Herne. Nach dem Brand im Pfarrhaus Eickel in Herne lag das Gebäude acht Jahre lang im Dornröschenschlaf. Investor Werner Boxbücher hat spannende Pläne.
Ein verkohlter alter Dachbalken schwingt im Wind hin und her. Wenn man im Erdgeschoss steht, kann man den blauen Himmel sehen. Tauben flattern durch das Gebälk und Putz bröselt von den Wänden. Immer wieder stürzen Wandteile von oben auf die alten Fliesen. Ein falscher Tritt und man ist in akuter Lebensgefahr. Wenn sich nicht schnell etwas tut, seien auch die ungeschützten Mauern einsturzgefährdet, sagt Werner Boxbücher (71). Der Bochumer Investor will das alte Pfarrhaus in Eickel wieder zum Leben erwecken – acht Jahre nach dem verheerenden Brand.
- Der Bochumer Investor Werner Boxbücher (71) will das alte Pfarrhaus in Eickel umbauen
- Das Gebäude brannte 2016 komplett aus
- Der Umbau soll noch dieses Jahr fertig sein
- Boxbücher plant ein weiteres Gebäude im Garten
- Spannende Blicke in die Ruine
+++ Hintergrund: Pfarrhaus wird nach Brand zwangsversteigert +++
Brand im Jahr 2016 zerstört das Pfarrhaus komplett
Das markante, wohl 108 Jahre alte denkmalgeschützte Gebäude stand im Oktober 2016 plötzlich in Flammen. Das Feuer breitete sich in rasender Schnelle über das hölzerne Treppenhaus nach oben aus. „Die Fenster im Erdgeschoss sind geplatzt“, sagt Werner Boxbücher, der das Haus Ende 2022 bei einer Zwangsversteigerung kaufte. „Dadurch gab es einen Kamineffekt und das Feuer ging nach oben in den Dachstuhl.“ Für die äußere Gebäudehülle sei das aber gut gewesen. Die Backsteinmauern seien von der Hitze eher verschont geblieben und weitestgehend erhalten.
Schon Ende 2024 will Boxbücher fertig sein. Sieben Mietwohnungen sollen in dem alten Pfarrhaus entstehen. Dafür muss sich aber noch viel tun. Der Bochumer Investor will die Fassade mit einem Rahmen einrüsten und so vor dem Zusammenbruch sichern. Dann sollen oben von einem Kran aus nach und nach die Brandreste entfernt und das Gebäude entkernt werden.
+++ Unternehmer und Gastronom: Das macht Werner Boxbücher in Bochum +++
Schließlich werden laut Plan neue Decken eingezogen. Die kompletten Leitungen müssen nach neuen Standards neu gemacht werden. „Wir wollen viel mit Holz und naturbasiert arbeiten“, sagt Boxbücher. Die Fassade soll gereinigt und überarbeitet werden, sonst bleibe sie weitestgehend unverändert. Lediglich das Treppenhaus soll nicht mehr aus Holz sein und innen liegen, sondern auf der Seite des Marienhospitals Eickel von außen vor das Gebäude gesetzt werden, Aufzug inklusive.
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Investor klagt: Eine lange Odyssee von Behörde zu Behörde
Werner Boxbücher steht im Bereich der alten Bäder im Eingang des Hauses, für das sonst ein strenges Betretungsverbot gilt. Er blickt gerade mit Sorge nach oben. „Es muss sich jetzt schnell etwas tun“, sagt Boxbücher. „Ich versuche schon seit einem Jahr eine Baugenehmigung zu bekommen. Es ist eine Katastrophe.“ Der Investor schildert eine Odyssee von Behörde zu Behörde. Wegen des Denkmalschutzes sei die Obere Denkmalbehörde in Münster mit eingeschaltet worden. Dabei wolle er die Optik des Gebäudes so erhalten wie gewohnt. „Ich kenne mich ja aus. Ich habe eine ganze Reihe denkmalgeschützter Objekte renoviert.“ So schwierig wie beim Pfarrhaus Eickel sei es noch nie gewesen. Der Unternehmer will unter anderem in Bochum eine alte Kirche zu einem großen Wohnhaus umbauen. „Wenn ich das alles vorher gewusst hätte, hätte ich das Pfarrhaus nicht ersteigert.“
Das Gebäude hat eine bewegte Geschichte. Beim Pfarrhaus ging die Polizei damals von Brandstiftung aus. Es gab drei Tatverdächtige, denen aber nichts nachgewiesen werden konnte. Es kam dennoch zu einem Urteil: Gegenüber der Gebäudeversicherung wurden falsche Angaben zur Höhe des Brandschadens gemacht. Der Versicherungsnehmer sei deshalb zu einer zehnmonatigen Freiheitsstrafe mit Bewährung verurteilt worden.
Neues Haus auf dem vorderen Teil des Grundstücks geplant
Für den vorderen Teil des denkmalgeschützten Grundstücks plant Boxbücher ein weiteres kleineres Gebäude. Dort soll ein Haus mit fünf Wohnungen entstehen, die er als Eigentumswohnungen verkaufen wolle. „Anders wäre die Sanierung von den Kosten gar nicht zu tragen.“ Die Wohnungen im Pfarrhaus wolle er selbst behalten und vermieten. Das Haus auf dem vorderen Grundstücksteil habe er in der gleichen Ausführung schon an der Engelsburger Straße in Bochum gebaut.
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Wann soll’s losgehen? Werner Boxbücher setzt jetzt auf Fortschritte bei der Baugenehmigung. Ein wichtiger Schritt sei eine Vereinbarung über die Abstandsflächen mit der Kirchengemeinde. Die Erklärung soll Ende Februar unterschrieben sein.