Herne. In Wanne-Eickel will die Großpfarrei St. Christophorus mehrere Kirchen, Pfarr- und Gemeindehäuser schließen. Hier die Pläne im Einzelnen.

Aus für mehrere Kirchengebäude in Herne: Die Katholische Kirche in Wanne-Eickel will mehrere Kirchen, Pfarr- und Gemeindehäuser schließen. Die Großpfarrei St. Christophorus, der neun Gemeinden angehören, hat ein Immobilienkonzept erarbeitet. Es zeigt auf, was mit den einzelnen Kirchengebäuden in Zeiten schwindender Gemeindemitglieder passieren soll. Die Pfarrei, begründet Pfarrer Ludger Plümpe, habe zu viele Häuser. Schon jetzt würden sie von den Menschen nicht mehr gefüllt, und auf Dauer seien die Gebäude nicht mehr zu finanzieren.

Rund 19.000 Gemeindemitglieder hat die Pfarrei, die 2019 aus den neun katholischen Gemeinden in Wanne-Eickel – Allerheiligste Dreifaltigkeit, Heilige Familie, Herz Jesu, St. Barbara, St. Franziskus, St. Joseph, St. Laurentius, St. Marien und St. Michael – gegründet wurde. Auch wenn die Pfarrei groß ist: Immer mehr Menschen kehren auch dort der Kirche den Rücken, die Gotteshäuser sind immer leerer. St. Christophorus will darauf reagieren und sich für die Zukunft neu aufstellen. Eine Projektgruppe aus Verantwortlichen der Gemeinde und Beratenden des Erzbistums Paderborn hat deshalb ein Paket geschnürt, das nun den Gemeindemitgliedern vorgestellt wird.

Herner Pfarrer weiß: „Loslassen“ ist nicht einfach

Da geht’s lang: Ludger Plümpe, Pfarrer der Großpfarrei St. Christophorus, will die katholische Kirche in Wanne-Eickel fit für die Zukunft machen.
Da geht’s lang: Ludger Plümpe, Pfarrer der Großpfarrei St. Christophorus, will die katholische Kirche in Wanne-Eickel fit für die Zukunft machen. © Funke Foto Services GmbH | Rainer Raffalski

Die Vorgabe des Bistums laute: 30 bis 40 Prozent der Immobilien sollten geschlossen werden, sagt Pfarrer Ludger Plümpe zur WAZ. Dabei gehe es aber nicht allein um Schließungen und Einsparungen. Ziel sei es vielmehr, dass in einer veränderten Gesellschaft die Seelsorge und das Gemeindeleben konkreter auf die Bedürfnisse der Menschen zugeschnitten werden soll. Deshalb sollen in den einzelnen Gemeinden auch neue Schwerpunkte definiert werden. Wichtig sei diese Botschaft: „In jeder Gemeinde bleibt etwas erhalten.“ Plümpe ruft die Gläubigen dazu auf, künftig auch in andere Gemeinden der Großpfarrei zu gehen, für Gottesdienste, aber auch die Gemeindearbeit. Groß geschrieben werden müsse dazu „gegenseitige Gastfreundschaft“.

Dennoch: Das „Loslassen“ sei nicht einfach. „Schließungen sind einschneidend gerade für die Menschen, die sich mit Herzblut einbringen“, so Pfarrer Plümpe. Deshalb wolle die Kirche diesen Weg gemeinsam mit den Gläubigen gehen, das Immobilienkonzept und die inhaltlichen Schwerpunkte mit ihnen diskutieren und nach guten Lösungen suchen. Bei einer so genannten Plenumsveranstaltung am 21. April (siehe unten) sollen die Pläne vorgestellt werden. Große Veränderungen an dem Paket, betont er aber, werde es wohl nicht mehr geben: „Das müssen schon begründete Dinge sein.“

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Was passiert mit den Kirchen und Häusern, die aufgegeben werden sollen? Das sei noch nicht klar, sagt der Pfarrer. Umnutzungen seien möglich, aber auch Vermietungen oder sogar Verkäufe. Das soll in einem weiteren Schritt geklärt werden. Der weitere Zeitplan: Im Juni soll es eine weitere und vermutlich letzte Informationsveranstaltung geben. Dann soll auch ein grober Zeitplan stehen, wann die Maßnahmen umgesetzt werden.

Die nächste Plenumsveranstaltung zum Immobilienkonzept findet statt am Freitag, 21. April, 17.30 Uhr, in der Kirche St. Marien (Herzogstraße 19) in Eickel. Sie ist auf drei Stunden angesetzt. In einer Pause sollen Getränke und ein Imbiss gereicht werden. Anmeldung bis Sonntag, 16. April, per E-Mail an pfarrbuero@st-christophorus-wan.de oder unter telefonisch unter 02325 377360.

