Herne. Ein durch einen Brand 2016 zerstörtes früheres Pfarrhaus in Herne wird zwangsversteigert. So ist der Wert für die Ruine angesetzt worden.
Das vor gut sechs Jahren bei einem Brand völlig zerstörte ehemalige Pfarrhaus der Gemeinde St. Marien Eickel wird in diesem Monat zwangsversteigert. Das Feuer hatte damals für viel Wirbel gesorgt, da die Polizei von Brandstiftung ausgegangen war. Eine sechsköpfige Familie wurde damals obdachlos. Erst jetzt soll die völlig zerstörte Immobilie bei einer Zwangsversteigerung einen neuen Besitzer bekommen – für einen Verkehrswert von 290.000 Euro.
Rückblick: In einer Nacht Mitte Oktober 2016 war die Feuerwehr von mehreren Anwohnern zum Haus an der Marienstraße 2a gerufen worden, da der Dachstuhl brannte. Als die Einsatzkräfte eintrafen, habe das Gebäude bereits im Vollbrand gestanden, berichtete damals die Feuerwehr. Rund 50 Kräfte von Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr waren im Einsatz. Das Haus galt anschließend als akut einsturzgefährdet, durfte nicht mehr betreten werden. Ein Arzt und seine Familie hatten das unter Denkmalschutz stehende Gebäude von der Kirchengemeinde St. Marien gekauft und wohnten dort, waren zum Zeitpunkt des Brandes aber nicht im Haus.
Zwangsversteigerung des Pfarrhauses in Herne-Wanne
Nun, sechs Jahre später, sucht das Haus einen neuen Besitzer. Am Amtsgericht Herne-Wanne kann es ersteigert werden. Im Gutachten wird der Zustand der Immobilie unter anderem wie folgt beschrieben: „Im Jahr 2016 wurden die baulichen Anlagen durch ein Brandereignis stark beschädigt. Das Dach sowie der Innenausbau sind vollständig abgebrannt. Nach äußerem Anschein hat lediglich die Fassade des Gebäudes dem Brand standgehalten.“
Ferner wird darauf hingewiesen, dass laut Unterer Denkmalbehörde die noch vorhandene Fassade weiter unter Denkmalschutz stünde. Im Zuge eines Wiederaufbaus der Anlage sei die vorhandene Fassade zu erhalten. „Ein Erwerber muss davon ausgehen, dass in Bezug zu Dach und Fassade denkmalbezogene Auflagen zu erfüllen wären. Es ist nicht bekannt, ob dies zu wirtschaftlich vertretbaren Konditionen möglich sein wird“, heißt es in dem Gutachten-Auszug von Diplom-Ingenieur Frank Drews, das vom Amtsgericht Herne-Wanne im Internet zur Verfügung gestellt wird. Dennoch wird der Verkehrswert mit immerhin 290.000 Euro angesetzt.
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Ein solcher Wert setze sich aus dem Wert der Immobilie und dem Bodenwert zusammen, sagt Drews auf WAZ-Anfrage, verweist ansonsten aber bei der Frage nach den Gründen für diesen Preis für eine Brandruine auf das Gutachten. Darin ist unter anderem zu lesen, dass das zweigeschossige Haus aus dem Jahr 1900 auf einem immerhin 1.039 Quadratmeter großen Grundstück steht. Weitere Informationen können Interessenten in einer gekürzten Version auf 43 Seiten im Internet oder in der Vollversion direkt am Amtsgericht nachlesen.
Was dort jedoch nicht steht, ist, was die Ermittlungen der Polizei im Nachgang des Brandes ergeben haben. „Es gab drei Tatverdächtige. Ihnen konnte eine Brandstiftung aber nicht nachgewiesen werden“, sagt Oberstaatsanwalt Jan Oelbermann bei der Staatsanwaltschaft Bochum auf WAZ-Anfrage. Das Verfahren (Aktenzeichen 30 Js 192/16) wurde eingestellt. Verurteilt worden sei hingegen eine andere Person: „Gegenüber der Gebäudeversicherung sind damals falsche Angaben hinsichtlich der Höhe des Brandschadens gemacht worden“, so Oelbermann. Der Versicherungsnehmer sei deshalb zu einer zehnmonatigen Freiheitsstrafe mit Bewährung verurteilt worden.
WEITERE INFORMATIONEN: Zwangsversteigerung am 13. Dezember
- Das ehemalige Pfarrhaus in Eickel steht am 13. Dezember um 10 Uhr am Amtsgericht Herne-Wanne zur Zwangsversteigerung.
- Ort der Versteigerung an der Hauptstr. 129, ist Saal 219 im ersten Obergeschoss.