Herne. Mit nur vier Jahren wird bei Noah ein Hirntumor festgestellt. Nach der OP kommt es zu Komplikationen. Seine Mutter erzählt.
Er ist gerade vier Jahre alt geworden, als Noah plötzlich anfängt, nicht mehr gerade zu laufen und das Gleichgewicht zu verlieren. Nichts ahnend, macht sich Mutter Ann-Cathrin Czwalinna mit ihrem Sohn auf dem Weg zum Arzt. Es wird ein MRT gemacht - und dann noch eins. „Da war mir klar, irgendwas stimmt nicht“, sagt die 35-Jährige.
Und sie soll leider Recht behalten. Im Kopf des kleinen Jungen wächst zu dem Zeitpunkt ein Hirntumor im Kleinhirn, das für die Motorik zuständig ist. Ein sehr großer Tumor, der schnellstmöglich entfernt werden muss. Als sie von dem Tumor erfährt, befindet sich die Hernerin nur noch im Tunnel. Wie geht es jetzt weiter? Welche Komplikationen können bei der anstehenden Operation auftreten? „All das habe ich ausgeblendet. Das war wie im Film.“
Tumor wird in einer neunstündigen OP entfernt
In einer neunstündigen Operation am nächsten Tag versuchen die Ärzte, den Tumor in Noahs Kopf zu entfernen - mit Erfolg. Doch da hat der Schrecken, der im August 2023 beginnt, noch lange kein Ende.
Nach der Operation kann Noah plötzlich nicht mehr sprechen, nicht mehr laufen. Selbst den Kopf bewegen, ist nicht möglich. Über Wochen verharrt er in ein und derselben Position. Der Grund: das Posterior-Fossa-Syndrom. Dieses Syndrom kann als Komplikation nach Operationen am Kleinhirn bei Kindern auftreten. Meist treten die Symptome, zu denen unter anderem Lähmungen, Gleichgewichtsstörungen oder auch autistisches Verhalten zählen, erst einige Tage nach der OP auf. So auch bei Noah. „Wir waren verzweifelt, weil wir nicht wussten, wie es ihm geht und was er braucht.“
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Nach vielen Wochen im Krankenhaus kann die Familie endlich nach Hause in ihre Wohnung in Wanne-Süd. Besser geht es Noah da noch nicht. Er bekommt Besuch vom Physiotherapeuten, doch nichts hilft. „Da habe ich zu meinem Mann gesagt: Wir müssen das jetzt selbst machen.“ Gesagt - getan: In liebevoller Arbeit versuchen die Eltern, ihrem Sohn wieder das Laufen beizubringen. Nach einigen Wochen kommt plötzlich der erste Laut von Noah. Seitdem geht es langsam bergauf. Inzwischen kann er allein laufen, auch wenn er manchmal noch wackelig auf den Beinen ist. Der Gleichgewichtssinn ist noch immer nicht 100-prozentig wieder da, erzählt seine Mama. Aber das Wichtigste ist: Er kann wieder lachen.
Menschen im Umfeld unterstützen die Familie
Doch trotzdem ist die Odyssee noch lange nicht überstanden. Nach 30 Bestrahlungen in einem Zeitraum von sechs Wochen bekommt er nun eine Erhaltungschemo. Insgesamt in acht Blöcken - er befindet sich zurzeit im dritten. Bis in den Sommer werden die Chemos noch andauern. Auch wenn die Chemo viele Nebenwirkungen hat, ist er manchmal nach der Behandlung sogar noch so gut gelaunt, dass er sich nicht ausruhen, sondern viel lieber auf den Fußballplatz möchte. „Er lässt sich nicht unterkriegen“, sagt seine Mama voller Stolz. In die Kita kann er allerdings noch nicht wieder gehen – zu hoch ist das Risiko einer Infektion. „Wir versuchen so gut es geht, ihn jetzt zu schützen.“
Kraft geben ihm und seiner Familie vor allem die Menschen in ihrem Umfeld. So war Noah unter anderem beim Rosenmonatszug in der Herner Innenstadt dabei. Stolz und voll bepackt mit Süßigkeiten und Kuscheltieren kam er nach Hause. „Ich bin so dankbar, dass so viele Menschen Noah ein Lächeln ins Gesicht zaubern“, sagt die Hernerin. So durfte er zum Beispiel schon mal auf sämtlichen Baggern einer Firma sitzen - „er ist riesiger Bagger-Fan“. Und bei der Stadt habe er sogar schon mal mit der Müllabfuhr mitfahren dürfen. Auch seine zehnjährige Schwester sei für ihn eine große Hilfe gewesen, erzählt die Mutter. Als er noch nicht wieder sprechen konnte, habe sie ihm Bücher vorgelesen und sei ihm eine große Stütze gewesen. „Man merkt, dass alle sehr mitfühlen und Noah eine Freude bereiten wollen.“