Herne. Viele Herner sind krank: Erkältung, Grippe, Corona. Nun sollen sie sich telefonisch krankschreiben lassen können. Was dabei geht – und was nicht.

  • Nun sollen sich kranke Menschen wieder telefonisch krank schreiben lassen können.
  • Der Hausarzt muss den Anrufer aber überprüfen und ihn persönlich kennen.
  • Die Krankschreibung ist am Telefon für maximal sieben Tage möglich.

Arztpraxen und Wartezimmer sind überfüllt, akute Atemwegserkrankungen und Corona sind auf dem Vormarsch. Ab diesem Donnerstag, 7. Dezember, sollen sich Menschen wieder telefonisch eine Krankmeldung besorgen können – so wie das bereits in der Corona-Pandemie möglich war. Dr. Markus Bruckhaus-Walter vom Ärzteteam der Praxis Herner Hausärzte in Herne-Mitte sowie Veronika Hensing, Leiterin der Beratungsstelle Herne der Verbraucherzentrale NRW, erklären den Umgang mit der neuen Regelung.

Für welche Erkrankungen gilt die elektronische Krankmeldung?

Während der Corona-Pandemie galt die telefonische Krankschreibung beim Hausarzt nur für milde Atemwegsprobleme, sagt Veronika Hensing. Nun soll die telefonische Krankschreibung auch bei anderen Krankheiten ohne schwere Symptome möglich sein, wie zum Beispiel Magen-Darm-Infektionen. Bei schweren Krankheitsfällen müssten Patientinnen und Patienten weiterhin in die Arztpraxis kommen oder, wenn notwendig, einen Hausbesuch vereinbaren. In die Praxis könnten Kranke generell aber natürlich auch ohne schwere Symptome kommen, sagt Dr. Bruckhaus-Walter. Die telefonische Krankschreibung sei keine Pflicht: „Wenn ein Patient vorbeikommen möchte, wird ihm das nicht verwehrt.“

Welche Voraussetzung gilt für die elektronische Krankschreibung?

Arztpraxen dürfen nur dann telefonische Krankschreibungen ausstellen, wenn sie die Patientinnen und Patienten kennen: „Man muss daher innerhalb der letzten zwei Jahre mindestens einmal in der Arztpraxis gewesen sein“, so Veronika Hensing. Die telefonische Krankschreibung gelte normalerweise für maximal sieben Tage. Eine längere Frist sei möglich, wenn jemand zuvor persönlich in der Praxis untersucht worden sei. Hausarzt Dr. Markus Bruckhaus-Walter sagt, dass er seine Patientinnen und Patienten nach einer elektronischen Krankschreibung anschließend zum Kontrolltermin bitte.

„Unsinn, nach draußen zu gehen“: Hausarzt Dr. Markus Bruckhaus-Walter.
„Unsinn, nach draußen zu gehen“: Hausarzt Dr. Markus Bruckhaus-Walter. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Ist Missbrauch durch die elektronische Krankschreibung möglich?

Das könne nicht ausgeschlossen werden, sagt Bruckhaus-Walter. Das gelte aber auch dann, wenn Menschen in die Praxis kommen, um sich krankschreiben zu lassen. Die Patientinnen und Patienten der Herner Hausärzte könnten sich bereits seit einigen Wochen wieder telefonisch krankschreiben lassen, und das Ergebnis sei sehr positiv. Ihm sei kein einziger Missbrauch bekannt. Arztpraxen, so sagt Verbraucherschützerin Hensing, müssten in jedem Fall überprüfen, dass die Anruferin oder der Anrufer auch tatsächlich diejenige oder derjenige ist, für den sie oder er sich ausgebe.

+++ Nachrichten aus Herne – Lesen Sie auch: +++

Welchen Vorteil hat die elektronische Krankschreibung?

Ganz einfach: In den Wartezimmern sitzen weniger Kranke. Viele Menschen befürchteten, dass sie sich beim Arztbesuch eine Erkältung holen oder gar mit Grippe- und Corona-Viren anstecken, sagen Bruckhaus-Walter und Hensing. Außerdem bleibe es Kranken, die ins Bett gehören, auf diese Weise erspart, ihre Hausärztin oder den Hausarzt aufzusuchen, so der Mediziner. Das sei für viele eine Belastung: „Da ist es Unsinn, nach draußen zu gehen.“ Nicht zuletzt entlaste eine telefonische Krankschreibung auch die aktuell überfüllten Praxen; weniger Menschen müssten vorstellig werden.

Arbeitgeber können die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung bei der gesetzlichen Krankenkasse abrufen: Veronika Hensing, Leiterin der Verbraucherzentrale in Herne.
Arbeitgeber können die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung bei der gesetzlichen Krankenkasse abrufen: Veronika Hensing, Leiterin der Verbraucherzentrale in Herne. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Wie funktioniert die elektronische Krankmeldung?

Bei einer telefonischen Krankschreibung versenden viele Arztpraxen die Krankmeldung meist per Post oder E-Mail an die Patientin oder den Patienten, sagt Veronika Hensing. Die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung übermittele die Arztpraxis elektronisch an die gesetzliche Krankenkasse der Versicherten. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer teilen ihrem Arbeitgeber – so wie es im Unternehmen geregelt sei – ihre Erkrankung und die Krankschreibung mit. Arbeitgeber könnten dann elektronisch die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung bei der gesetzlichen Krankenkasse abrufen.