Herne. Der Schock kam vor elf Monaten: Die Sinterwerke in Herne sollen geschlossen werden. Es folgten schwierige Verhandlungen. Das ist das Ergebnis.
Die Sinterwerke haben eine jahrelange Leidensgeschichte hinter sich, immer wieder gab es neue Besitzer, regelmäßig wurde Personal abgebaut. Die Hoffnung, dass es mit der Übernahme durch den japanischen Sumitomo-Konzern aufwärts geht, hat sich nicht erfüllt. Im Gegenteil: Vor ziemlich genau einem Jahr verkündeten die Japaner „aus heiterem Himmel“ das Aus für das Werk bis Ende 2024. Es folgte ein langer Kampf der Belegschaft und der Gewerkschaft IG Metall. Nun ist er zu Ende.
Transfergesellschaft ab 2025
Im Ergebnis bleibt es dabei, dass zum 31. Dezember die Lichter an der Forellstraße ausgehen, vor wenigen Tagen haben Unternehmen und Gewerkschaft einen Sozialplan unterzeichnet. Kerneelemente sind laut IG Metall-Sekretär Torsten Lankau, dass die rund 120 Personen starke Belegschaft bis Ende des Jahres im Betrieb bleibt und die Produktion aufrecht erhält, um Lieferverpflichtungen zu erfüllen. Ab 2025 haben die Beschäftigten die Möglichkeit, für zwölf Monate in eine Transfergesellschaft zu wechseln. Diese soll dabei helfen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu qualifizieren, ihnen Wege in andere Beschäftigungen zu eröffnen oder älteren Beschäftigten Brücken Richtung Ruhestand zu bauen. Hinzu kämen Abfindungen, die zwischen 10.000 und mehr las 100.000 lägen, so Lankau im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Der Weg bis zu einer Einigung sei der langwierigste, den er jemals erlebt habe. Damit dürfte er meinen, dass die Japaner äußerst schwierige Verhandlungspartner gewesen sein müssen. Schon vor Beginn der Verhandlungen hatte er gegenüber der WAZ beklagt, dass es kaum möglich sei, an die nötigen Informationen zu kommen, um Gespräche zu führen.
Angesichts des Gesamtpakets mit all seinen Regelungen spricht Lankau von einer „relativen Zufriedenheit“. Doch er könne sich selbstverständlich nicht freuen, weil die 120 Arbeitsplätze verloren gingen. „Und das ist schlecht für die Menschen und schlecht für die Stadt. Das Schlimme ist, dass die Lichter bei den Sinterwerken ausgehen.“
Das Bittere daran sei, dass es nach Lankaus und der Überzeugung der Belegschaft Möglichkeiten gegeben habe, die Sinterwerke auf einen Weg zurück in die schwarzen Zahlen zu führen. Zum Zeitpunkt der Schließungsverkündung habe es eine ganze Reihe von guten Ansätzen für neue Produkte gegeben, es habe Investitionspläne gegeben, neue Mitarbeiter seien eingestellt worden, Leiharbeiter fest angestellt, befristete Verträge in unbefristete umgewandelt worden. Auch deshalb gaben sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kämpferisch und machten unter anderem mit einer Mahnwache auf ihre Situation aufmerksam.
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Hoffnung keimte im Mai vergangenen Jahres auf, dass der Betrieb doch gerettet und weitergeführt werden könnte. Das Unternehmen NBO zeigte Interesse an einer Übernahme und schilderte der IG Metall und dem Betriebsrat seine Vorstellungen. Parallel bemühte man sich im Herner Rathaus um Kontakte zur NRW-Landesregierung, damit diese vielleicht ihren Einfluss geltend machen könnte. Allein: Zu ernsthaften Verhandlungen mit Sumitomo kam es nie, der Konzern hielt an seinem Schließungsentschluss fest - der nun zum Jahresende umgesetzt wird.
Schließung ist Schlusspunkt eines jahrelangen Niedergangs
Die Schließung ist der Schlusspunkt eines jahrelangen Niedergangs der Sinterwerke. Schon 2009 wurden 110 von damals 450 Stellen gestrichen. In den Folgejahren wechselte das Unternehmen, das früher unter BTMT firmierte, mehrfach den Besitzer. Immer war der Besitzerwechsel mit dem Abbau von Arbeitsplätzen verbunden. Das änderte sich auch mit der Übernahme durch die Sumitomo-Gruppe nicht. Im Jahr 2020 einigten sich Eigentümer, Betriebsrat und IG Metall auf den Wegfall von 58 Stellen, verbunden mit einem Sozialplan.