Herne. Von Strandjungen, Schlagerphilosophinnen und schlechten Scherzen: Wie die Herner Karnevalisten auf der Prunksitzung für Rosenmontag vorglühten.
Wie sagt man? Herne Helau! Zum Höhepunkt vor dem Höhepunkt hatte die Herner Karnevalsgesellschaft (HeKaGe) für Samstagabend ins Herner Kulturzentrum eingeladen. Zwei Tage vor dem Rosenmontagszug glühten rund 500 Närrinnen und Narren ab 19.11 Uhr auf der Prunksitzung im nicht ausverkauften Kuz kräftig vor. Einige Schlaglichter auf Kostüme, Kalauer, Schlagerphilosophinnen, Oberbürgermeister im Strandmodus, den neuen Ehrensenator und mehr.
Das Programm
Schlag auf Schlag ging es nach dem Einmarsch des Spielmannszugs Herne-Süd sowie der Begrüßung durch Solo-Prinz Michael II. und HeKaGe-Präsident Klaus Mahne. Eine gute Mischung brachten die Veranstalter auf die Bühne des großen Saals - vom Büttenredner und Schlagersternchen über Tanzgarden und -mariechen bis hin zur Big Band. Qualitativ gab es allerdings Unterschiede.
So kalauerte sich gleich zu Beginn Oli der Köbes nicht ganz unfallfrei durch seinen Humorvortrag. Die Sprüche über Veganer waren vielleicht noch Geschmackssache, doch Witze auf Kosten von Stotterern - das ist auch unter karnevalesken Maßstäben unterste Schublade. Ganz anders Hernes, Verzeihung: Cranges Ex-Kirmeskönigin Angelique. Mit Schlagerdisco-Hits und fast schon philosophischen Texten („Mit dir vielleicht, vielleicht auch nicht“) brachte sie Stimmung royal in die Bude. Ebenfalls großes Karnevalskino: die Tanzgarde der Karnevalsfreunde der katholischen Jugend aus Düsseldorf mit ihrem Showtanz.
Der neue Ehrensenator
Zum Ehrensenator ernannte die HeKaGe Prof. Dr. Ulrich Eickhoff. Angesichts des Alters einiger Karnevalisten sei es wohl kein Zufall, dass erstmals ein Mediziner dieser Titel verliehen worden sei, unkte der frühere Chefarzt der Unfallchirurgie und Orthopädie am Herner EvK. Die gute Tradition, dass der/die im Vorjahr ernannte Ehrensenator/-senatorin die Laudatio auf den Nachfolger hält, fiel diesmal flach. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Michelle Müntefering, die 2023 im Kostüm von Mr. Spock gekürt worden war, hatte sich nämlich nach New York beamen lassen - Termin bei der UNO. Vertreten wurde sie von Franz Müntefering. Der ehemalige Vize-Kanzler machte sich zunächst einige Reime auf Eickhoff, um anschließend die Rede der Gattin zu verlesen.
Die Kostüme
Der seit Weiberfastnacht entmachtete Oberbürgermeister mutierte zum Oberbeachboy: In lässiger Strandkleidung und im Partnerlook mit seinem Sohn feierte Frank Dudda im Kuz. Der schweren Krise der katholischen Kirche trotzten einige politischen Gäste: CDU-Rats- und Fraktions-Chef Christoph Bußmann erschien in Soutane, SPD-Ratsherr Jürgen Scharmacher hüllte sich in eine Mönchskutte. Aus Nimmerland angereist war Peter Pan alias Rechtsdezernent Frank Burbulla. Sportdezernent Andreas Merkendorf und Gattin Anne waren im Turnschuh-Kostüm erschienen (Chucks, um genau zu sein). Andere Karnevalisten gingen als Astronaut, Esel und Haribo-Tüte (wahlweise Colorado, Schnecke oder Tropifrutti), trugen proletarische Ballonseide oder kamen (wie der Chronist der WAZ) einfach in Räuberzivil.
Die Gäste
So richtig wichtige Gäste wurden natürlich von den Veranstaltern auf der Bühne persönlich begrüßt. Dazu zählten unter anderem Stadtwerke-Chef Ulrich Koch, Karl und Marlies Brinker vom gleichnamigen Bäckereiimperium, Alt-Oberbürgermeister Horst Schiereck, SPD-Landtagsabgeordneter Alexander Vogt und Mondpalast-Direktor Marvin Böttcher. Die Schlagseite täuscht ein wenig: Es waren durchaus auch sehr viele Frauen im Kulturzentrum.
Und sonst?
Für Livia Leichner gab‘s ein zünftiges Ständchen: Die HeKaGe-Senatorin feierte am Samstag ihren 64. Geburtstag. Klaus Mahne verriet, dass es für sie in 100 Tagen schon wieder etwas zu feiern gebe: Dann trete Leichner - Leiterin des Evangelischen Familienzentrums Dreifaltigkeit - in den Ruhestand, so die präsidiale Ansage.
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Fortsetzung folgt
Um Mitternacht endete das Bühnenprogramm, der letzte Narr verließ gegen 2.30 Uhr das Kulturzentrum. Der Höhepunkt der Session steigt natürlich am Rosenmontag, 12. Februar. Der Zuch kütt wieder von Sodingen in Richtung Stadtmitte. Um 12 Uhr fällt der Startschuss am Kurt-Edelhagen-Platz, weiter geht es über die Mont-Cenis-Straße, die Schulstraße und die Viktor-Reuter-Straße. Gegen 13.30/14 Uhr werden Festwagen und Fußgruppen auf dem Robert-Brauner-Platz erwartet. Natürlich mit: Herne Helau!
Eine Bilderstrecke mit zahlreichen Fotos von der Prunksitzung folgt in Kürze.