Auch in der St.-Michael-Gemeinde sollen Kirche und Pfarrhaus schließen.
Auch in der St.-Michael-Gemeinde sollen Kirche und Pfarrhaus schließen. © FUNKE Foto Services | Biene Hagel

>>> WEITERE INFORMATIONEN: Das Immobilienkonzept - vorgeschlagene Maßnahmen

Gemeinde Allerh. Dreifaltigkeit

Vorgeschlagene Maßnahmen:

  • Kirche und Pfarrhaus werden aufgegeben

Inhaltlicher Schwerpunkt:

  • Gemeindehaus bleibt erhalten
  • Standort für Gottesdienste
  • Standort für kirchliche und nichtkirchliche Gruppen

Gemeinde Herz-Jesu

Vorgeschlagene Maßnahmen:

  • Gemeindehaus und Pfarrhaus werden aufgegeben
  • Kirche bleibt vorerst in Nutzung
  • Lösung für die „Oase“ muss gefunden werden

Inhaltlicher Schwerpunkt:

  • Gottesdienstgemeinde am Sonntag
  • Neues Gebäude zum Beten und Treffen
  • Treffen von Chor und Verbandsgruppen
  • Gelände soll vermarktet werden

Gemeinde St. Franziskus

Vorgeschlagene Maßnahmen:

  • Kirche, Pfarrhaus und Pfarrsaal werden aufgegeben
  • Jugendheim und Teilfläche bleibt bestehen

Inhaltlicher Schwerpunkt:

  • Standort für Kinder- und Jugendarbeit soll ausgebaut werden
St. Franziskus: Kirche, Pfarrhaus und Pfarrsaal sollen an der Rottbruchstraße in Holsterhausen aufgegeben werden.
St. Franziskus: Kirche, Pfarrhaus und Pfarrsaal sollen an der Rottbruchstraße in Holsterhausen aufgegeben werden. © FUNKE Foto Services | Biene Hagel

Gemeinde St. Laurentius

Vorgeschlagene Maßnahmen:

  • Pfarrhaus ist dauerhaft vermietet

Inhaltlicher Schwerpunkt:

  • Weiterentwicklung der Kirche als Kunstkirche
  • Kooperation mit Chören und Musikern als Musikkirche
  • Nutzung des Gemeindehauses mit Schwerpunkt Senioren und Junggebliebene

Gemeinde St. Michael

Vorgeschlagene Maßnahmen:

  • Kirche und Gemeindehaus werden aufgegeben
  • Pfarrhaus bleibt erhalten

Inhaltlicher Schwerpunkt:

  • Gottesdienstgemeinde bleibt vor Ort
  • Kinder- und Jugendarbeit
  • Kooperation mit evangelischer Nachbargemeinde für Nutzung des Gemeindehauses und Möglichkeit zum Beten in der Kirche

Gemeinde Heilige Familie

Vorgeschlagene Maßnahmen:

  • Ehemaliges Pfarrhaus wird zum Pfarrbüro
  • Kirche und Gemeindehaus bleiben bestehen

Inhaltlicher Schwerpunkt:

  • Stadtteilkirche Holsterhausen: „Gelebte Hl. Familie“ als Kirche aller Generationen vor Ort
  • Gemeindefest als Stadtteilfest

Gemeinde St. Barbara

Vorgeschlagene Maßnahmen:

  • Kirche bleibt in Nutzung
  • Gemeindehaus wird innerhalb von fünf Jahren aufgegeben

Inhaltlicher Schwerpunkt:

  • Gottesdienstgemeinde
  • Kinder- und Jugendarbeit
  • Verbandsgruppen

Gemeinde St. Joseph

Vorgeschlagene Maßnahmen:

  • Kirche und Gemeindehaus bleiben bestehen
  • Pfarrhaus mit zwei Dienstwohnungen bleibt erhalten

Inhaltlicher Schwerpunkt:

  • Projekt „Offene Kirche“ ist in Planung
  • Familienarbeit

Gemeinde St. Marien

Vorgeschlagene Maßnahmen:

  • Gemeindehaus wird aufgegeben
  • Im Pfarrhaus: Pfarrerwohnung, Gemeindebüro, Gemeindereferentinnenbüro und Friedhofsverwaltung

Inhaltlicher Schwerpunkt:

  • Kirche als „Multifunktionsraum“, dazu sind bauliche Veränderungen nötig
  • „Kirche Neu“: Raum für Glaubens- und Begegnungsformen
  • Eucharistie als Communio-Sakrament