Herne. Nach der Absage der Cranger Kirmes bleiben die Herner Schausteller nicht tatenlos. Ab Anfang Juni wird es einen Rummelgastro geben.
Die Trauer über die Absage der Cranger Kirmes war riesengroß. Um zumindest den Herner Schaustellern, die durch das Verbot von Großveranstaltungen teilweise existenziell bedroht sind, eine Einnahmemöglichkeit zu eröffnen, genehmigt die Stadt nun eine kleine Veranstaltung: einen „Rummelgastro“.
Timo Lichte von der Schausteller-Vereinigung Herne hat das Konzept erdacht und organisiert den Rummelgastro, der ab Anfang Juni - ein genaues Datum steht noch nicht fest - auf dem vorderen Teil des Cranger Kirmesplatzes stattfinden soll. „Das Ganze ist wie ein großer Biergarten“, so Lichte im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Sechs Geschäfte seien vertreten - wie der Name andeutet, nur für Speisen und Getränke. So wird ein Ausschank vertreten sein, gebrannte Mandeln, Crêpes, Eis, ein Imbiss und natürlich ein Fischstand von Lichte selbst.
Er war bereits vorher aktiv geworden und hatte je einen Wagen in Unser-Fritz an der Dorstener Straße und am Buschmannshof aufgestellt.
Abstandsregeln werden eingehalten
Vor Ort werde es Sitzgelegenheiten geben, bei denen selbstverständlich die geltenden Abstandsregeln eingehalten würden. Die Speisen gebe es auch zum Mitnehmen. Lichte: „Es ist keine Drive-in-Veranstaltung.“ So etwas hatten andere Schausteller unter anderem in Iserlohn organisiert. Lichte ist froh über die Möglichkeit, dass die Herner Schausteller ein Lebenszeichen von sich geben können. Die große Frage sei, wie gut die Resonanz sein wird.
Nach jetzigem Stand soll der Rummelgastro bis zum 30. September laufen. Er soll täglich - außer sonntags - von 12 bis 20.30 Uhr geöffnet sein. Mit Blick auf die Anwohner betont Lichte, dass keine Musik gespielt werden wird.
Schausteller freuen sich, dass sie zeigen können, dass sie noch da sind
Die Veranstaltung sei zunächst für Mitglieder der Herner Schaustellervereinigung gedacht. Doch es dürften auch andere Schausteller Interesse haben. So hat die Bochumer Kirmesbäckerei, die auf Crange Pizzabrötchen anbietet, Infoblätter in Cranger Geschäften ausgelegt, um auf sich aufmerksam zu machen.
Piraten-AL legt Liste mit Plätzen vor
Mit dem Rummelgastro und der Ankündigung der Stadt, Karussells im öffentlichen Raum zu gestatten, löst die Stadt quasi eine Forderung der Fraktion Piraten-AL ein.
Die hat eine Liste mit möglichen Plätzen für Schausteller vorgelegt: Röhlinghausen Markt, Gysenberg-Park, Akademie Mont-Cenis, Stadtgarten, Buschmannshof, Christuskirche, Wanne-Eickler Markt, Bahnhofstraße. Auf dem Cranger Kirmesplatz können sich die Piraten gar ein Riesenrad vorstellen.
Für Uwe Morck, der gebrannte Mandeln anbieten will, ist der Rummelgastro eine „tolle Idee“. Er habe am 23. Dezember zum letzten Mal Geld verdient - auf dem Cranger Weihnachtszauber. Deshalb sei er froh, dass es nun die Möglichkeit gebe zu zeigen, dass man noch da ist. Die Tatsache, dass er normalerweise Großveranstaltungen wie die Frühjahrskirmes in Sterkrade, die Rheinkirmes in Düsseldorf und natürlich Crange anfährt, verdeutlicht, dass die kleine Veranstaltung nicht dazu dienen könne, die Umsatzverluste auszugleichen. Morcks Sohn Marius, der inzwischen in Bremerhaven lebt, will in die Fußstapfen des Familienbetriebs treten und wollte eigentlich mit einem komplett neu gebauten Mandelwagen bei der Cranger Kirmes Premiere feiern. Da diese nun ausfällt, hat er einen Onlineshop für gebrannte Mandeln aufgebaut. Nach eineinhalb Wochen sei die Resonanz sehr positiv, erzählt er. Rund 300 Tüten seien schon verkauft worden - auch über die Herner Grenzen hinweg.
Fahrgeschäfte sind bei der Veranstaltung nicht zugelassen, doch die Stadt teilt auf Anfrage der WAZ mit, dass es die Möglichkeit gebe, zum Beispiel ein Kinderkarussell im öffentlichen Raum aufzustellen, etwa in den Fußgängerzonen. Dabei sei allerdings Abstand zum Einzelhandel zu halten. Genau diese Möglichkeit kommt Karl Quante jr. entgegen. Dem Herner Schausteller schwebt vor, sein Kinderkarussell auf dem Robert-Brauner-Platz zu platzieren, er hat bereits genaue Pläne, wie er Abstands- und Hygienevorgaben einhalten kann. Dass dies möglich ist, zeigt sich im Gysenbergpark. Dort ist das Kinderkarussell in Betrieb.
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