habe sein Koch ihm eine Absage für Crange erteilt, es gestalte sich sehr schwierig, adäquaten Ersatz zu bekommen. Und Lichte möchte nicht das Risiko gehen, mit einem Crange-Neuling eine Pleite zu erleiden und seinen guten Ruf zu verlieren. Außerdem sei er inzwischen mit seinen zahlreichen Aktivitäten an seine Kapazitätsgrenze gestoßen, deshalb werde er kürzertreten und sich auf das Kerngeschäft konzentrieren - den Verkauf von Kibbeling, Backfisch & Co. Lichte betont, dass alle Verkaufswagen an ihren gewohnten Plätzen auf der Cranger Kirmes stehen werden. Dazu muss man wissen: Lichte hat im Sommer 2021 das Restaurant „Lichtes Heimathafen“ in Unser Fritz neben der Klaeser-Waschanlage eröffnet. Und direkt davor steht auch ein Verkaufswagen. Der bleibe auch dauerhaft dort stehen, so Lichte. „Bis Schalke Deutscher Meister ist“, fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu.

Der Schausteller Timo Lichte will sich zukünftig auf das Kerngeschäft konzentrieren, deshalb gibt er den Gourmet-Garten auf der Cranger Kirmes ab.
Der Schausteller Timo Lichte will sich zukünftig auf das Kerngeschäft konzentrieren, deshalb gibt er den Gourmet-Garten auf der Cranger Kirmes ab. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Außerdem: Es werde auch weiterhin einen Biergarten an dieser Stelle geben. Betreiben wird ihn Marius Morck. Die Schaustellerfamilien Morck und Lichte kennen sich seit Jahrzehnten, „deshalb freue ich mich, dass Timo mich gefragt hat“, sagt Morck. Der Name Morck steht seit Generationen für gebrannte Mandeln - ein Stand befindet sich unmittelbarer Nachbarschaft des Gourmet-Gartens. Darüber hinaus betreibt die Familie seit 1987 den Biergarten „Max & Moritz“. So hat Marius Morck die entsprechende Expertise, um den Gourmet-Garten zu übernehmen, der übrigens 2008 erster Preisträger der Auszeichnung „Bester auf Crange“ war.

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Er werde das Konzept ein wenig verändern, kündigt Marius Morck im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion an. So werde es kein Essen mehr geben, stattdessen werde eine Cocktail-Bar einziehen. Womit auch klar ist, dass ein anderes Publikum angesprochen werden soll, als bei „Max & Moritz“, das sich an stärker an Familien richte. Im Gourmet-Garten würden eher Musik und Unterhaltung im Vordergrund stehen. Donnerstags, freitags und samstags werde ein DJ auflegen, „allerdings werden wir Abstand von Ballermann-Hits nehmen“, so Morck. An anderen Tagen plane er eher Hintergrundmusik, und neben einem Knobel-Abend sei auch ein Kombiangebot mit dem Fischhaus Lichte in Vorbereitung, das ja mit einem Wagen direkt neben dem Biergarten stehe.

Mandelbrennerei baute während Corona Onlinehandel auf

Die Mandelbrennerei Morck hat 2020 ihren 70. Geburtstag gefeiert - ausgerechnet im Jahr der Pandemie. Da die Schausteller wegen Corona zur Tatenlosigkeit verdammt waren, baute Marius Morck einen Onlinehandel für gebrannte Mandeln auf, Motto: „Wir bringen die Kirmes zu Dir nach Hause.“ Inzwischen bietet Morck auch personalisierte 100-Gramm-Tüten für Unternehmen, die diese an Mitarbeiter oder Geschäftspartner weitergeben können. Zu den Kunden zählen die Hilton-Gruppe, der Straßenbaukonzern Strabag und in Herne Reifen Stiebling.