Herne. Stromsperren, Wohnungsräumungen: Sie drohen, wenn Menschen das Geld ausgeht. 400 Familien baten 2023 in Herne um Hilfe. Was daraus wurde.

600.000 Euro - so viel Geld hat „Herne hilft“ im vergangenen Jahr ausgegeben. Der Verein unterstützt einkommensschwache Familien, aber auch einzelne Menschen. „Dies geschah in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Herne und vielen Herne Vereinen und Verbänden aus unterschiedlichen sozialen Bereichen“, bilanziert Erich Leichner, der 1. Vorsitzende.

Weit über 400 Haushalte hätten 2023 einen Antrag auf Hilfe gestellt, heißt es in einer Mitteilung des Vereins. Helfen habe er dabei können, dass über 250 Strom- und Energiesperren aufgehoben oder abgewendet wurden und dass in über 100 Fällen eine Räumung oder die fristlose Kündigung der Wohnung vermieden werden konnte. In über 30 Fällen haben der Verein bei Nebenkosten-Abrechnungen geholfen und in über 50 Fällen Unterstützung bei Ersatzbeschaffungen geleistet.

„Erschreckend zu erleben, wie viele Herner Haushalte ums tägliche Überleben kämpfen müssen“: Erich Leichner, Vereinsvorsitzender von „Herne hilft“.
„Erschreckend zu erleben, wie viele Herner Haushalte ums tägliche Überleben kämpfen müssen“: Erich Leichner, Vereinsvorsitzender von „Herne hilft“. © Funke Foto Services GmbH | Rainer Raffalski

Geplant habe der Verein für das vergangene Jahr „nur“ mit Hilfen in Höhe von 200.000 Euro, sagt Leichner. Mehr als doppelt so viel sei es dann geworden. „Selbst für mich, als ehemaligen Sozialarbeiter, war es erschreckend zu erleben, wie viele Herner Haushalte ums tägliche Überleben kämpfen müssen“, sagt Vereinsvorsitzender Leichner. Dabei habe er sicherlich nur die Spitze des Eisbergs mitbekommen. „Da aber auch im Jahr 2024 die Energiepreise und die Mieten steigen werden, gleichzeitig es aber keine neuen finanziellen Hilfen in dieser Größenordnung geben wird, wird eine Überschuldung vieler Herner Haushalte wohl unvermeidbar sein“, fürchtet er.

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Da für das von Oberbürgermeister Frank Dudda ins Leben gerufene Projekt „Herne solidarisch“ aber weiter Spenden eingingen, könnten auch weiterhin Stromkostenzuschüsse von einkommensschwachen Familien, Paaren und Einzelpersonen beantragt werden. Da dies in enger Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Herne geschehe, sei durch dieses Projekt zukünftig auch in Einzelfällen die Vermeidung von Stromsperren möglich. „Wenn die Antragstellenden zustimmen, nehme ich Kontakt mit Herrn Amann, dem Teamleiter des Forderungsmanagements bei den Stadtwerken, auf und wir suchen gemeinsam nach einer Lösung“, so Leichner über den Ablauf. Anträge könnten dienstags von 10 bis 12 und donnerstags von 14 bis 16 Uhr im Ehrenamtsbüro des Herner Rathauses gestellt werden.

Selbstverständlich helfe der Verein auch weiterhin immer dann, wenn eine andere öffentliche oder private Unterstützungsmöglichkeit nicht gegeben sei. Dabei könnten auch weiterhin Anträge in der Geschäftsstelle an der Schulstraße 16 - in den Räumen des Caritasverbandes - in Herne-Mitte gestellt werden. Über diese Anträge entscheide dann der Vorstand in seiner monatlichen Sitzung.

Alle Informationen über die Antragstellung bei „Herne solidarisch“ auf: herne.de/Stadt-und-Leben/Herne-solidarisch/.