Herne. In Herne soll den Menschen freies, öffentliches WLAN zur Verfügung gestellt werden. Wo das Netz aufgebaut und wie weit es reichen soll.
In den Fußgängerzonen in Herne gibt es noch immer kein öffentliches WLAN. Das soll sich jetzt ändern. Noch in diesem Jahr soll freies WLAN auf der Hauptstraße in Wanne starten, anschließend soll das System zügig auf die Bahnhofstraße in Herne-Mitte ausgeweitet werden. Von diesem Service, den die Stadt anbieten will, sollen nicht nur die Bürgerinnen und Bürger profitieren, die in den Zentren dann kostenfrei surfen können. Dadurch sollen auch die Innenstädte attraktiver, stärker genutzt und nicht zuletzt digitaler werden. „Öffentliches WLAN“, sagt Pierre Golz, Geschäftsführer von Herne.Digital zur WAZ, „ist die zentrale Infrastruktur der Zukunft.“
Die städtische Tochter Herne.Digital hat der Politik nun ein Konzept vorgelegt, wie das öffentliche WLAN aufgebaut und finanziert werden kann. Zur Verfügung stehen soll es auf dem 500 Meter langen Abschnitt der Hauptstraße zwischen Park- und Gerichtsstraße sowie in Teilen der Stichstraßen (siehe Grafik). Dazu sollen etwa zehn Router auf der Hauptstraße installiert werden. Die Router sollen, wenn möglich, an das Glasfasernetz der Stadt angeschlossen werden. Zum Start in diesem Jahr rechnet Herne.Digital mit Kosten in Höhe von 65.000 Euro. Zwischen 2025 und 2028 kämen dann weitere Folgekosten von jährlich rund 11.500 Euro für Strom und Wartung hinzu. Die nötigen Budgets seien bei der Haushaltsplanung für 2024 bereits beantragt worden, heißt es weiter.
Herne: Stadt will WLAN keinem Dienstleister überlassen
Das öffentliche WLAN, sagt Golz, habe drei Säulen: Erstens soll es den Bürgerinnen und Bürgern in den beiden Zentren einen Mehrwert geben, zweitens soll es den dort ansässigen Unternehmen zur Verfügung gestellt werden, und drittens soll es die Digitalisierung vorantreiben. Was Letztere angeht: Viele Projekte, die den Transport von Sensordaten voraussetzen, könnten dann leichter umgesetzt werden. Stichworte: Überwachung von Parkplätzen mit Sensoren, Aufbau von Bildschirmen mit Stadtinfos und Nachrichten oder Erhebung und Nutzung von Wetter- und Umweltdaten. Das Besondere sei, dass Herne, im Gegensatz zu vielen anderen Städten, das öffentliche WLAN selber aufbaue, betreibe und ausbaue, sagt der Herne.Digital-Chef. Das spare nicht nur Kosten, Herne bleibe damit auch sein eigener Anbieter und damit verantwortlich, müsse also in der Zukunft Daten und Dienstleistungen nicht teuer zukaufen: „Das ist ein Pfund.“
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Gibt die Politik grünes Licht für diese Pläne, dann würde eine alte Forderung endlich erfüllt. Schon vor zehn Jahren gab es Bestrebungen, den Bürgerinnen und Bürgern „kostenloses Drahtlos-Internet“ zur Verfügung zu stellen, wie es damals hieß. Konkret: „Politik und Stadt wollen kostenloses WLAN in Herner Zentren“, titelte die WAZ 2014. Motor waren damals die Piraten, die eine „Freifunk-Initiative“ gestartet hatten.
Die Ergebnisse waren dünn: In den Innenstädten gibt es noch immer kein einheitliches, freies WLAN. Einzelne Geschäfte bieten ihren Kundinnen und Kunden mittlerweile zwar WLAN-Zugänge an, die Netzabdeckung ist aber nicht flächendeckend, und beim Wechsel eines Ladenlokals müssen sich Menschen meist neu anmelden. Freies, einheitliches WLAN gibt es dagegen seit Sommer 2021 in den Bussen der HCR.
Am Zug ist nun der Ausschuss für Digitales, Infrastruktur und Mobilität: Die Stadt stellt in der kommenden Sitzung am Donnerstag, 18. Januar (16 Uhr, Volkshaus Röhlinghausen, Am Alten Hof 28) ihre Pläne für das WLAN vor, anschließend wird darüber abgestimmt. Gibt es dafür eine Mehrheit, dann soll das WLAN in Wanne-Mitte nach Möglichkeit im letzten Quartal 2024 in Wanne-Mitte aufgebaut werden, sagt Golz, der auch Leiter des städtischen Fachbereichs Digitalisierung ist. Im Idealfall soll das freie WLAN parallel in Herne-Mitte geschaffen werden. Wenn alles rund laufe, soll in beiden Zentren das kostenlose Surfen dann im ersten Quartal 2025 abgeschlossen sein.