Herne. Demokraten gegen rechts: Die Rathäuser Herne und Bochum sollen per Menschenkette verbunden werden. OBs reihen sich ein. Die Details mit Zeitplan.
Nach der Demonstration und der Kundgebung der „Schirme gegen Rechts“ am 28. Januar und dem „Herner Versprechen“ des Bündnis Herne mit Ratsparteien am 20. Februar steht nun die nächste Aktion gegen Rechtsextremismus und die AfD auf dem Programm: Die Wohlfahrtsverbände wollen am Sonntag, 3. März, um 15 Uhr eine Menschenkette zwischen den Rathäusern von Herne und Bochum bilden.
„Seite an Seite für Demokratie und Menschenrechte“ - so lautet das Motto der Veranstaltung. Organisiert wird sie von den Trägern der Freien Wohlfahrtspflege der beiden Städte - Awo, Paritätischer, Caritas, Diakonie und DRK - in Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde. Auch die Oberbürgermeister Frank Dudda (Herne) und Thomas Eiskirch (Bochum) werden sich einbringen.
„Die verbalisierten Vorhaben des rechten Spektrums, millionenfach in Deutschland lebende Menschen vertreiben zu wollen, haben uns schockiert. Wir reden über Menschen, über Freundinnen und Freunde, über Kolleginnen und Kollegen, die davon betroffen wären“, erklärt Marc Schaaf, Geschäftsführer der für Bochum und Herne zuständigen Awo Ruhr-Mitte. Als Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (AGW) Bochum ist er mit dem Herner AGW-Sprecher Oliver Becker (Der Paritätische) federführend bei der Organisation.
Vor allem die Mitarbeitenden der Freien Wohlfahrtspflege mit Migrationshintergrund seien aufgerufen, sich in die Menschenkette einzureihen. „Auf diesem Weg wollen wir einmal zeigen, wie viele Menschen tagtäglich für andere Menschen da sind, sie betreuen, versorgen und begleiten in unseren Einrichtungen von der Kita bis zum Seniorenzentrum – und auf einmal nicht mehr da wären, wenn die menschenverachtenden Pläne zur Umsetzung kämen“, so Schaaf. Aber auch alle anderen Kolleginnen und Kollegen sowie alle Bürgerinnen und Bürger seien aufgerufen, Solidarität zu zeigen und sich einzureihen, betont Oliver Becker, Geschäftsführer des Paritätischen.
Und diese Unterstützung wird auch notwendig sein, um die rund sieben Kilometer zwischen den beiden Rathäusern zu verbinden. Etwa 650 Menschen pro Kilometer wären erforderlich, rechnet Oliver Becker vor. Heißt: Für einen Lückenschluss müssten sich entlang der Strecke mindestens 4500 Menschen in die Kette einreihen. Erschwerend kommt hinzu, dass Mitarbeitende der Wohlfahrtsverbände in Herne und Bochum am Sonntag insbesondere in der Pflege im Dienst sind. Trotzdem seien sie zuversichtlich, das Ziel zu erreichen, sagt der Geschäftsführer des Paritätischen in Herne.
Allein in Bochum haben die Wohlfahrtsverbände insgesamt 8780 hauptamtliche sowie 3000 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Zahlen für Herne: 1130 Hauptamtliche in den 20 Mitgliedsorganisationen des Paritätischen (Kinderschutzbund, Lebenshilfe, Plan B, Schnick-Schnack, Gesellschaft Freie Sozialarbeit, ID 55 etc.), 400 bei der Caritas, knapp 400 beim DRK sowie 350 bei der Diakonie. Die Awo konnte der WAZ keine konkrete Zahl für Herne nennen.
Die Strecke der Menschenkette verläuft in Herne vom Rathaus über die Behrens- und Bahnhofstraße, die Bochumer Straße und auf Bochumer Stadtgebiet über die Herner Straße sowie Hans-Böckler- und Brückstraße bis zum dortigen Rathaus (siehe Grafik). Die beiden Oberbürgermeister Frank Dudda (Herne) und Thomas Eiskirch (Bochum) sollen an der Stadtgrenze Bochumer Straße/Herner Straße am Sonntag um 15 Uhr persönlich dazu beitragen, den Lückenschluss herzustellen.
Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda erklärt dazu: „Wir stehen im Ruhrgebiet für Solidarität, Offenheit und Toleranz. Ich hoffe, dass ganz viele Menschen mit ihrer Teilnahme an der Menschenkette ein klares Zeichen für eine starke und wehrhafte Demokratie setzen.“ sein Bochum Amtskollege Thomas Eiskirch ergänzt: „Natürlich nehmen wir auch an der Menschenkette teil, denn bei uns haben rechtsextreme Tendenzen keinen Platz. Bochum gehört allen Menschen, die hier leben. Wir akzeptieren nicht, dass Bürgerinnen und Bürger, dass Familien, dass sogar Kinder Angst davor haben müssen, von hier vertrieben zu werden.“
Thomas Eiskirch weiter: „Mich sorgen die aktuellen Entwicklungen sehr. Sie beschädigen die Grundfesten der demokratischen Ordnung, sie gefährden die soziale und die wirtschaftliche Substanz in Deutschland – sie erschüttern unsere Demokratie und bedrohen unsere Freiheit. Wir werden dies am Sonntag dieser Woche wieder deutlich machen. Alle Menschen, die aktuell gemeinsam auf die Straßen gehen, um Farbe zu bekennen für Demokratie und Menschenwürde, senden ein klares Signal der Solidarität – und gegen die Spaltung. Sie senden ein klares ‚Nein‘ gegen diese rechtsextremen Umtriebe. Nie wieder ist jetzt!“
Die Abschnitte und Treffpunkte in Herne und Bochum für die Menschenkette
- Die Wohlfahrtsverbände übernehmen die Koordination in den einzelnen Abschnitten der Strecke (nur Bürgersteige!). Jeder Abschnitt hat einen individuellen Treffpunkt, wo Ordnerinnen und Ordner den Zusammenschluss koordinieren. Teilnehmende sollen bestenfalls bereits um 14.30 Uhr an den Treffpunkten sein.
- Die Abschnitte: Rathaus Herne bis Kreuzkirche, Treffpunkt Rathaus (Koordination: Der Paritätische); Kreuzkirche bis Haltestelle Hölkeskampring, Treffpunkt Kreuzkirche (Caritas); Haltestelle Hölkeskampring bis Shell-Tankstelle Bochum Herner Straße 463, Treffpunkte Lidl, Südstraße 75 in Herne sowie FitX, Herner Straße 412-414 in Bochum (Awo); Shell-Tankstelle bis Lutherhaus, Teffpunkt Riemke Markt (Diakonie); Lutherhaus bis Restaurant Kazahana, Herner Straße 219, Treffpunkt Riemke Markt (Diakonie); Restaurant Kazahna bis Bergbaumuseum, Treffpunkt Videothek Herner Straße 150 (Diakonie); Bergbaumuseum bis Rathaus Bochum, Treffpunkt: Bergbaumuseum (Der Paritätische).