Herne. Das Shoah-Mahnmal in Herne wurde mehrfach beschädigt, seither ist es verhüllt. Jetzt soll es geöffnet und geschützt werden. Durch Kameras?

Das Shoah-Mahnmal in Herne soll wieder geöffnet und dann vor Anschlägen geschützt werden. Das beschloss der Rat mit breiter Mehrheit auf Antrag von SPD und CDU. Favorit ist eine Videoüberwachung. Die Stadt will nun ein Sicherheitskonzept erarbeiten.

Weil die Schutztore für das 2010 errichtete Shoah-Mahnmal auf dem Willi-Pohlmann-Platz nicht funktionieren, ist die Betonwand seit Jahren verhüllt. An der Wand sind 401 Okulare aus Glas angebracht, die die Namen, Geburts- und Todesdaten der jüdischen Nazi-Opfer aus Herne zeigen. In der Vergangenheit gab es mehrere Anschläge auf die Betonwand, deshalb einigte sich die Politik auf Schutztore. Die tonnenschwere Konstruktion ist aber nicht zu gebrauchen, deshalb ist die Wand weiter verhüllt. Die rot-schwarze Ratskoalition beantragte nun die Öffnung der Wand - mit der Forderung, dass sie zugleich vor weiteren Anschlägen geschützt werden müsse.

Bronzetore sollen die Betonwand schützen. Sie können aber nicht automatisch zur Seite geschoben werden.
Bronzetore sollen die Betonwand schützen. Sie können aber nicht automatisch zur Seite geschoben werden. © Herne | Bastian Haumann

Die Erinnerungskultur sei gerade in der heutigen Zeit ein sehr wichtiges Gut, begründete SPD-Fraktionschef Udo Sobieski den Antrag zur Öffnung. Aus Angst vor möglichen Anschlägen dürfe die Wand nicht verhüllt bleiben: „Die breite Stadtgesellschaft sollte hier klar Farbe bekennen und eine Haltung zeigen“, begründete er im Antrag. Zugleich warb er für eine Videoüberwachung. Die Bilder könnten im Nachhinein gesichtet werden. Das habe „hohes Abschreckungspotenzial“. Dennoch: „Einen vollständigen Schutz wird es nicht geben.“

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Die Grünen, größte Opposition, kritisierten, dass es der Stadt über Jahre nicht gelungen ist, die Schutztore in Bewegung zu bringen. „Eine Serie an Pleiten, Pech und Pannen, die ihresgleichen sucht“, kommentierte Grünen-Ratsfrau Tina Jelveh. Darüber sei sie „enttäuscht und fassungslos“. Gegen eine Videoüberwachung haben die Grünen erst einmal nichts, Jelveh bat die Stadt aber, auch Schutzvarianten zu prüfen, die früher aus Kostengründen verworfen wurden, darunter Tore aus Glas oder eine Einhausung des Denkmals aus Glas. Rechtliche Bedenken gegen eine Videoüberwachung meldeten die Linken und die Piraten an.

Oberbürgermeister Frank Dudda stellte klar, dass das Ganze ein Prüfauftrag sei. Konkret: Nach einem Beschluss würden jetzt nicht sofort Kameras aufgestellt und die Betonwand geöffnet. Die Verwaltung werde nun erst mal prüfen, wie das Mahnmal künftig geschützt werden könne. Dazu will die Verwaltung auch mit den Künstlern sprechen, die es entworfen haben.