Herne. In Herne plant die Stadt auf der Brache Blumenthal eine „Techno Ruhr International“ mit einem Campus. Auch einen neuen Park soll es geben.
Das Ganze sieht aus wie ein Stadtteil im Stadtteil: In Herne kann auf der Zechenbrache General Blumenthal eine „Techno Ruhr International“ gebaut werden. Das ist das Ergebnis einer Konzeptstudie, die das Büro Albert Speer + Partner für die Stadt Herne erarbeitet und nun vorgelegt hat. Zugleich präsentiert das renommierte Berliner Planungsbüro einen ersten Entwurf, wie die internationale Technologiewelt aussehen kann. Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda zeigt sich zufrieden. Albert Speer + Partner hätten gezeigt, dass die Vision der Stadt zur Zukunft der Brache realisiert werden könne: „Das freut mich sehr“, sagt er zur WAZ. In der kommenden Woche diskutiert die Politik über die Studie.
Zum Hintergrund: Südlich des Hauptbahnhofs Wanne-Eickel soll nach den Vorstellungen der Stadtverwaltung auf einer Fläche von über 25 Hektar die „Techno Ruhr International“ (TRI) entstehen, ein Mix aus Wissenschaft, Wirtschaft, Kongressflächen, Freizeitmöglichkeiten und Grün. Eine 1050 Meter lange Seilbahn soll das Areal mit dem Hauptbahnhof verbinden. Bis zu 4000 neue Jobs sollen dort angesiedelt werden. Wenn alles glattgeht, so der Oberbürgermeister, sollen die ersten Gebäude voraussichtlich ab 2027/28 gebaut werden - parallel zur Seilbahn.
Herne: Blumenthalpark soll Erholungsort werden
Die Konzeptstudie des Berliner Büros schlägt für Blumenthal eine Baufläche von 42 Prozent und einen Grünanteil von 58 Prozent vor. Konkret ist ein Campus mit drei flexiblen Baufeldern und eigenen Zentren sowie der Seilbahn-Station geplant, die ins Grün eingebettet sind. Auf dem Campus sollen Arbeitsplätze in Lehre, Forschung, Entwicklung und Wirtschaft in den Bereichen Umweltmedizin, Gesundheit und Chemie sowie neue Mobilität und Energie entstehen. Möglich seien dort unter anderem aber auch ein Hotel, Kita, Gastronomie oder eine E-Sport-Arena.
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Herz der Freifläche soll ein Blumenthalpark werden - als „zentraler Erholungsort für Mensch und Tier“, wie es heißt. Er soll zugleich ein Habitat für Kreuzkröten sowie eine Wasserfläche bekommen und nicht nur den Campus, sondern auch die angrenzenden Quartiere und nahe gelegenen Grünflächen wie den Dorneburger Park und Sportpark Eickel verbinden. In dem Park sollen auch „Aktivitätszonen“ für Spiel- und Sportmöglichkeiten sowie Joggingwege eingerichtet werden. Die heutigen Waldstrukturen im nord- und südöstlichen Bereich sollen zu einem großen Teil erhalten bleiben.
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Ein Fragezeichen steht noch hinter der Fläche des Kraftwerks Shamrocks. Für den Fall, dass es abgerissen werden kann, wurde es vorsorglich als Optionsfläche in die Konzeptstudie einbezogen. Das Kraftwerksareal biete die Chance, „Engstellen zu entkräften, eine stärkere Verknüpfung zur Nachbarschaft herzustellen, die Arbeitsplatzanzahl zu erhöhen“, heißt es in der Studie.
Angebunden werden soll der Campus über die Kreuzung Dorstener Straße/Bielefelder Straße sowie die Kastanienallee. Im Fokus der Mobilität stünden jedoch innovative, klimafreundliche Verkehrsarten, das Stichwort hier lautet Seilbahn. Sie soll eine urbane Hochbahn werden und mit einem üblichen Nahverkehrsticket nutzbar sein. Darüber hinaus sei das Areal in das bestehende Busliniennetz eingebunden, heißt es in der Studie weiter. Um den Campus möglichst autoarm zu gestalten, seien nicht zuletzt „Mobilitätsknoten“ an den Eingängen vorgesehen, die Parkmöglichkeiten bieten und den Umstieg auf aktive Mobilitätsformen ermöglichen.
Und wie geht es weiter? „Jetzt ist die Politik am Zug“, sagt OB Dudda zur WAZ. Gemeint ist: Am Dienstag, 16. Januar, wird die Studie zunächst den beiden Ausschüssen für Planung und Stadtentwicklung sowie Umweltschutz und der Bezirksvertretung Eickel in einer gemeinsamen Sitzung im Volkshaus Röhlinghausen (Am alten Hof 28) vorgestellt. Beginn der öffentlichen Sitzung ist um 15 Uhr. Dort können die Vertreterinnen und Vertreter der Parteien auch über die Konzeptstudie diskutieren und gegebenenfalls Änderungsvorschläge einbringen. Das letzte Wort hat dann am 20. Februar der Rat. Er entscheidet darüber, ob die Studie so beschlossen wird. Wenn ja, dann geht es an die Detailplanung für die Techno Ruhr International.
Auch bei einer Zustimmung des Rates würde die Konzeptstudie von Albert Speer + Partner nicht eins zu eins übernommen, sagt der OB. Das Ganze sei „ein erster Grobentwurf“ - allerdings ein „sehr, sehr interessanter“, wie er anfügt. Konkret ausgearbeitet werden müssten dann die Pläne für die Gebäude und Straßen, aber unter anderem auch für die Gestaltung der Freiräume.
>>> Blumenthalpark mit Hügel und Habitat für Kreuzkröten
Mittelpunkt des geplantes Blumenthalparks soll ein 4,2 Hektar großer und zehn Meter hoher Hügel werden, heißt es in der Konzeptstudie. Zusammengetragen und aufgeschüttet werden sollen dort die verunreinigten Böden, die auf dem Areal verteilt aus der Zeit des Bergbaus stammen. Der Hügel soll ein sogenanntes Sicherungsbauwerk werden: Die verunreinigten Böden werden dabei aufgeschüttet, abgeschirmt und mit einer schadstofffreien Erdschicht überdeckt.
Auf der Brache hat sich die geschützte Kreuzkröte angesiedelt, die karge, offene und kiesige Flächen bevorzugt. Sie Kröte soll auf dem Areal verbleiben und neben dem Park entlang der Gleisanlagen ein zusätzliches Biotop erhalten. Westlich angrenzend an den Park soll außerdem eine 1,6 Hektar große Fläche für die Wasserhaltung verbleiben. Sie soll der Kontrolle und Sicherung von Grubenwasser dienen, heißt es.