Herne. Fäkalien im Klo: Eltern sind sauer über den Zustand einer Turnhalle in Herne. Dass Kinder so trainieren müssten, sei beschämend.
- Eltern sind sauer über den Zustand der Turnhalle der Realschule Sodingen
- Dass Kinder so trainieren müssten, sei beschämend, sagen sie.
- Sie sprechen von einem „Saustall“.
Im Turnverein TV Börnig Sodingen 1889/90 gehen Eltern auf die Barrikaden: Die Turnhalle der Realschule Sodingen, die die Kinder für den Sport nutzen, sei seit Monaten verdreckt, nicht selten versifft. Dass Mädchen und Jungen so trainieren müssten, sei beschämend. Trainerin Tina Mahlinger bestätigt den desolaten Zustand der Trainingsstätte. Sie spricht gegenüber der WAZ von einem „Saustall“.
In einem Brandbrief an das städtische Gebäudemanagement machen Eltern ihrem Ärger über den Zustand der Turnhalle inklusive der sanitären Anlagen Luft. Zwei Dutzend Sieben- bis Zwölfjährige lernen dort zweimal in der Woche Geräteturnen. Dass Klo- und Handtuchpapier fehlten, sei noch das geringste Problem. „Die Kinder ekeln sich, hier auf die Toilette zu gehen. Es hat den Anschein, als würde die Turnhalle, samt Toilettenanlagen, gar nicht mehr gereinigt werden“, heißt es in dem Brief, der der WAZ vorliegt. Die Eltern fordern, dass besser gereinigt werde: „Saubere und hygienische Räume tragen nicht nur zu einem besseren Umfeld bei, sondern sind auch essenziell, um die Verbreitung von Krankheiten zu verhindern.“
Herner Mutter: „Es reicht!“
Gegenüber der WAZ zeichnet die Verfasserin, Jennifer Baschke, ein katastrophales Bild. Toiletten seien oft vollgeschmiert mit Fäkalien, die Böden der Turnhalle dreckig. „Die Kinder kommen nach dem Training mit schwarzen Socken nach Hause“, erzählt die 35-Jährige. Ohne Socken dürften die Kinder schon mal gar nicht trainieren. Und damit sie gar nicht erst aufs Klo müssten, schickten die Eltern sie vorher zu Hause zur Toilette. „Es ist widerlich“, so fasst die Mutter die ganze Misere zusammen. Hinzu komme der miserable Zustand der Bausubstanz. Klobrillen fehlten, es tropfe von der Decke, Müllbehälter seien abgetreten. Seit Monaten gebe es keine Verbesserungen, trotz mehrerer Hinweise an die Stadt. „Es reicht!“, meint die 35-Jährige.
Tina Mahlinger kann die Eltern verstehen. Die 62-Jährige ist seit über 20 Jahren als Trainerin aktiv, solche Zustände habe sie noch nie erlebt. Früher sei in der Turnhalle immer alles picobello gewesen, dann sei alles den Bach runtergegangen, und heute könne man nur noch die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Sie erzählt von den vereinseigenen Trainingsgeräten im Lagerraum. Wegen der vielen Wollmäuse, die dort lebten, könnten die Kinder Schwebebalken, Matten & Co. vor dem Training nicht einfach herausziehen und nutzen, sondern sie alle müssten alle Geräte erst mal putzen. Davon ab, dass das kaum der Sinn der Sache sei: Dadurch gehe immer auch eine halbe Stunde an wertvoller Trainingsarbeit verloren. Mahlinger hofft, dass die Eltern Erfolg haben mit ihrem Hilferuf - und dass es endlich sauber wird.
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Und was sagt die Stadt als Besitzerin und Betreiberin der Turnhalle der Realschule Sodingen? Die Sanitäranlagen und die Sporthalle, so Stadtsprecher Patrick Mammen, würden an jedem Werktag von 6 bis 8 Uhr von einer Fremdfirma gereinigt - für den Schulsport. Die Vorwürfe der Eltern seien der Stadt bekannt, weil die Schulleitung sie beim städtischen Gebäudemanagement gemeldet habe. Die Stadt sei auch nicht untätig gewesen. Sie habe bei der Reinigungsfirma bereits „zahlreiche Mängelrügen“ eingereicht und um Nachbesserungen gebeten. Das hat offenbar nichts bewirkt: „Inzwischen ist der Reinigungsvertrag fristgerecht gekündigt worden und wird neu ausgeschrieben“, so Mammen zur WAZ. Der Schulhausmeister kontrolliere bis dahin die Leistung der Firma und melde Mängel. Wenn nötig, erfolge eine Nachbesserung.
Ob sich durch eine neue Reinigungsfirma alles bessert? Trainerin Tina Mahlinger glaubt nicht dran. Früher habe es abends Hallenaufsichten gegeben, sie hätten gewirkt. Nach ihrem Aus sei dann langsam alles den Bach runtergegangen. „Lassen wir uns überraschen“, kommentiert sie.
>>> Schulleiterin ebenfalls unzufrieden
Auch Rabea Garczarek, Leiterin der Realschule Sodingen, ist unzufrieden mit der Reinigung der Turnhalle. „Es gab immer wieder Schwierigkeiten“, sagt sie zur WAZ. Durch eine hohe Fluktuation der Reinigungskräfte habe es in der Halle keine Kontinuität gegeben. Zudem seien Reinigungskräfte sehr unzuverlässig gewesen, konkret: Sie seien auch mal gar nicht gekommen. Die Stadt habe aber immer reagiert und Nachbesserungen gefordert. Sie setzt auf eine deutliche Verbesserung durch eine neue Firma. „Es war eine anstrengende Zeit“, bilanziert sie.
Kritik von Eltern ihrer Schülerschaft hat es am Zustand der Turnhalle nicht gegeben, sagt Garczarek. Ein Grund könne sein, dass die Schülerinnen und Schüler mit Schuhen Sport machten - im Gegensatz zu den kleinen Turnerinnen und Turnern, die barfuß oder mit Socken trainierten. Mit Schuhen seien die Kinder geschützter.