Herne. Das Herner Geschäft SMW Wolle ist eins der letzten seiner Art. Der Inhaber wollte sich in demnächst zurückziehen. Warum er weitermacht.
Seit mehr als 30 Jahren ist Rolf-Michael Schirp mit seinem Fachgeschäft SMW Wolle in der Herner Innenstadt vertreten. Vor einigen Monaten hatte er angekündigt, sich doch zur Ruhe zu setzen. Nun macht er erstmal weiter.
Zur Erinnerung: Der kleine Laden in der Stadt-Galerie am Robert-Brauner-Platz ist für Freundinnen und Freunde des Häkelns, Strickens und Nähens einer der letzten Fixpunkte im gesamten Ruhrgebiet, denn diese Art der Spezialisierung stirbt langsam aus. Allein rund 360 Wollqualitäten hat Schirp im Angebot, dazu kommen Knöpfe, Garne und Nadeln in den unterschiedlichsten Größen. Mit der Beratung könnten er und seine Frau sich gegen die Konkurrenz aus dem Internet behaupten.
Mit 79 Jahren noch jeden Tag im Geschäft
Allerdings ist Schirp mittlerweile 79 Jahre alt. Dass er in diesem Alter noch jeden Tag im Laden steht, liege daran, dass es ihm einfach Spaß mache. Dennoch stand sein Entschluss im Frühjahr fest: Aufgrund seiner angeschlagenen Gesundheit wolle er sich zurückziehen und das Geschäft im Idealfall an eine Nachfolgerin übergeben, sagte Schirp der Herner WAZ-Redaktion. Um den Übergang nahtlos zu gestalten, würde er mit seiner Frau noch mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ansonsten werde es einen Räumungsverkauf geben.
Die Reaktionen auf die Berichterstattung sei sagenhaft gewesen, erzählt Schirp nun im Gespräch mit der WAZ. Kundschaft aus der ganzen Region hätte sich gemeldet und ihm gewünscht, dass er eine Nachfolgerin findet - was offenbart, dass es durchaus einen Bedarf und eine Nachfrage für Wolle und Garne gebe. Es hätten sich auch drei Interessentinnen gemeldet, so Schirp. Doch nachdem sie die Zahlen - Umsatz, Miete, etc. - gehört hätten, hätten sie abgewunken.
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Also hätte in den kommenden Wochen eigentlich der Räumungsverkauf starten sollen, doch der fällt erst einmal aus. Der Grund seien die Modalitäten im Mietvertrag. Aufgrund der Kündigungsfrist ende der Mietvertrag erst zum 30. April 2025. Das heißt: Rolf-Michael Schirp wird weiterhin die Kundschaft beraten. Das zusätzliche Jahr gebe ihm aber mehr Zeit für die Nachfolgesuche. „Ich frage schon Kunden, ob sie sich umhören können. Ich gebe die Hoffnung nicht auf.“