Herne. Seit 2015 fördert das Talentkolleg in Herne junge Menschen. Welchen Weg haben die Talente der frühen Generation genommen? Celine Jakert erzählt.
Das Talentkolleg Ruhr (TKR) in Herne fördert seit Sommer 2015 junge Menschen beim Übergang von der Schule in eine Berufsausbildung oder ins Studium. Was ist aus den Talenten der ersten Generation geworden? Die Herner WAZ-Redaktion hat eins getroffen.
Eine Diskussion mit einer Ministerin und vor voll besetzter Tribüne zu moderieren - das war vor einigen Jahren für Celine Jakert außerhalb ihrer Vorstellungskraft. Ende Oktober wurde es Realität. Die 22-Jährige Hernerin sprach in den Flottmann-Hallen unter anderem mit NRW-Schulministerin Dorothee Feller über die Entwicklung des Talentkollegs in Herne - „ihres“ Talentkollegs, denn Jakert ist eine Ehemalige. Und die Tatsache, dass sie so eine Gesprächsrunde moderierte, offenbart, welche Wege die Talente gehen können.
Jakert kam 2017 - also in der Frühphase - durch das Talentscouting mit dem TKR in Kontakt. Celine hatte die Realschule Strünkede abgeschlossen und war zur Erich-Fried-Gesamtschule gewechselt. Die Förderung nahm sie auf zwei Ebenen in Anspruch: So habe sie festgestellt, dass ihre Lücken in Englisch größer waren als sie vor dem Schulwechsel gedacht hatte - eine „5“ in Englisch war eine neue Erfahrung. Am Talentkolleg konnte sie in einem „sicheren Raum“ lernen und so die Lücke schließen.
„In einem Studium habe ich mich gar nicht gesehen“
Daneben hatte sie zum Zeitpunkt des Wechsels noch keine Vorstellung, in welche Richtung es für sie beruflich gehen soll. Sie habe zunächst an etwas mit Fotografie gedacht, den Gedanken dann allerdings wieder verworfen, weil sie am eigenen Können gezweifelt habe. „In einem Studium habe ich mich gar nicht gesehen“, blickt sie im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion zurück. Eher im praktischen Bereich. Allerdings sei ihr immer klar gewesen: „Ich will etwas bewirken mit meiner Arbeit.“ Mit ihrem Talentscout habe sie darüber diskutiert, welcher Bereich für sie Frage kommen könnte. Die Antwort: ein Duales Studium der sozialen Arbeit neben einer Ausbildung bei einem Jugendamt.
Das Problem: Viele Städte - inklusive Herne - bieten Online-Einstellungstests. Doch die sind gar nicht Celines Sache, mehrfach viel sie durchs Raster. Die Stadt Gelsenkirchen bot dagegen ein persönliches Vorstellungsgespräch an, das die Hernerin prompt meisterte. Die Unterstützung des Talent-Kollegs habe ihr das nötige Selbstbewusstsein für solche Situationen gegeben. 2020 sei sie von der Stadt Gelsenkirchen eingestellt worden, an der Fachhochschule in Dortmund absolviert sie ihr Studium. Den Bachelorabschluss im kommenden Jahr hat sie fest im Blick, schon jetzt plant sie, danach den Master dranzuhängen. „Das hätte ich früher nie gedacht, weil ich mir das nicht zugetraut hätte.“
Engagement in der Jugendvertretung der Stadt Gelsenkirchen
Neben ihrer Arbeit im städtischen Kita-Bereich engagiert sich Celine Jakert in der Jugend- und Auszubildenden-Vertretung der Stadt Gelsenkirchen. „Ich will Azubis und Praktikanten begleiten“, sagt sie. So langsam entwickelt sie sich selbst zu einem Scout, die Tipps und Tricks weitergeben kann. Sie selbst blicke mit Dankbarkeit auf ihre Zeit im Talentkolleg zurück. „Ohne das Talentkolleg wäre ich heute nicht dort, wo ich jetzt bin.“